Im Schloss unserer Liebe
Reformen darauf vorbereiten, damit …“
„He …“
„Das würde von Ihrer Seite natürlich eine ernsthafte Verpflichtung erfordern.“
„Ich will und kann mich …“
„… nicht festlegen. Ich weiß.“ Crater nahm damit Rafael den Wind aus den Segeln. „Bedenken Sie, welche Möglichkeiten für Gespräche sich ergeben, wenn die Prinzenpaare der drei Länder bei uns zu Besuch sind. Die Krönung …“
„Sie überrumpeln mich.“
„Nein, Sir.“ Crater machte ein trauriges Gesicht. „Das kann und will ich nicht. Ich wollte Sie lediglich auf eine gute Gelegenheit hinweisen, den Traum Ihres Vaters zu verwirklichen. Die Krönung muss so oder so stattfinden. Das Land erwartet es. Darf ich sie für den sechsundzwanzigsten dieses Monats festlegen?“
„Nun gut“, gab Rafael nach. „Und es gibt keine Chance, mich im Hintergrund zu halten wie Prinzessin Kellyn?“ „Nein, Sir, die gibt es nicht.“
„Komm, Mama. Das musst du dir ansehen!“
Kelly saß über ein Dokument gebeugt, das aus dem siebzehnten Jahrhundert stammte. Eigentlich brauchte es konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit und gehörte in eine Stahlkammer. Doch da niemand diesen historischen Schatz zur Kenntnis nahm, hatte sie die Papiere in einem einfachen Archiv-Regal gefunden.
Sie hätte jubeln müssen. Nicht vielen Historikern war solches Finderglück vergönnt.
Doch Kelly konnte nicht jubeln. Sie fühlte sich einsam und bedrückt. Wenn sie doch mit Matty zu dem Goldgräber-Museum zurückkehren dürfte! Stattdessen betrieb sie halbherzig Studien, wie ihre Eltern sie liebten, ließ sich von jedem Geräusch, das aus dem Schlosshof zu ihr heraufdrang, ablenken und geriet aus dem Gleichgewicht, sobald sie Rafaels Stimme darunter erkannte.
Es war ihr unmöglich, seine Küsse zu vergessen, so zu tun, als wäre nichts geschehen, und zur Tagesordnung überzugehen.
Und nun war Matty bei ihr eingedrungen, zu einer Zeit, in der er gewöhnlich Stunden bei Crater nahm.
„Mama, die Anziehsachen sind fertig.“ Er griff nach ihrer Hand. „Die Verkleidung für die Krönung, Mama. Ellen sagt, ich muss sie sofort anprobieren. Ein Degen ist auch dabei. Er glänzt wie das von Onkel Rafael. Mama, komm mit. Ich will es dir zeigen.“
Kelly ließ sich von ihrem Sohn die Treppe hinunterziehen, den Korridor entlang zu den Wirtschaftsräumen, die hinter der Küche lagen. Das Gemurmel von Frauen wurde lauter und lauter. Es erinnerte sie schließlich an das Summen in einem Bienenkorb. Seitdem die Schneiderinnen hier waren, um die Krönungsgewänder zu nähen, herrschte im Schloss fröhliche Aufregung und Vorfreude.
„Sie sollten sich auch etwas Festliches schneidern lassen“, hatte Crater ihr vorgeschlagen. Sie hatte abgelehnt. Sogar zu ihrer Hochzeit auf einem Pariser Standesamt war sie im schlichten Kostüm erschienen.
Und nun fühlte sie sich noch viel weniger als Prinzessin.
Matty öffnete eine der schweren Eichentüren und stieß sie mit Mühe auf.
Rafael war da. Er stand mit dem Rücken zur Tür vor einem Spiegel und begutachtete sich. Seine dunklen Locken waren zerzaust, wie immer, wenn er mit den Fingern hindurchgefahren war, um seinen Mund spielte ein süffisantes Lächeln. Mehr als Spott hatte er nicht übrig für sein Spiegelbild. Kelly aber raubte es den Atem. So männlich, so umwerfend attraktiv war Rafael ihr noch nie vorgekommen.
Er trug eine neue, perfekt sitzende Paradeuniform. Die Beine der schwarzen Hose steckten in blanken kniehohen Stiefeln. Besonders gut stand ihm die Jacke mit dem roten Schulterbesatz, auf dem goldfarbene Epauletten glitzerten. Die eine Brustseite war mit dem Staatswappen verziert, über die andere hing eine goldene Schärpe. Der Degen an seiner Seite war größer und prächtiger gearbeitet als der, den Kelly schon kannte.
Als sich ihre Blicke trafen, zwinkerte Rafael ihr zu.
Er machte sich lustig über seine fürstliche Erscheinung. Kelly gelang das nicht. Sein Aussehen schüchterte sie ein.
„Ein bisschen übertrieben das Ganze“, sagte er und lächelte sie an.
Nein, das durfte er nicht tun. Sein Lächeln machte sie schwach.
„Meine Verkleidung ist genauso.“ Matty zupfte an Kellys Pulli. „Wir sehen darin aus wie echte Prinzen.“
„Stimmt“, sagte sie leise.
„Und deine Verkleidung, Mama?“ Er ging zu Ellen und ließ sich beim Ausziehen helfen. „Du musst doch zu Onkel Rafael und mir passen.“
„So etwas habe ich nicht.“
„Aber ein hübsches Kleid ziehst du doch an,
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