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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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keine Maschinen, sie wollten, dass man sich ihnen liebevoll widmet, Sex könne Spaß machen, aber das beruhe auf Gegenseitigkeit. Er hörte zu, schien es sich tatsächlich zu Herzen zu nehmen. Dann rutschte er in der Nische zu mir herüber und sagte: ›Vielen Dank, Eileen. Du bist wundervoll.‹ Dann packte er mit einer Hand meine Brust und mit der andern meinen Hinterkopf und versuchte, mir seine Zunge in den Rachen zu schieben - Gio? Noch mal das Gleiche, bitte.«
    Milo quetschte sie nach weiteren Informationen über Gavins Sexualleben und die Familie aus, aber als sie über den grundsätzlichen Hass hinweg war, kam nichts mehr. Er lenkte das Gespräch auf Gavins Phantasien hinsichtlich der Boulevardpresse.
    »Das«, sagte sie, »ist eine andere Sache, die ihn beeindruckte - meine Arbeit im Filmgeschäft. Er bat mich dauernd, ihm Einladungen zu Prominentenpartys zu besorgen, damit er seine Beobachtungen anstellen könnte.« Sie lachte. »Als ob ich ihm helfen würde, irgendwelchen Dreck über meine Freunde auszugraben.«
    »Woran war er interessiert?«
    »Schmutz zutage zu fördern und an die Revolverblätter zu verkaufen. Er betrachtete es als sein Debüt bei den Zeitungen, er wollte sich einen Namen als Journalist damit machen. Ich hab ihm gesagt, diese Blätter wären Schund und voller Lügen, aber er wollte nichts davon hören. Er behauptete, sie wären ehrlicher als die etablierte Presse, weil sie keinen Hehl aus ihren Absichten machen würden.«
    »Schmutz.«
    Sie nickte. »Nach dem Unfall sah Gavin die Welt als einen riesigen Haufen Schmutz an.«
    »Machte er irgendwelche Fortschritte im Hinblick auf eine Journalistenkarriere?«, fragte ich.
    »Ob er einen Kurs belegt oder ein Praktikum gemacht hat?«, sagte Paxton. »Nicht dass ich wüsste. Ich bezweifle es. Er war wirklich nicht in der Verfassung, zurück an die Uni zu gehen oder einen Job anzutreten. Er war zu unbeständig - ließ sich treiben. Er war ausgestiegen, schlief bis mittags, verwandelte sein Zimmer in einen Schweinestall. Ich mache ihm keinen Vorwurf, ich bin sicher, dass sein Gehirn irgendwas abbekommen hat. Aber Sheila versuchte nicht mal, ihm Grenzen zu setzen. Und Jerry war natürlich nie da.«
    »Gavin hat eine Therapie gemacht.«
    »Weil das Gericht ihn dazu gezwungen hat.«
    »Hat er Ihnen gesagt, wer seine Therapeutin war?«
    »Das hat Jerry getan. Dr. Koppel. Als wäre das eine große Sache.« Sie runzelte die Stirn.
    »Kennen Sie sie?«
    »Ich hab sie im Radio gehört, und ich muss sagen, ich bin nicht beeindruckt. Sie tut nichts anderes, als den Idioten eine Moralpredigt zu halten, die sich telefonisch melden. Warum geht sie nicht einfach in die Kirche?«
    Sie sprach im Präsens von ihr. Milo und ich sahen uns an.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Dr. Koppel wurde ermordet.«
    Paxtons Gesicht wurde weiß. »Was? Wann?«
    »Vor zwei Tagen.«
    »Mein Gott - warum weiß ich nichts davon - war es in den Nachrichten?«
    »In der Zeitung von gestern stand ein Artikel darüber.«
    »Ich lese nie die Zeitung«, sagte sie. »Außer dem Calendar . Ermordet, oh mein Gott. Wollen Sie sagen, es hat etwas mit Gavin zu tun?«
    »Nein, Ma’am.«
    »Aber sie - könnte es Zufall sein?«
    »Ihre Schwester schien davon nicht beeindruckt zu sein.«
    »Meine Schwester ist verrückt. Haben Sie eine Ahnung, wer sie umgebracht hat?«
    Milo schüttelte den Kopf.
    »Schrecklich, schrecklich«, sagte sie. »Glauben Sie, es besteht eine Möglichkeit, dass es eine Verbindung zu Gavin gibt?«
    »Das wissen wir nicht, Ma’am.«
    »Oh Mann.« Paxton blieb eine Weile ernst. Aß von ihren Plätzchen und grinste dann. Wieder kokett. »Jetzt wollen Sie nicht mit der Sprache herausrücken, Lieutenant.«
    »Nicht wirklich, Ma’am.«
    »Nun denn … ich hoffe, ich konnte Ihnen behilflich sein. Ich muss jetzt gehen.«
    »Eine Frage noch, Ma’am. Erinnern Sie sich an das Bild des Mädchens, das mit Gavin zusammen gestorben ist?«
    »Ja, natürlich. Und ich habe Ihnen gesagt, dass ich sie noch nie gesehen habe, und das stimmt.«
    »Gavin hat mit Ihnen darüber gesprochen, dass er eine neue Freundin finden wollte. Anderen Leuten hat er gesagt, dass er Erfolg hatte.«
    »Welchen anderen Leuten?«
    »Belassen wir es bei anderen Leuten.«
    »Der geheimnisvolle Detective«, sagte Paxton. Sie streifte Milos Knie mit ihrem. »Eine neue Freundin, wie? In Gavins Vorstellung hätte das alles bedeuten können. Eine Frau, der er nachzulaufen beschloss, ob sie es nun wollte oder nicht.

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