Im Schloss unserer Liebe
Rafaels Partnerin?
„Meinen Sie, dass ich Matty einen bleibenden Schaden zufüge, wenn ich Jeans trage?“
„Nein, ich …“
„Dann bin ich beruhigt.“ Sie wandte sich an ihren Sohn. „Matty, ich bin deine Mutter, aber ich möchte keine Prinzessin sein und werde auf keinen Fall eine Krone aufsetzen.“
„Aber einen Mantel könnten Sie vielleicht …“ Rafael brach ab, weil Kelly ihm einen drohenden Blick zuwarf.
„Matty, du und dein Onkel, ihr gehört zum Fürstenhaus. Ich werde mich im Hintergrund halten und zuschauen.“
„Dabei werden Sie sich schrecklich langweilen, Kelly.“
„Gewiss nicht.“
„Aber was willst du machen?“, fragte Matty.
Noch neugieriger und verständnisloser als der Junge sah Rafael sie nun an. Kelly war es nur recht. Sollte dieser Mann ruhig den Übermut verlieren! Er hatte sie geküsst. Er konnte ihr gefährlich werden. Wenn das nicht Grund genug war, sich für die nächsten zwanzig Jahren in Sack und Asche zu kleiden!
„Ich habe darüber nachgedacht“, sagte sie ernst, „und mich entschlossen, Bücher zu schreiben.“
„Bücher“, wiederholte das Kind ausdruckslos.
„Matty, ich bin Historikerin und werde Forschung betreiben. Bestimmt gibt es in deinem Schloss eine nette, ruhige Dachstube, in der ich nach Herzenslust schreiben kann. Ich bin also immer in deiner Nähe und für dich da, sobald du mich brauchst.“
„Das geht unmöglich“, mischte sich Rafael ein.
„Warum nicht?“
„Ich habe angenommen …“
Sie zog die Brauen hoch. „Alp de Ciel ist Ihr Fürstentum, nicht meines. Erwarten Sie von mir nichts anderes als Liebe für meinen Sohn. Das ist nämlich alles, wozu ich bereit bin.“
Natürlich flogen sie erster Klasse. Kelly saß am Fenster neben einem japanischen Geschäftsmann, Rafael und Matty machten es sich auf der anderen Seite des Ganges bequem und schliefen bald ein.
Kelly fand keine Ruhe. Sie fühlte sich elend.
Nach der Landung in Alp de Ciel warteten Presse und Fernsehen auf Rafael. Mit Mattys Anwesenheit hatte offenbar niemand gerechnet.
Kelly hielt sich unauffällig in der Nähe des Gepäcks und hätte sich am liebsten in einen Koffer verwandelt, als Rafael ihr ein heimliches Zeichen gab, damit sie in letzter Sekunde zu ihnen in die Limousine stieg. Bevor die Fotografen darauf reagieren konnten, waren sie schon losgebraust.
In eine Ecke des Wagens gekauert betrachtete Kelly die vorbeiziehende Landschaft und verfiel wieder dem Zauber ihrer Schönheit.
Von der Küste mit seinen malerischen Fischerdörfern erstreckte das lieblich gewellte Tiefland seine saftigen, fruchtbaren Weiden bis an den Fuß der Berge. In Alp de Ciel ragten die Gipfel fast bis in den Himmel, was dem Land seinen Namen eingebracht hatte, und trugen, wie jetzt im späten Frühling, noch Schnee.
Schon bei ihrem ersten Besuch hatte es Kelly bis zur Sprachlosigkeit beeindruckt und entzückt. Auch die Bewunderung für dieses Land und seine romantische Natur hatten es Kass leicht gemacht, Kelly zu erobern.
Doch diesmal durfte sie sich nicht betören lassen. Nicht von der Schönheit des Landes, schon gar nicht von einem de Boutaine.
„Es ist nicht alles so wunderbar, wie es aussieht“, sagte Rafael, als Kelly die Stirn gegen die Fensterscheibe lehnte.
Sie warf ihm einen unsicheren Blick zu. „Aber es ist herrlich hier.“
„Oberflächlich besehen, ja. Wissen Sie, wie Kass seine letzten Spielschulden bezahlt hat? Er ließ den Hang in der Nähe der Stadt roden. Zur Schneeschmelze gab es bereits zwei kleinere Erdrutsche. Aber das ist nur ein Problem von vielen.“
Kelly entdeckte die hässlichen und gefährlichen Wunden, die kahlen Stellen, wo zuvor prächtige Nadelbäume gestanden hatten. Aber wollte sie sich Sorgen machen? Um die hier lebenden Menschen? Um dieses Land?
Sie gehörte nicht hierher.
Sie wollte sich nicht einmischen.
„Es ist Ihnen nicht gleichgültig“, sagte Rafael leise.
„Doch, inzwischen …“
„Sie brauchen es nicht abzustreiten. Niemand wird Sie hier zu irgendetwas zwingen. Die Bewohner des Städtchens können sich sehr gut alleine behelfen. Sie brauchen keine Gedanken an diese Menschen zu verschwenden.“ Er verzog das Gesicht. „Tragen Sie ruhig sackähnliche Pullis, und verkriechen Sie sich in einer Dachstube. Alles wird respektiert.“
„Darf Mama wirklich diesen Pulli tragen?“, fragte Matty erstaunt.
„Es geht nur sie etwas an.“
„Aber Ellen wird sagen, dass es nicht fürstlich aussieht.“
„Matty, Ellen wird
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