IM SCHLOSS DES FRANZÖSISCHEN MILLIONÄRS
überhaupt nicht, warum die Leute sich sein Verhalten bieten lassen.“
„Er hat eben im Moment das Sagen.“ Seine Dreharbeiten sollten abgeschlossen sein, bevor die Stars und der Regisseur eintrafen.
„Auch wenn er das Sagen hat, ist das noch lange kein Grund, sich wie ein Tyrann aufzuführen.“
„Für ihn offenbar doch.“
„Macht darf man nie missbrauchen“, kommentierte Alec und schaltete einen Gang höher.
Schweigend sah Charlotte ihn an.
„Was ist?“, fragte er.
„Sie haben auch Macht“, erwiderte Charlotte. Wie er wohl mit seinen Angestellten umgeht?, fragte sie sich. Immerhin hatte er sich von vornherein ausbedungen, dass seine Bediensteten keine Zusatzarbeit durch die Filmaufnahmen haben durften.
„Macht und Geschwindigkeit“, sagte er und trat aufs Gaspedal, um einen Lastwagen zu überholen. Charlotte krallte sich am Türgriff fest.
„Nervös?“
„Nicht wirklich.“ Am Steuer strahlte Alec eine ungeheure Selbstsicherheit aus. Na ja, nicht nur am Steuer, wie Charlotte sich insgeheim eingestehen musste. Sie vertraute darauf, dass er seine Grenzen – und die seines Wagens – genau kannte.
„Ich passe schon auf, dass Ihnen nichts zustößt“, versicherte er ihr ernsthaft. „Ich würde Ihnen niemals wehtun.“
Sie verstand die versteckte Anspielung. „Wie können Sie da so sicher sein?“
„Macht bringt Verantwortung mit sich“, antwortete er. „Ich bin zu beidem erzogen worden.“
Aber konnte sie ihm wirklich in jeder Hinsicht trauen? Auch was das brennende Verlangen nacheinander anging? Schließlich wusste sie nicht einmal, wo er mit ihr hinfuhr. Vielleicht waren sie schon auf dem Weg zu einer abgeschiedenen kleinen Pension, wo er sie verführen wollte. Eigentlich sollte sie diesem selbstgefälligen Kerl sagen, dass sie an einem Schäferstündchen nicht interessiert war.
Er betätigte den Blinker und bog von der Hauptstraße ab.
Ja, vielleicht sollte sie ihm das sagen. Aber nicht gerade jetzt.
Die Straße rauschte an ihnen vorbei. Sie fuhren an einem Hotel vorüber, dann an einem Gasthof und an einer kleinen Pension.
Doch zu ihrer Überraschung bog Alec auf den Parkplatz eines Maklerbüros ein.
„Hier wollten Sie hin?“, fragte sie und zog eine Augenbraue hoch.
„Ja, zu meinem Freund Ronaldo“, gab Alec zurück. „Er weiß, wo man hier in der Gegend kurzzeitig etwas anmieten kann.“
„Oh.“ Sie kam sich unsagbar dumm vor. „Ein Makler.“
„Was hatten Sie denn gedacht?“
„Genau das“, antwortete sie hastig. „Genau das habe ich gedacht.“
Er lächelte vielsagend, und sie errötete.
4. KAPITEL
Alec wollte unbedingt mit Charlotte schlafen. Der Kuss am Morgen hatte ihm einen Vorgeschmack darauf gegeben, wie überwältigend es sein würde, sich mit ihr zu vereinigen. Er sah ihr an, dass sie diese ganz besondere Magie auch gespürt hatte. Und jetzt würden sie stundenlang allein sein – fort von den vielen Menschen im Schloss. In der Stadt gab es genug Hotels und verschwiegene Pensionen, wo sie sich für ein paar unvergessliche Stunden einquartieren könnten.
Aber irgendetwas hielt ihn zurück, und er hatte keine Ahnung, was es war. Für einen Mann wie ihn war es normalerweise kein Problem, eine Frau ins Bett zu bekommen. Dabei kam ihm natürlich zugute, dass er ungeheuer reich war, aber das spielte für ihn keine Rolle. Doch jetzt …?
Vielleicht wurde er allmählich alt. Oder er wollte sich vormachen, dass es mit Charlotte etwas anderes war – keine simple Bettgeschichte –, dass er sie nicht nur schmerzlich begehrte und sie ihn nicht manipulierte.
Aber das machte keinen Sinn, schließlich kannte er sie kaum. Vielleicht beeindruckte sie ja nur sein Reichtum – genau wie die vielen anderen Frauen vor ihr. Nur weil sie Raines Freundin war, nur weil sie klug und witzig war, dabei aber auch liebenswert verletzlich, musste sie ja nicht anders sein als andere Frauen.
Dennoch widerstand er der Versuchung, sie zu einem amourösen Stelldichein zu überreden und sah sich mit ihr drei Gebäude an, die zu mieten waren.
Das erste war eine alte umgebaute Mühle am Fluss.
„Fantastisch“, schwärmte Charlotte, als sie das Gebäude betraten. Der polierte Holzfußboden glänzte, und die Möbel strahlten Gemütlichkeit aus.
„Meinen Sie nicht, dass es zu klein ist?“, fragte Alec.
„Es hat so etwas Altmodisch-Charmantes“, sagte Charlotte und betrat die Küche. Die Schränke waren abgenutzt, und auch die Fliesen auf dem Boden hatten definitiv
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