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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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sie ihm den Muffin brachte, obwohl ihm bei einem heimlichen Seitenblick auffiel, dass ihre Wangen rosa waren und sie aufgelöst wirkte. Er wusste nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Natürlich wollte er, dass sie ihn wahrnahm, aber er wollte keinesfalls, dass sie sich in seiner Nähe unwohl fühlte. Das wäre doch bestimmt kein gutes Zeichen, oder?
    Die ganze Gemeinde wusste von seiner Zwangslage und amüsierte sich königlich darüber. Außerdem drückten ihm ausnahmslos alle die Daumen, obwohl er ihnen eingeschärft hatte, sie sollten endlich aufhören, Cates Abwasserrohre, Stromleitungen oder Computerbrowser zu sabotieren, und auch alle anderen Manöver unterlassen, die ihre findigen Gehirne ersinnen mochten, um sie zusammenzubringen - als könnte er ihre Leidenschaft wecken, indem er den Kopf unter ihre Spüle steckte und ihr seinen Hintern entgegenstreckte. Außerdem setzten all die kleinen »Reparaturen« sie noch mehr unter Stress, und davon hatte sie auch ohne fremde Hilfe genug. Sie war eine junge Witwe mit vierjährigen Zwillingen, die in der Einöde in einer uralten viktorianischen Villa eine Pension aufzuziehen versuchte, verflixt noch mal.
    Immer wenn er sicher war, dass er nur einen Sabotageakt reparieren musste, so wie die von Sherry gelockerte Mutter unter der Spüle, die das Becken zum Tropfen gebracht hatte, weigerte er sich, Geld von Cate zu nehmen. Selbst wenn es sich um eine richtige Reparatur handelte, berechnete er nur seine Unkosten. Er wollte, dass Cate hier Erfolg hatte; er wollte auf gar keinen Fall, dass sie die Pension verkaufte und nach Seattle zurückzog. Am liebsten hätte er ihr überhaupt nichts berechnet, aber von irgendwas musste auch er leben. Es gab hier überraschend viel für ihn zu tun, wenn man bedachte, wie klein der Ort war; er war der Mann geworden, an den sich jeder wandte, der etwas zu reparieren oder zu erledigen hatte. Er war schon immer geschickt gewesen, und obwohl Autoreparaturen sein eigentliches Feld waren, hatte er festgestellt, dass er genauso gut wie jeder andere ein Fensterbrett auswechseln oder eine Fliegentür montieren konnte. Neenah hatte ihn gefragt, ob er ihre alte schmiedeeiserne Badewanne ausbessern konnte. Er hatte sich über Badewannenreparaturen schlau gemacht, also würde er vermutlich bald auch zum Badewannensanierer werden.
    Eine ziemlich abwegige Beschäftigung für einen Mann, der die meiste Zeit seines Lebens ein Gewehr in der Hand gehalten hatte.
    Womit er wieder bei dem beabsichtigten Telefonat mit Creed war.
    Sie waren wirklich ein komisches Paar, dachte er amüsiert. Sobald man ihnen eine Waffe in die Hand drückte und den Feind zeigte, funktionierten sie wie ein Schweizer Uhrwerk. Aber sobald man ihnen eine Frau vor die Füße schubste, waren sie beide nicht in der Lage, ihren eigenen Hintern zu finden, und zwar nicht mal mit beiden Händen und einer Taschenlampe. Creed war in dieser Hinsicht noch schlimmer als Cal; zumindest hatte Cal einen Grund zu warten, weil Cate nach dem Verlust ihres Mannes immer noch unter Schock stand. Drei Jahre waren eine lange Zeit, aber die Trauer brauchte eben Zeit; selbst nachdem Cate sich davon erholt hatte und wieder lachen konnte, hatte sie sich geschützt, indem sie eine Mauer zwischen sich und jedem in Frage kommenden Mann errichtet hatte. Er konnte das verstehen, und weil der Lohn die Wartezeit aufzuwiegen schien, hatte er ausgeharrt. Seine Geduld war belohnt worden; in der Mauer zeigten sich erste Risse, und er war gewillt, diese Risse mit sanfter Gewalt zu vergrößern.
    Wohingegen sich Creed, der tapferste Mann, den Cal kannte, als Feigling erwiesen hatte, sobald es um die Frau seines Herzens ging.
    Gegen zehn Uhr kam Cal zu dem Schluss, dass Creed ruhig etwas von seiner Auszeit opfern konnte, und rief an. Er landete auf dem Anrufbeantworter.
    »Major, hier ist Cal. Ruf mich an. Es ist wichtig.« Er konnte vor sich sehen, wie Creed finster den Anrufbeantworter fixierte und überlegte, ob er den Hörer abheben sollte oder nicht. Normalerweise ignorierte Creed alle Anrufe, bis er verflucht noch mal bereit war, sie entgegenzunehmen, weshalb Cal das kleine »es ist wichtig« angehängt hatte, um seine Neugier zu wecken. Creed wusste genau, dass es nur verdammt wenig gab, was Cal für wirklich wichtig hielt; falls er zu Hause war, würde er bestimmt in ein paar Minuten zurückrufen.
    Cal wartete auf den Rückruf. Das Telefon blieb stumm.
    Tja, Scheiße. Es war möglich, dass Creed

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