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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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eine Schar gefallener Mädchen unter ihre Fittiche genommen, um die sie sich fürsorglich kümmerte, auch wenn sie die Männerwelt mit Verachtung strafte.
    Jedenfalls wollte er nach einer jüngeren und angenehmeren Braut als Miss Dorothea Pennington Ausschau halten. Mit einer jüngeren Braut ging er allerdings das Risiko ein, dass sie ihm Hörner aufsetzte, womit er im Grunde ohne falsche Bescheidenheit nicht rechnete. Die Frauen pflegten sich bedauerlicherweise in ihn zu verlieben. Bedauerlich deshalb, weil sie vorzeitig starben.
    Auch Barbara hatte ihn auf ihre Art geliebt. Eine Frau wie Dorothea Pennington würde zumindest nicht leiden, wenn er sie vernachlässigte, da es ihr an Gefühlswärme fehlte.
    Aber dieser kurze Blick in ihre eiskalte Seele an jenem Tag im Park hatte genügt, um sich erneut unter den Damen der Gesellschaft umzusehen, und er hatte alle verworfen, wobei ihm einige für Brandon geeignet schienen. Der hatte sich bei keiner einzigen der Abendgesellschaften blicken lassen, die dazu dienten, blasierten wählerischen Aristokraten junges heiratsfähiges Blut vorzuführen. Der Heiratsmarkt gleicht in mancher Hinsicht einem Bordell, überlegte er, während er an einem regnerischen Nachmittag im Sessel die langen Beine von sich streckte und nachdenklich ins Kaminfeuer blickte. Lady Carstairs wäre gut beraten, ihren missionarischen Eifer auf dieses Gebiet zu verlegen und naive Jungfrauen davor zu bewahren, ihr Leben in völliger Abhängigkeit von einem Mann zu fristen. Eine Hure hatte im Vergleich zu einer Ehefrau im Grunde mehr Freiheiten.
    Bislang hatte er alle möglichen Bewerberinnen um die Rolle der Viscountess Rohan aus diesem oder jenem Grund verworfen. Eine war zu hübsch, die andere zu hässlich. Eine war zu lebhaft, die andere zu apathisch. Eine hatte ein schrilles Lachen, die andere eine spitze Zunge. Und wieder eine andere war zu fromm. An jeder fand er etwas auszusetzen.
    Gleichermaßen unbefriedigend erwies sich die wesentlich zugänglichere Form weiblicher Gesellschaft. Trotz eifriger Bemühungen seitens Lady Carstairs gab es in London noch eine beträchtliche Anzahl williger Damen, die ihm gerne ihre Gunst erwiesen, doch bislang hatte es keine geschafft, sein Interesse auch nur kurzfristig zu wecken. Das wäre selbst Brandon aufgefallen, wäre er öfter zu Hause erschienen. Er war blass und hohlwangig, dürr wie eine Bohnenstange, übellaunig und bissig. Sein liebenswürdiger und heiterer kleiner Bruder war zu einem schlimmeren Zyniker geworden als er selbst, was Benedick ihm nicht verdenken konnte. Brandon hatte auf dem Schlachtfeld Tod und Verderben gesehen, und sein Körper war in einem sinnlosen Krieg halb zerfetzt worden. Und Benedick vertrat die unpopuläre und für viele nicht nachvollziehbare Ansicht, dass jeder Krieg sinnlos und verwerflich sei. Kein Wunder also, dass Brandons Kerze an beiden Enden brannte, Benedick aber keine Ahnung hatte, wo sein Bruder seine Nächte verbrachte – jedenfalls nicht in den Häusern, in denen er selbst Zerstreuung suchte.
    Da Brandon nicht bereit war, ihn an sich heranzulassen, war Benedick bekümmert zu der Einsicht gekommen, dass er nicht der Hüter seines Bruders sei, und er nahm sich vor, abzuwarten, bis dieser zugänglicher wurde. Benedick war seinen Pflichten, als Ältester für seine Geschwister zu sorgen, entwachsen. Charles führte mit Frau und Kindern ein beschauliches und zurückgezogenes Leben in Cornwall. Und seine ungestüme und couragierte Schwester Miranda hatte einen so unbeschreiblich niederträchtigen Mann geheiratet, dass ihm bis heute die Galle hochkam, wenn er nur an ihn dachte. Ein Hilferuf von ihr, und er wäre augenblicklich nach Norden aufgebrochen, um sie von diesem Scheusal zu befreien. Stattdessen brachte sie ein Kind nach dem anderen zur Welt und schien glücklich und zufrieden zu sein, was ihn nur noch mehr erzürnte.
    Nicht, dass er sich Miranda unglücklich wünschte. Er wollte nur nicht, dass sie mit dem Skorpion glücklich war.
    Ach was, er war auch nicht der Hüter seiner Schwester! Er musste sich um seine eigenen Belange kümmern und hatte alle Hände voll zu tun, seine Pläne zu verwirklichen. Die jungen Mädchen waren hübsch, die Frauen willig, doch er fand an keiner Gefallen.
    Vielleicht sollte er nach Somerset zurückkehren, dort könnte er wenigstens …
    Aus der Eingangshalle drang Lärm in die Bibliothek, und er richtete sich im Sessel auf. Richmond sollte eigentlich allein mit irgendwelchen

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