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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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nicht wie Kokotten, und Benedick überlegte, mit welchen er sich schon vergnügt hatte, ehe Charity Carstairs sie dazu bewogen hatte, ihrem Gewerbe abzuschwören.
    La Violette war nicht mit von der Partie, und er fragte sich, ob sie bestraft worden war. Vielleicht hatte man sie bei Wasser und Brot in eine Kammer gesperrt. Kein Wunder, dass sie sein Angebot so begeistert angenommen hatte.
    „Sie machen nur an einem schönen Tag einen Spaziergang im Park“, bemerkte er milde gestimmt.
    „Wenn sie das Bedürfnis nach frischer Luft haben, sollen sie das im Hyde Park tun, wo das gemeine Volk sich tummelt, statt sich hier unter die vornehme Welt zu mischen.“ Miss Pennington bekam schmale Augen. Sie hatte ohnehin ziemlich kleine Augen, stellte er zum ersten Mal fest. Kalte, böse Augen. „Ich wünschte, Sie würden dieser Person begreiflich machen, dass sie nicht hierher gehört.“
    „Das halte ich für unangemessen, Miss Pennington. Soweit ich weiß, liegt Lady Carstairs House in unmittelbarer Nähe, und es erscheint mir nicht ungewöhnlich, dass sie ihre Schützlinge hier ausführt.“
    „Sir Thomas muss sich im Grab umdrehen. Sie hat sein Haus in ein … ein wahres Bordell verwandelt.“
    „Wohl kaum. Ich vermute, es geht ihr mehr darum, die Frauen auf den Pfad der Tugend zurückzuführen.“
    „Und Sie sehen ja, welche Folgen das hat!“, entgegnete Miss Pennington aufgebracht. „Ich sollte über derlei Schändlichkeiten gar nicht mit einem Gentleman diskutieren. Ich sollte von der Existenz solcher Subjekte gar nichts wissen. Aber sie zwingt mich ja dazu, indem sie uns ständig dem Anblick dieser Frauenzimmer aussetzt.“
    Er hätte keine Einwände gehabt, dem Anblick der gefallenen Mädchen von Lady Carstairs ausgesetzt zu sein, vor allem nicht ihrem nackten Anblick. Er schaute Miss Pennington an und strich sie im Geiste von der Liste der infrage kommenden Kandidatinnen. Er hatte nicht den Wunsch, morgens beim Erwachen in diese kleinen stechenden Augen zu sehen, und wollte auch seinen künftigen Kindern diesen Blick ersparen. Plötzlich ertrug er ihre Gegenwart nicht länger.
    „Wenn Sie es wünschen, spreche ich mit Lady Carstairs“, sagte er höflich. „Allerdings würde ich Sie ungern ohne Begleitung zurücklassen.“
    Miss Penningtons trällerndes Lachen sollte ihm gewiss vor Augen führen, dass sie kein Spielverderber war. „Seien Sie nicht albern, Lord Rohan. Ich bin in Begleitung meiner Zofe und eines Dieners. Ich war schon häufig so kühn, nur in deren Begleitung einen Spaziergang zu machen. Schließlich bin ich kein kleines Mädchen mehr! Nur zu, machen Sie Lady Carstairs in aller Deutlichkeit klar, dass sie hier nicht erwünscht ist.“
    Kein kleines Mädchen mehr, dachte er, und mit dreiundzwanzig bereits ein verbittertes altes Weib. Er schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln, hob ihre behandschuhten Finger zum Kuss, hielt aber inne, da sie diese Geste als Zeichen ungezügelter Leidenschaft auslegen könnte. „Wie Sie wünschen, Miss Pennington.“ Mit einer galanten Verneigung entfernte er sich und wünschte die Dame insgeheim zum Teufel.
    Er hielt Ausschau nach Lady Carstairs, die größer war als die meisten Frauen. Ihm gefielen langbeinige Frauen. Sie hatte auch wohlproportionierte Rundungen. Und einen kurzen Moment wünschte er, seine Fehleinschätzung, sie für eine Bordellwirtin gehalten zu haben, träfe zu. Er hätte gern seine aufgestaute Wollust an ihr gestillt, ihre langen Beine um seine Hüften geschlungen und sich in ihrem Schoß versenkt.
    Seine Fantasie blieb nicht ohne vorhersehbare Wirkung, musste er leise fluchend feststellen. Um sich davon abzulenken, dachte er an Miss Penningtons stechende Vogelaugen, und zu seiner Erleichterung flaute seine Erregung rasch ab.
    Er zog in Erwägung, sich auf den Heimweg zu machen. Miss Penningtons Aufforderung, Charity Carstairs eine Verwarnung zu erteilen, wollte er nicht nachkommen. Ihn störte es keineswegs, wenn eine schnatternde Schar gefallener Mädchen im St. James’s Park lustwandelten, ganz im Gegenteil.
    Im Übrigen bot sich ihm die Chance, Lady Carstairs näher in Augenschein zu nehmen. Mit einem grimmigen Lächeln lenkte er seine Schritte in ihre Richtung.
    Melisande gab sich alle Mühe, ihre Schützlinge davon abzuhalten, jedem Spaziergänger am Ufer des malerischen Kanals kokette Blicke zuzuwerfen. Sie war eine begeisterte Anhängerin von Bewegung an der frischen Luft. Üblicherweise war es die Aufgabe von Miss Mackenzie,

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