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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Anderson
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müsstest als wir alle. Besser in den Tests abschneiden, fitter sein, besser schießen, höhere Aufklärungsraten, höhere moralische Ansprüche, mehr Arbeitsstunden … einfach alles. Ist dir je in den Sinn gekommen, dass du
deshalb
so schnell befördert wurdest?« Sie lächelte traurig. »Dass du deine Position tatsächlich verdient haben könntest?«
    Holly sah ihrer Freundin nach und wollte ihr gern glauben. Nur leider würde sie nie beweisen können, dass sie es aus eigener Kraft so weit gebracht hatte. Außerdem hatte sie schon genug Fehler für ein ganzes Leben gemacht. »Tja, gegen Dummheit ist kein Kraut gewachsen.« Aber sie durfte es nicht noch schlimmer machen. Sie trat aus der Tür, hinein in die alles verhüllende Dunkelheit.
    Finn lag im Bett und starrte an die Decke. Von draußen hörte er ein paar Jungs, die unten vor dem Haus ein Bier zusammen tranken, doch das war es nicht, was ihn wachhielt. Unaufhörlich kreisten Bilder durch seinen Kopf. Holly am Tag ihrer Ankunft in Straßenkleidung. Blutüberströmt und verletzt nach dem Unfall. Diese winzigen Frösche auf ihren Zehen. Letzte Nacht, als sie im Zimmer gegenüber geschlafen hatte. Der Kuss am Strand.
    Warum war sie draußen im Wald so vor ihm zurückgeschreckt? Hatte er mit seinem Scherz eine unsichtbare Grenze überschritten? Unter den Blutergüssen war ihr Gesicht gespenstisch weiß geworden, und auf dem ganzen Rückweg hatte sie kaum noch ein Wort mit ihm gesprochen. Nachdem sie sich so nahegekommen waren, hatte ihn ihr plötzlicher Rückzug höllisch verwirrt. Aber er hatte es mit einer Frau zu tun, daher war das nicht gerade neu oder unerwartet. Er musste aufhören, über sie nachzudenken. Mit ein paar Fausthieben versuchte er, sein Kopfkissen in die richtige Form zu bringen. Als das nichts brachte, schleuderte er es quer durchs Zimmer und legte sich einen Arm über die Stirn.
    Was hatte er überhaupt erwartet? Dass eine Frau wie Holly seinem Charme erliegen würde? Was zum Geier konnte er ihr schon bieten – außer auf die Schnelle ein sengend heißes Verlangen zu stillen?
    Gottverdammt, er sollte lieber nicht daran denken.
    Sie war so korrekt und zielstrebig. Seine Gedanken wirbelten durcheinander. Was musste es für ein Gefühl sein, ihre professionelle Fassade zu durchbrechen und die Frau dahinter ans Licht zu bringen? Ihre nackte Haut zu berühren, wenn er es auf einer Decke mit ihr tat. Oder sie im Stehen nahm, an eine Wand gepresst. Grob und verschwitzt, hart und langsam. Ihre Lippen. Ihre Augen. Ihre langen, schlanken Glieder, die wie dazu gemacht schienen, sich um seinen Körper zu schlingen. Stöhnend setzte er sich auf. Schlafen erschien ihm jetzt so unmöglich, wie eine fünfbeinige Ziege in die Finger zu kriegen.
    Als er Holz knarren hörte, war er binnen eines Sekundenbruchteils aus dem Bett und an der Schlafzimmertür und drückte sein Ohr gegen das Holz. Dielen knarzten leise. Jemand war in seinem Blockhaus. Remy Dryzek? Ferdinand?
    Er warf einen Blick auf seinen Kleiderschrank und überlegte, ob er die Pistole herausholen sollte, doch dann verwarf er die Idee. Dafür war keine Zeit. Außerdem brauchte er keine Waffe, wenn er die Dunkelheit hatte. Leise öffnete er die Tür. Schwarz gegen schwarz zeichnete sich eine Silhouette vor dem Küchenfenster ab. Augenblicklich erkannte er Hollys Umrisse – oder hatte sich ihr Geruch schon so tief in das Zellgedächtnis seines Körpers eingeprägt, dass er sie daran erkannt hatte?
    »Ich wollte mir nur Ihren Schlüssel zur Tauchbasis ausleihen.« Ihr Stimme klang schroff, fast so, als wäre sie nervös.
    Irgendetwas stimmte nicht. »Alles in Ordnung?«
    Sie hob das Kinn, und er konnte hören, wie sie schwer schluckte.
    Scheiße!
Es war seinetwegen. Er trat auf sie zu. »Ich weiß nicht, womit ich dich verschreckt habe …«
    »Sie haben nichts gemacht.«
    »Und warum zum Teufel weichst du dann vor mir zurück?« Laut, heftig, frustriert. Definitiv frustriert. Er versuchte, die Lust zu unterdrücken, die sich in seinem Blut regte.
    Sie erstarrte, aber er war ihr nahe genug, um den Ausdruck in ihren Augen erkennen zu können. Da war keine Angst, sondern etwas anderes. Er ließ die Luft entweichen, die er die ganze Zeit angehalten hatte. Trat noch einen Schritt auf sie zu, bis sie nur noch eine Armlänge entfernt war. Ihr Blick wanderte über seinen Körper. Richtig, er hatte ganz vergessen, dass er nur eine Boxershorts trug. Zum Glück war es dunkel, und er besaß ein gewisses Maß an

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