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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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Männer, die für mich arbeiteten, waren ausschließlich für das Vergnügen anderer Männer zuständig. Ja, ich weiß, davon willst du nichts hören. Ich will dich damit auch nicht belasten, aber glaube mir, diese jungen Männer führen ein ähnlich erbärmliches Leben wie die Frauen, die du beschützen willst. Wie dem auch sei, um sachlich zu bleiben, die wenigsten Männer legen Wert darauf, Frauen zu befriedigen. Es soll allerdings wirklich gute Liebhaber geben, die ihren Höhepunkt so lange hinauszögern, bis auch die Frau zur Erfüllung kommt. Aber solche Männer sind sehr selten, und wenn sie existieren, sorgen ihre Ehefrauen oder Mätressen dafür, dass sie niemals auf Abwege geraten. Lord Rohan behauptet also, sein Liebesspiel dauert gewöhnlich eine Stunde?“
    „Einschließlich des vollständigen Ablegens sämtlicher Kleidung.“
    „Kein Wunder, dass die Huren sich ständig wegen ihm in den Haaren lagen. Hätte ich das gewusst, hätte ich mich persönlich davon überzeugt, ob das stimmt.“
    Auf Melisandes Stirn bildete sich eine steile Falte. „Du hast es nicht getan, oder?“
    „Mit Lord Rohan geschlafen? Nein, habe ich nicht. Spielt das eine Rolle?“
    „Wieso sollte es?“ Melisande griff wieder nach der Zeitung, warf aber nicht einen Blick hinein. „Im Übrigen weiß ich längst, dass Violet und einige andere ihm gelegentlich … äh … diesen Dienst erwiesen haben.“
    Emmas Blick ruhte abwägend auf ihr. „Ich an deiner Stelle würde mir keine Gedanken darum machen, wer etwas mit Viscount Rohan zu tun hatte, und mich mehr auf den Mann selbst konzentrieren.“
    „Wieso?“
    Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte Emmas schönen Mund. „Wieso warten wir nicht ab und sehen, was geschieht?“
    „Nichts wird geschehen. Du weißt selbst, wie unleidlich und mürrisch ich bin, wenn ich schlecht geschlafen habe. Und letzte Nacht habe ich kaum geschlafen. Nach ein paar Stunden in meiner Gesellschaft wird er von meiner schlechten Laune genug haben und mich in Zukunft meiden wie die Pest.“
    Ehe Emma antworten konnte, stürmte die kleine Betsey in die Küche. „Draußen wartet dieser feine Pinkel auf Sie. Sie sollen sich beeilen, sagt er, sonst reitet er ohne Sie los. Ein flotter Kerl“, fügte sie kichernd hinzu. „Ich würde mich sputen, wenn ich Sie wäre.“
    Es kostete Melisande einige Mühe, nicht hastig aufzuspringen. Sie erhob sich betont würdevoll. „Ich überlasse es dir, Betsey Manieren beizubringen“, sagte sie an Emma gerichtet. „Offenbar ist meine Begleitung erwünscht.“
    Beim Verlassen der Küche hörte sie Emmas Abschiedsworte. „Mach ihm die Hölle heiß, Melisande.“ Und sie lächelte dünn.
    Genau das hatte sie vor.

14. KAPITEL
    D er Ritt vom Taubenschlag in der King Street zu den Ruinen von Kersley Hall in Kent dauerte etwa zwei Stunden und verlief nahezu schweigend. Benedick wartete nur darauf, dass seine Begleiterin eine spitze Bemerkung fallen ließ, um seiner schlechten Laune Luft zu machen und ihr gehörig die Meinung zu sagen. Aber sie verlor kaum ein Wort.
    Und ihm fehlte die Kraft, ein Gespräch mit ihr zu beginnen. Nach den ersten Meilen verfiel er in eine Art Dämmerzustand. Er hätte einen Rückzieher machen sollen, aber man stieß eine Dame nicht vor den Kopf, nicht einmal eine Furie wie Charity Carstairs. Im Übrigen neigte er nicht dazu, Schwächen nachzugeben. Er hätte ein paar Stunden schlafen müssen, bevor Brandon nach Hause gekommen war, stattdessen hatte er wach gelegen und die verwirrenden Momente im dunklen Boudoir der Elsmeres noch einmal an sich vorüberziehen lassen.
    Es war ihm immer noch unangenehm, daran zu denken, auch körperlich. Er verlagerte das Gewicht im Sattel. Seine Begleiterin hielt die Augen im ausdruckslosen Gesicht niedergeschlagen, und er ließ den Blick über ihre Gestalt wandern. Ihr hoffnungslos altmodisches Reitkleid betonte ihre Figur allerdings besser als ihre sonstigen sackähnlichen Kleider – mit Ausnahme des freizügigen Abendkleides von letzter Nacht –, und die Farbe brachte ihren Teint zum Leuchten. Zu seinem Erstaunen war sie eine ausgezeichnete Reiterin und ihre Stute von edlem Geblüt, die auf den leisesten Druck reagierte.
    „Wo haben Sie reiten gelernt?“ Sein schroffer Tonfall klang mehr wie ein Befehl als eine höfliche Frage.
    „Warum? Haben Sie etwas daran auszusetzen?“, fragte sie spitz.
    Das kommt mir gerade recht, dachte er. Ein Streit würde ihn wach halten und ihr beweisen, wie unterlegen

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