Im Sog der Angst
einen Gefallen, Sie Idiot. Einen riesengroßen. Stellen Sie meine Gutmütigkeit nicht auf die Probe.«
Simons starrte ihn an. »Sie drehen mir die Luft ab.«
Milo lockerte seinen Griff minimal. »Einen Riesengefallen«, sagte er. »Natürlich kann ich Sie verhaften und Ihnen eine Menge Publicity verschaffen, wenn Sie das vorziehen. Manche Leute werden Sie als Helden betrachten, aber ich glaube nicht, dass die Ärzte im Cedars Sie weiterhin haben wollen, wenn sie von Ihrem mangelnden Urteilsvermögen erfahren.«
»Sie werden weiter nach mir verlangen«, entgegnete Simons. »Ich bin der...«<
»Sie sind dumm«, sagte Milo. »Sie haben Ihre Sachen voller Schweineblut und nichts erreicht.«
»Diese Leute...«<
»Können Sie auf den Tod nicht ausstehen, und daran wird sich nichts ändern, aber sie sind eine winzige Minderheit. Wenn Sie was erreichen wollen, melden Sie sich freiwillig am Holocaust Center und machen Führungen mit Kindern aus der High School. Verschwenden Sie nicht Ihre Zeit mit diesen Idioten.« Er zuckte mit den Achseln. »Das ist nur meine Meinung. Falls Sie anderer Ansicht sind, gebe ich Ihren Märtyrerphantasien Zucker und stecke Sie mit einem anderen Typ in eine nette kleine Gefängniszelle, bei dem Sie nicht damit rechnen können, dass er eine Eins für Sensibilität in ethnischen Fragen bekommen hat.«
Simons kaute auf seiner Unterlippe. »Das Leben ist kurz. Ich will für etwas einstehen.«
»Das ist der entscheidende Punkt«, sagte Milo. »Überleben ist die beste Rache.«
»Wer hat das gesagt?«
»Ich.«
Simons beruhigte sich endlich, und Milo nahm ihm die Handschellen ab. Er schaute an seiner blutigen Pijacke herunter, als sähe er den Fleck zum ersten Mal, und zupfte an einem sauberen Stück seines Aufschlags. »Dieses Teil hat’s hinter sich. Ich kann es nicht mit nach Hause zu meiner Frau nehmen.«
»Klingt vernünftig«, sagte Milo. »Verschwinden Sie hier so schnell wie möglich.« Er gab Simons seine Brieftasche und seine Schlüssel zurück und ließ ihn in seinem Toyota Platz nehmen. Simons fuhr rasch los, wurde bis zum Broadway immer schneller und bog rechts ab, ohne zu blinken.
»Das hat Spaß gemacht«, sagte Milo. Er unterzog seine Kleidung einer Prüfung.
»Sauber«, sagte ich. »Ich hab drauf geachtet.«
Er brachte mich zu dem Seville. Als wir dort ankamen, sagte eine weiche, kultivierte Stimme hinter uns, gerade so laut, dass wir sie hören konnten: »Meine Herren? Sind Sie von der Polizei?«
Der hochgewachsene Schwarze in dem grauen Anzug stand in einer Entfernung von vielleicht drei Metern auf dem Bürgersteig. Die Hände vor sich verschränkt. Freundlich lächelnd. Deutlich darum bemüht, als harmlos zu erscheinen.
»Was ist?«, fragte Milo, dessen Hand sich langsam nach unten zu seiner Dienstwaffe bewegte.
»Könnte ich bitte mit Ihnen reden, meine Herren? Über eine Person dort drinnen?«
»Über wen?«
»Albin Larsen«, sagte der Mann.
»Was ist los mit ihm?«
Der Mann redete, ohne mit dem Lächeln aufzuhören. »Können wir irgendwo reden, wo wir unter uns sind?«
»Warum?«, fragte Milo.
»Wegen der Dinge, die ich zu sagen habe, Sir. Sie sind nicht … nett. Dieser Mann ist nicht nett.«
34
»Kommen Sie ganz langsam auf mich zu«, sagte Milo, »und zeigen Sie mir Ihre leeren Hände. Gut, jetzt möchte ich einen Ausweis sehen.«
Der Mann befolgte die Anweisungen, zog eine glänzende schwarze Brieftasche hervor, nahm eine Visitenkarte heraus und hielt sie Milo hin. Der las sie und zeigte sie mir.
Schweres weißes Büttenpapier, wunderschön gedruckt.
PROTAIS BUMAYA
Sonderbotschafter
Republik Ruanda
Konsulat an der Westküste 125 Montgomery Street, Suite 840
San Francisco, CA 94104
»Ist das akzeptabel, Sir?«, fragte Bumaya.
»Vorerst.«
»Vielen Dank, Sir. Dürfte ich Ihren Namen erfahren?«
»Sturgis.«
Vielleicht hatte Bumaya eine herzlichere Vorstellung erwartet, weil er schließlich doch zu lächeln aufhörte. »Es gibt da ein Lokal - eine Schänke ein Stück die Straße hinunter. Können wir dort zusammenkommen?«
»Yeah«, sagte Milo. »Kommen wir zusammen.«
Die »Schänke« war auf der gegenüberliegenden Seite des Broadway, zwischen der Fourth und der Fifth Street, eine fensterlose, auf Tudor getrimmte Spelunke namens Seabreeze mit einer unbehandelten, salzzerfressenen Tür, die mal als englische Eiche durchgegangen war. Ein Relikt des Santa Monica, das zwischen den beiden Bevölkerungswellen existiert hatte, die diese Stadt
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