Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Anderson
Vom Netzwerk:
wirklich das getan haben, was wir tun sollten. Herrgott, ich glaube, ich war nicht mal beim … im Bad allein.« Er hustete.
    Meinte er damit auch die Nächte? Nagende Eifersucht meldete sich, als wäre sie sechzehn und er ihre Highschool-Liebe. Zum Glück merkte er nichts davon.
    »Sie können uns ein für alle Mal von der Liste streichen.«
    »Ich weiß schon, wie ich meine Arbeit zu machen habe.« Verärgert über den defensiven Klang ihrer Worte biss sich Holly auf die Lippe. Warum setzte sie ihm so zu? Weil er den gleichen Fehler gemacht hatte wie sie? Er hatte sie zwar zuerst geküsst, aber sie hatte auch nicht gerade die Stoppschilder hochgehalten.
    Ein paar Lichter spiegelten sich auf dem Wasser des Meeresarms, doch die Nacht war ruhig. Keiner von ihnen sprach. Sie hatte die Intimität von vorhin zerstört, und darüber war Holly mehr als froh. Sie bewegten sich wieder auf professioneller Ebene.
    Als sie an der Tauchbasis ankamen, ging Finn voraus, öffnete die Tür und schaltete das Licht ein. Die Neonröhren flackerten einige Sekunden lang, bevor sie widerwillig angingen. Finn nahm ein Klemmbrett vom Schreibtisch und reichte es Holly. Sie vermied es, ihn anzusehen, während sie zum achtundzwanzigsten März zurückblätterte, dem Tag, an dem Edgefield das Wrack angeblich entdeckt hatte. Darüber befand sich ein Vermerk über eine Seeotter-Sichtung.
    »Haben Sie ein Kopiergerät?« Als sie sich umwandte, merkte sie, dass er neben ihr stand. Viel näher, als ihr angenehm war. Ihr Mund wurde trocken, ihr Herz begann zu stolpern, ihr Puls zu rasen. In seinen Augen flackerte etwas auf, und er wich einen Schritt zurück. Dann setzte er eine neutrale Miene auf, die nichts preisgab.
    »In der Bibliothek im Forschungszentrum. Kommen Sie mit, ich habe einen Schlüssel. Bringen wir es hinter uns.« Es klang so endgültig wie eine Totenglocke.
    Draußen schien sich die Temperatur um zehn Grad abgekühlt zu haben, und das hatte nichts mit dem Wetter zu tun. Als sie den steilen Hang hinaufstiegen, war die Stille zwischen ihnen förmlich mit Händen zu greifen.
    Holly stolperte, und die Schmerzen von ihrem Autounfall schossen durch eine Million Nervenzellen gleichzeitig. Als Finn hörte, wie sie scharf Luft holte, fing er sie auf. Ihre Verletzungen hatte sie beinahe vergessen – diese Endorphine, die beim Küssen freigesetzt wurden, waren
verflucht
gut.
    »Alles okay?« Die Wärme seiner Hände brannte sich durch ihr Hemd.
    Ihr Atem ging schnell, als sie nickte. »Hab mich nur ungeschickt abgefangen.«
    »Nachdem Sie gestern fast gestorben wären und seitdem ununterbrochen gearbeitet haben, sollten Sie sich vielleicht ein bisschen schonen.« Er hielt sie fester, und wieder ertappte sie sich dabei, dass sie auf seine Lippen starrte und ihr alle möglichen außerdienstlichen Gedanken durch den Kopf schossen. Aber solange dieser Fall nicht erledigt war, würde sie nie außer Dienst sein.
    Sein Adamsapfel hob und senkte sich in seinem Hals. Er stöhnte leise. »Wenn Sie nicht aufhören, mich so anzusehen …«
    Gewaltsam rang sie ihre Gefühle nieder und entzog sich seinem Griff. Niemand hatte behauptet, dass es einfach sei, Polizistin zu sein. Allerdings glaubte sie nicht, dass es wirklich darum gegangen war. »Also los«, sagte sie.
    In der Ferne hörten sie Musik und unbekümmertes Lachen.
    »Eine der Exkursionen ist heute zu Ende gegangen«, erklärte Finn. »Jetzt wird gefeiert.«
    Sie umrundeten die gesamte Front des Hauptgebäudes, und Finn schloss eine Seitentür auf, die sie direkt in das an den Studienbereich angrenzende Bibliotheksmagazin führte. Nachdem er einen Code eingegeben hatte, erwachte der Kopierer zum Leben. »Hier«, er nahm ihr das Klemmbrett aus der Hand. »Ich mache zwei Kopien, und das Büro bekommt auch eine.« Er presste die Lippen fest zusammen, und Holly war sicher, dass er fast hinzugefügt hätte: »Für alle Fälle.«
    Es war ein wenig beleidigend, mit welcher Haltung die Leute hier der Polizei begegneten, aber angesichts dessen, was Professor Edgefield durchgemacht hatte, konnte sie es vielleicht sogar verstehen. Umso dringender mussten sie den Mörder von Len Milbank fassen.
    Das Gerät spuckte zwei Kopien aus, und Finn reichte ihr eine davon. Warm lag das Papier in ihrer Hand, als Finn zum Büro ging. Er schloss zwei weitere Türen auf und hinterließ eine Kopie auf dem Schreibtisch von Edgefields Sekretärin. Auf dem Rückweg zur Tür blieb er so plötzlich stehen, dass Holly gegen seinen

Weitere Kostenlose Bücher