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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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sich von hinten näherte. Sein langer Schatten fiel vor ihr auf den Kiesweg. Sie riss sich zusammen und drehte sich mit einem entwaffnenden Lächeln um.
    „Lord Rohan“, grüßte sie mit gespieltem Erstaunen.
    „Lady Carstairs.“ Seine Stimme klang so dunkel und melodisch wie in ihrer Erinnerung. Wenn alle Männer eine so tiefe Stimme hätten, wäre ihre Aufgabe bedeutend schwieriger. Sie konnte sie beinahe hören, die schmachtenden Seufzer der Mädchen, die alle auf männliche Schmeicheleien hereingefallen und auf die schiefe Bahn geraten waren. Benedick Rohan hatte genau das, was Frauen eine verführerische Stimme nannten, dazu ernste ebenmäßige Gesichtszüge und eine hochgewachsene, elegante Statur.
    Nur gut, dass sie dagegen immun war. Ihre Schützlinge waren nichts weiter als eine Schar schwärmerischer einfältiger Gänse, die sie möglichst rasch wieder in die Geborgenheit von Carstairs House zurückbringen wollte. Sie hatten sich so tapfer bemüht, ein neues Leben zu beginnen, doch dieser Viscount Rohan konnte selbst eine Heilige in Versuchung führen.
    Aber er hatte sie nun mal angesprochen, und die Höflichkeit gebot ihr, ein paar Worte mit ihm zu wechseln und sich dann möglichst rasch zu verabschieden. Er kannte ihren Namen, wie interessant! Er musste sich nach ihr erkundigt haben.
    Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, fühlte sich jedoch keineswegs geschmeichelt. Mit Sicherheit hatte er nur wissen wollen, wer diese lästige Person gewesen war, die ihm sein sündiges Vergnügen am Nachmittag verdorben hatte.
    Als er wieder das Wort ergriff, jagte ihr der Klang seiner Stimme einen prickelnden Schauer über den Rücken. „Ich fürchte, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, Lady Carstairs. Ich befand mich im Irrtum über Ihre Person und war … sehr unhöflich. Ich bitte um Verzeihung.“
    „Ihr Verhalten war abscheulich und beleidigend. Da man mich allerdings nie zuvor für eine Bordellwirtin gehalten hat, war meine Verblüffung größer als die Kränkung. Ich nehme an, die Klatschmäuler haben Sie mittlerweile über meine Mission aufgeklärt.“
    Sein Lächeln erschien ihr beinahe spöttisch. „Ihre Mission? Ach ja, Sie haben es sich in den Kopf gesetzt, der Londoner Männerwelt ihre liebsten Freuden zu vergällen.“
    Diesmal hörte sie tatsächlich ein Mädchen hinter ihrem Rücken seufzen. „Ich dachte, die Herren geben dem Pferdesport und dem Glücksspiel den Vorzug, nicht der Liebeslust.“ Die meisten Männer reagierten schockiert auf ihre unverblümte Art, die Dinge beim Namen zu nennen, doch seine markant geschnittenen Gesichtszüge zeigten keinerlei Regung, nur höfliche Aufmerksamkeit.
    „Das hängt von der jeweiligen Dame ab.“
    „Und vom Pferd“, entgegnete sie schlagfertig.
    In seinen Augen flackerte so etwas wie Überraschung auf und noch etwas anderes. Respekt? Belustigung? Unsinn, das bildete sie sich nur ein.
    „Und vom Pferd“, bestätigte er. „Ich glaube mich zu entsinnen, dass ich, als ich Sie fälschlicherweise für eine Bordellwirtin hielt, Ihre für dieses Gewerbe ungewöhnliche Erscheinung erwähnt habe.“ Der Blick seiner dunklen Augen wanderte über ihr schlichtes, absichtlich altmodisches Kleid.
    Ungalanter Mistkerl! dachte sie gelassen, hätte ihm das allerdings zu gerne ins Gesicht gesagt. Aber sie wusste ihre Grenzen zu wahren und wollte einen Tiger nicht unnötig reizen, da sie den Verdacht hatte, Lord Rohan könne ausgesprochen unangenehm werden, wenn sie es zu weit trieb. „Wie dem auch sei“, sagte sie knapp. „Gibt es sonst noch etwas? Wenn nicht, nehme ich Ihre Entschuldigung an und wünsche Ihnen einen angenehmen Tag.“
    „So eilig, Lady Carstairs? Ich hoffte, ein paar Schritte mit Ihnen gehen zu dürfen. Oder Sie wenigstens unbehelligt aus dem Park zu begleiten.“
    „Aha.“
    „Aha?“
    „Wie ich sehe, hatte Miss Pennington Erfolg. Sie sind ihr Laufbursche, nicht wahr? Sie handeln in ihrem Auftrag, uns aus den distinguierten Gefilden von St. James’s Park zu vertreiben, um ihre ach so sittenstrengen Augen nicht mit unserer schmutzigen Gegenwart zu beleidigen.“ Melisande konnte ihre Meinung über diese engstirnige Person nicht verhehlen. Wenn ein berüchtigter Lebemann wie Viscount Rohan glaubte, er werde glücklich, indem er diese vertrocknete Bohnenstange heiratete, verdiente er nichts anderes.
    „Ich glaube nicht, dass Miss Pennington etwas gegen Sie hat“, entgegnete er seelenruhig. „Im Übrigen bin ich nicht ihr

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