Im sinnlichen Bann des Sizilianers
Ollie einzugehen.
Als sie ihrem Sohn nachblickte, wie er zu Anna Marias Söhnen hinüberrannte, fühlte Louise sich mit einem Mal sehr einsam. Wenn sie doch wenigstens noch ihre Großeltern bei sich hätte. Die offizielle Bestattung der beiden auf dem örtlichen Friedhof der Santa Maria Kirche sollte am Ende der Woche stattfinden, was nur ein kleiner Trost war.
Sofort wuchs Louises Anspannung, als einige ältere Gemeindemitglieder zielsicher auf sie zusteuerten, angeführt von Aldo Barado. Er hatte all die Jahre zuvor am schärfsten gegen sie gewettert, und es missfiel ihm unter Garantie, ihr nun als Herzogin seines Landkreises Respekt zollen zu müssen. Mittlerweile musste er fast siebzig sein, rechnete Louise sich aus.
Obwohl er eigentlich den Ausführungen eines seiner Berater zuhören sollte, merkte Caesar, wie seine Aufmerksamkeit immer wieder abschweifte. Sein Blick suchte ständig nach Louise, was Caesar sich nicht erklären konnte. Wollte er sie kontrollieren, oder machte er sich ernsthafte Sorgen um ihr Wohlbefinden?
Schließlich hatte er mittlerweile eine Vorstellung davon bekommen, wie schwierig ihr Leben bisher verlaufen war, und dafür wollte er sie entschädigen. Nicht zuletzt, um sein eigenes Gewissen wenigstens ein Stück weit zu erleichtern. Außerdem verdiente sie seinen Rückhalt als Mutter ihres gemeinsamen Sohnes und als seine Ehefrau.
Und er begehrte sie nach wie vor. So unglaublich stark, dass es wehtat. Vielleicht hatte sein Unterbewusstsein all die Jahre zuvor eine Wahrheit erkannt: nämlich, dass Louise nicht die Person war, zu der man sie gemacht hatte.
Heute war sie um einiges selbstbewusster, und er stellte zufrieden fest, dass sie sich freundlich und gewandt zwischen den Gästen bewegte. Sie hatte eine angenehme Art, auf Menschen zuzugehen. Geduldig hörte sie ihnen zu, nickte und lachte und gab kurze Kommentare ab. So eine Frau konnte sich ein Mann in Caesars Position nur wünschen. Der achtzehnjährige Wildfang von damals, ständig auf der Suche nach Krawall und Kämpfen gegen jegliche Autorität, war wie ein Phoenix aus der Asche gestiegen und hatte sich zu einer schönen, selbstsicheren Frau entwickelt.
Er beobachtete, wie Aldo Barado auf sie zuging. Schnell entschuldigte Caesar sich bei seinem Gesprächspartner und eilte seiner Frau zur Seite. Es lag in seiner Verantwortung, sie jederzeit zu verteidigen. Er würde sie nicht im Stich lassen, so wie ihr Vater es getan hatte.
Erleichtert atmete Louise auf, als Caesar plötzlich wie aus dem Nichts neben ihr stand. Sein starker Arm, der sich fest um ihre Schultern legte, war Antwort genug.
Ohne es zu wollen, schmiegte sie sich in seine Berührung, was von außen wirken musste, als hätte sie den ganzen Tag darauf gewartet. Sie fühlte sich noch unbeholfen bei dieser Farce. Sollte es für alle Anwesenden so aussehen, als könnten sie die Finger nicht voneinander lassen? Oder war es geschickter, sich vornehm zurückzuhalten und eine eher distanzierte Beziehung vorzutäuschen? Was immer Caesar im Sinn hatte, es gelang Louise jedenfalls nicht, den Blickkontakt mit ihm abzubrechen, als er ihr tief in die Augen sah. Ihre Hingabe war echt, ob sie wollte oder nicht.
Schockiert stellte sie fest, dass sich bei ihr deutliche Anzeichen weiblicher Erregung zeigten, die sie nicht länger ignorieren konnte. Ein kribbeliges Gefühl kroch ihr über den Rücken, und ehe sie sich versah, war sie wieder achtzehn Jahre alt, verliebt und voller Wollust! Aber war das nicht menschlich? Im Grunde wusste sie doch, dass Caesar kein unerreichbarer Held, sondern ein Mann mit Ecken, Kanten und Fehlern war. Doch das schmälerte seinen Sexappeal keineswegs.
„Meine reizende Gattin.“
Der Klang seiner Stimme ließ sie aufhorchen, und sie besann sich auf die ihr zugedachte Rolle. Sein kräftiger Arm bot ihr Schutz und Rückhalt, trotzdem kam sie innerlich nicht mehr zur Ruhe. Und das lag ganz sicherlich nicht an der Anwesenheit des Gemeindevorstehers …
Bei einem Blick in ihre Augen meinte Caesar zu erkennen, wie es in ihrem Inneren aussah. Früher war es genauso gewesen, nur dass sie gar nicht erst versucht hatte, ihre Gefühle zu verbergen. Im Gegenteil, sie hatte sich ihm bereitwillig geöffnet und seine Liebkosungen eifrig erwidert.
Wieso tat es ihm heute leid, dass sie sich nicht zu verstellen vermochte? Er fühlte sich von ihrer offensichtlichen Erregung geschmeichelt, wollte aber gleichzeitig nicht, dass sie sich unwohl fühlte.
Dabei gab es
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