Im Schloss unserer Liebe
Schwierigkeiten.“
Meinte sie, was sie sagte? Hatte er nicht Zweifel und Unsicherheit in ihrer Stimme vernommen?
„Was an mir magst du nicht?“, fragte er und gab ihr Zeit zum Nachdenken. Er selbst hatte sich entschieden.
Ja, sie war einmal Kass’ Frau gewesen. Sein Cousin hatte seinen Platz in ihrer Vergangenheit. Davon ging bis heute Unheil aus. Vielleicht konnte er helfen, es zu besiegen. Jedenfalls sah er in ihr nicht mehr die Witwe von Kass, sondern Kelly. Kelly, die ihm in klobigen Stiefeln, Reifröcken, im eleganten Kleid oder weiten Pulli gefiel, und ganz besonders, wenn sie selbstvergessen einen Schulbus bastelte.
„Ich habe deinen Schulbus zu Ende gebaut“, sagte er. „Komm und schau ihn dir an.“
„Ich kann nicht.“
„Warum nicht?“
„Ich traue mir nicht.“
„Dann vertrau mir.“
„Wie soll ich dir denn trauen?“ Plötzlich war sie aufgebracht. „Du hast mich hinters Licht geführt und mich glauben lassen, du seiest ein Schürzenjäger wie alle de Boutaines. Nur, weil ich damit gerechnet habe, dass du mit deinen Frauengeschichten Matty und mich aus den Schlagzeilen hältst, bin ich hergekommen. Und erst als ich schon hier war und Anna dir deine Werkstatteinrichtung brachte, habe ich erfahren, dass sie nicht deine Geliebte ist. Sag mir einen Grund, warum ich dir vertrauen sollte, wenn nicht mal Anna ein gutes Haar an dir lässt?“
„Versuch es einfach.“
„Das habe ich schon. Es jagt mir Angst ein, dass ich dir vertraue.“
Er lächelte, zog sie an sich, hielt sie ihn seinen Armen und genoss ihre Wärme, den Duft ihres Haars. Wenn sich ihr Herzschlag beruhigt hatte, würde sie sich vielleicht entschließen, den Kopf zu heben, um sich von ihm küssen zu lassen.
„Es ist noch zu früh“, flüsterte sie.
Er nickte.
„Ich kenne dich doch kaum.“
„Als du Kass heiratetest, hast du ihn auch nicht …“
„Das habe ich befürchtet.“ Sie befreite sich aus seiner Umarmung. Rafael hätte sich auf die Zunge beißen mögen.
„In diese überstürzte Hochzeit hätte ich nie einwilligen dürfen. Es war idiotisch von mir und gibt dir nicht das Recht zu erwarten, dass ich mit dir ins Bett springe.“
„Ich erwarte gar nichts.“
„Aber du möchtest es, oder?“
„Ja“, gab er zu. Alles andere wäre eine glatte Lüge gewesen.
„Erwartest du, dass ich dich küsse?“
„Nein, ich hoffe es.“
„Schlag es dir aus dem Sinn, Rafael.“
„Das kann ich nicht“, bekannte er. „Kelly, das kann ich nicht. Anfangs hielt ich mich deshalb für verrückt. Aber es ist nun mal so. Ich empfinde etwas für dich.“
„Ach, das bildest du dir nur ein, weil du nicht allein auf dem Thron sitzen willst.“
Er dachte nach. „Das kann nicht stimmen, Kelly. Denn auf dem Thron würde sich eine Frau … mit so einem Pulli überhaupt nicht gut machen.“
Kelly holte tief Luft und lachte, wurde aber gleich wieder ernst. „Ich will nicht ins Rampenlicht.“
„Versteck dich weiterhin in solchen Säcken, und alle werden dich übersehen.“
„Wenn ich in deiner Nähe bin, werden sie …“
„… eher Fotos von meinen Zierdegen machen.“
„Rafael, ich meine es ernst. Ich will nicht.“
„Was, Liebste? Was willst du nicht?“
„Dich. Ich traue mir selbst nicht über den Weg, Rafael. Wenn du lächelst, finde ich dich unwiderstehlich. Ich hätte nicht herkommen dürfen. Ich hätte standhaft bleiben müssen. Aber als ich dich zu den Stallungen gehen sah, hat es mich hergezogen. Mattys Jacke war nur eine Ausrede. Verstehst du? Und wenn ich dir jetzt ein klein bisschen entgegenkomme, wirst du mich bis zur Besinnungslosigkeit küssen.“ Sie trat einen Schritt zurück. „Wie soll ich eine Beziehung zu Matty aufbauen, wenn ich unter öffentlicher Beobachtung stehe? Was soll aus uns werden?“
„Wir könnten uns heimlich küssen“, schlug er vor.
Kelly runzelte die Stirn. „Jederzeit, wenn du wieder auf ein Pferd steigst.“
„Werde ich nicht.“
„Aus gutem Grunde. So wie ich gute Gründe habe, nie wieder zu reiten. Wir finden nicht zusammen, Rafael.“
„Aber unsere Gefühle …“
„Ich gehe jetzt schlafen“, unterbrach sie ihn.
Hinter ihm wieherte ein Pferd, und der Blick, den sie dem Tier zuwarf, sprach Bände.
„Du liebst sie ja immer noch.“
„Weil ich unverbesserlich bin“, gab sie zu. „Tamsin kann ich nicht vergessen.“
„Und Kass?“ Diese Frage hatte er nicht unterdrücken können.
„Den schon. Den habe ich überwunden. Ich wünschte, ich
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