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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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über Miranda. „Bitte komm mit mir nach unten, Liebste. Du musst etwas essen. Du bist schon den ganzen Vormittag auf den Beinen und brauchst Ruhe.“
    „Nein, Brandon braucht mich!“, protestierte sie störrisch.
    „Benedick bleibt bei ihm und übernimmt die Krankenpflege. Er eignet sich besser als du, ihm das Nachtgeschirr unterzuschieben. Und du, meine Liebe, musst an unser Baby denken und ordentlich essen.“
    „Du bist nicht fair!“, fauchte sie.
    „Natürlich nicht, Liebste.“ Er bot ihr den Arm, und nach kurzem Zögern erhob sie sich.
    „Aber ich komme gleich wieder. Hast du verstanden?“, erklärte sie störrisch.
    „Nach einem Mittagsschläfchen darfst du wieder zu ihm. Bis dahin ist dein kleiner Bruder wach und kann sich vielleicht schon gegen deine erdrückende mütterliche Fürsorge zur Wehr setzen.“ Er legte den Arm um ihre Mitte und führte sie aus dem Zimmer. „Überlasse ihn getrost Neddie.“
    Benedick wartete, bis das Paar außer Hörweite war, bevor er den Atem schnaubend ausstieß, um nicht vor Wut zu platzen über den dreisten Skorpion, der ihn spöttisch bei seinem Kosenamen genannt hatte, was nur seinen Geschwistern gestattet war. Als er sich wieder umwandte, hatte Brandon die Augen aufgerissen.
    „Ich habe sie getötet, Neddie“, krächzte er mit erstickter Stimme. „Ich sagte ihm, dass ich es nicht tue. Ich sagte ihm, dass mich nichts auf der Welt dazu bringt, es zu tun. Aber ich habe sie trotzdem getötet.“
    „Ruhig, mein Lieber, beruhige dich.“ Benedick setzte sich zu ihm ans Bett, nahm seine Hand, sah die Blutspuren unter seinen Fingernägeln und hoffte, sein Bruder würde sie nicht sehen. „Wer sagte dir, du sollst sie töten? Und wer ist sie?“
    „Der Großmeister“, krächzte Brandon. „Keiner weiß, wer er ist. Aber wir haben ihm alle Gehorsam geschworen. Ich sagte ihm, dass ich es nicht tun kann. Niemals. Aber ich muss es getan haben. Überall war Blut, meine Hände waren voller Blut, der Dolch …“
    „Aber du erinnerst dich nicht daran, jemanden getötet zu haben?“ Ein schwacher Hoffnungsschimmer, an den Benedick sich klammerte.
    Brandon schüttelte beinahe unmerklich den Kopf. „Bin mir nicht sicher. Aber ich erinnere mich, sie gesehen zu haben. Ein verängstigtes Dienstmädchen, fast noch ein Kind. Und an die Dinge, die er von mir verlangte, die ich ihr antun sollte. Aber ich konnte nicht, Neddie. Und doch, ich muss es getan haben.“
    „Nein Brandon, du hast recht“, sagte Benedick beschwichtigend. „So etwas würdest du niemals über dich bringen. Du bist kein Mörder, und du misshandelst keine Frauen.“
    Brandons Lachen klang gespenstisch hohl. „Du irrst, Neddie. Du hast keine Ahnung, was ich alles getan habe … Das Grauen, das ich gesehen habe. Ich habe aufgehört zu zählen, wie viele Männer ich getötet habe. Und die Frauen … Du willst es nicht wissen. Es war unbeschreiblich … Ich kann nicht damit leben. Nicht einmal Opium hilft mir, zu vergessen, nicht vollständig. Ich will dich nicht auch noch mit meinen Erinnerungen belasten. Ich bin ein Monster, und meine hässliche Fratze zeigt nur, wer ich wirklich bin.“
    Benedick ließ sich seinen inneren Aufruhr nicht anmerken. Brandon hatte recht: Er wollte nichts davon wissen, aber wenn sein Bruder ein Geständnis ablegen wollte, würde er ihm zuhören. Er strich ihm das strähnige Haar aus der schweißnassen Stirn. „Es wird alles gut, mein Junge“, sagte er leise. „Die Dinge sind nie so düster, wie sie scheinen.“
    Brandons hohles Lachen jagte ihm ein Frösteln über den Rücken. „Nein. Sie sind viel schlimmer.“ Er sank in die Kissen zurück und schloss die Augen. „Verzeih mir, Neddie.“
    Benedick hatte als kleiner Junge zum letzten Mal geweint, doch nun schnürten ihm Tränen die Kehle zu. „Es gibt nichts zu verzeihen, Brandon. Dein großer Bruder wird alles wieder in Ordnung bringen.“
    Aber Brandon war wieder eingeschlafen. Hoffentlich ohne Alpträume, wünschte Benedick.
    Das Hausmädchen, das dem Arzt assistiert hatte, klopfte schüchtern an die offene Tür. „Wünschen Sie, dass ich bei ihm wache, Mylord?“, flüsterte sie.
    „Ja gern, vielen Dank, Trudy.“ Er war froh, dass ihm ihr Name einfiel. Er behandelte sein Hauspersonal nicht so gut, wie er sollte, aber immerhin besser als die meisten Adeligen. „Rufen Sie mich, wenn eine Veränderung eintritt.“
    „Der Doktor sagt, er schläft vierundzwanzig Stunden oder länger, bis das Gift aus seinem Körper

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