Im Schloss aus Glut und Leidenschaft
Ankleidezimmer geschlossen zu halten. Im Licht der Kerzen ließ sie das kleine ovale Seifenstück langsam über ihren Arm gleiten. Gabriel hatte begonnen, ein Feuer in ihrer Kammer anzufachen, daher würde sie sich nicht erkälten, wenn sie aus dem Bad stieg.
Er hatte auch gesagt, er würde ihr Bett machen. Seltsamer Mann. All dies war äußerst merkwürdig. Sie lehnte den Kopf an den Rand des Zubers, noch immer erstaunt über die Dinge, die er ihr erzählt hatte, und erfüllt von dem beunruhigenden Gefühl, das etwas Bedrohliches über ihr schwebte.
Hätte Leon ihr in den verworrenen Momenten ihrer Flucht einen anderen Code zugerufen, sie hätte nicht diesen Ort gefunden. Stattdessen war sie durch eine unvorhersehbare Fügung des Schicksals hierhergekommen und konnte sich sicher unter dem Schutz eines ausgezeichneten Kriegshelden wähnen - eines Mannes, der nicht nur Erfahrungen als Leibwächter in diplomatischen Diensten hatte, sondern außerdem auch familiäre Bindungen zu einem der Lords des Außenministeriums, der an dem geheimen Treffen im Schloss vergangene Nacht hätte teilnehmen sollen. Sie war Lord Griffith bisher nicht begegnet, aber sie kannte seinen Namen. Und das war noch nicht alles.
Durch seine Dienstzeit in Indien verfügte Gabriel über Kenntnisse in östlicher Kriegsführung. Die englischen Diplomaten, mit denen sie bisher zu tun hatte, waren geprägt durch westliche Vorstellungen, wie ein Kampf zu führen war. Sie schienen die wilden östlichen Gefechtstechniken nicht zu verstehen, bei denen es nur darum ging zu gewinnen - um jeden Preis, koste es, was es wolle. Wenn sie, wie sie vermutete, von Ali Pascha angegriffen wurde, dann war der Eiserne Major genau die Art von erfahrenem Verbündeten, die sie brauchte.
Vor allem aber war dies ein Mann, der den Tod selbst besiegt hatte, jenen schwarzen Schatten, der ihr so viel genommen hatte. Sie staunte über seinen geheimnisvollen Blick in die andere Welt, und über seine Worte, dass es noch etwas für ihn zu tun gab, eine Aufgabe, die bislang nicht erfüllt worden war, die er aber erledigen musste.
Sie glaubte zu ahnen, was das sein konnte.
Nein, dachte sie und schüttelte energisch den Kopf. Es waren schon genug Menschen gestorben, die sie liebte. Das konnte sie nicht von ihm verlangen.
Sie wollte nicht, dass er da hineingezogen wurde, nicht nach allem, was er erlebt hatte. Ein Gedanke an die schreckliche Narbe, die sie auf seinem Körper gesehen hatte - das allein genügte, sie daran zu hindern, ihn um seine Unterstützung zu bitten.
Dieser Mann war schon durch die Hölle gegangen. Wegen seines Mutes hatte er bereits genug Blut vergossen. Wie er gesagt hatte, wollte er jetzt nur noch in Frieden leben, und diese Chance verdiente er. In Frieden leben, das war etwas, das sie ebenfalls für ihr Volk wollte.
Daher beschloss sie, dass sie ihm nicht sagen konnte, wer sie wirklich war, so gern sie das auch getan hätte - und seit ihrem Wissen über ihn mehr denn je. Er hatte ihr Vertrauen gewonnen, aber es ging nicht einzig nur darum, dass sie geschützt war.
Jetzt musste sie ihn beschützen.
Sie wusste genug über Gabriel Knight, um zu erkennen, dass seine Ehre ihn dazu bringen würde, sich einzumischen, wenn sie ihm ihre Situation erklärte, und sie gelobte sich von ganzem Herzen, dass sie ihn nicht in den Alptraum hineinziehen würde, dem ihre Familie bislang ausgesetzt war.
Es schmerzte sie, daran zu denken, was er alles erlitten, wie er beinahe sein Leben für das seines Bruders gegeben hatte. Dieser Krieger hatte die Waffen gestreckt, und sie respektierte sein Verhalten.
Selbst für ihr Volk und die damit verbundenen eigenen drängenden Ziele wollte sie sich nicht dazu bringen lassen, das Recht dieses Mannes auf Frieden und Heilung einzuschränken. Es war nicht nötig, ihn in diese Geschichte mit hineinzuziehen und ihn noch weiteren Gefahren, noch weiterer Gewalt auszusetzen - ganz zu schweigen davon, dass er sich freiwillig als Zielscheibe hergeben müsste für die gesichtslosen Feinde, die es nach ihrem Blut dürstete.
Nein, so gern sie ihm auch die Wahrheit gesagt hätte, ihre Identität musste geheim bleiben.
Sie hatte ihn schon genügend gefährdet, indem sie sich hier auf dem Bauernhof versteckte.
Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, das Vertrauen in ihre griechischen Wachen zu verlieren. Draußen war sie schwach geworden, hätte sich beinahe von ihrer Angst überwältigen
Weitere Kostenlose Bücher