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Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gantt DeVa
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berichtete?«
    »Das wäre wunderbar«, entgegnete sie begeistert und zwinkerte Charmaine zu.
    »In dem Moment, als wir Segel setzten und die Raven sich vom Kai entfernte, wusste ich, dass dies eine ganz außergewöhnliche Reise werden würde«, begann er. »Und nicht nur wegen des kräftigen Winds. Das Glück war vom ersten Augenblick an mit uns. Ursprünglich hatte Captain Wilkinson damit gerechnet, dass John Duvoisin uns noch aufhalten könnte. Doch im letzten Moment kam die Nachricht, dass er die Ladung der Raven nicht, wie ursprünglich geplant, noch einmal inspizieren würde. Ich muss nicht betonen, dass uns das wertvolle Zeit gespart hat. Das eigentliche Glück liegt jedoch darin, dass uns Mr. Duvoisins unmögliches Betragen und seine höhni schen Bemerkungen erspart geblieben sind.«
    »Joshua!«
    »Wie dem auch sei. Ich habe den fragwürdigen Charakter dieses Mannes schon früher erwähnt. Jedermann in Virginia weiß: Wo auch immer John Duvoisin hingeht, folgt ihm der Spott auf dem Fuße. Ich sage dir eines, wenn er auf der Insel leben würde, hätte ich ernsthafte Bedenken, unsere Charmaine dort zurückzulassen.«
    John … dachte Charmaine … Wie sehr ich diesen Namen verachte!
    Samstag, 10. September 1836
    Zufrieden vermerkte Jonah Wilkinson den Kurs seines Schiffes auf der Seekarte. Bei diesem schönen Wetter würde die Raven die Strecke in Rekordzeit zurücklegen – außer sie träfen doch noch auf einen der Tropenstürme, die sich mit Vorliebe im späten August und im September in diesen Gewässern zusammenbrauten. Wenn er allerdings den gestrigen Wind als Vorzeichen nahm, so würde die Reise nach Les Charmantes ohne besondere Zwischenfälle verlaufen und in weniger als vier Tagen beendet sein. Von den Inseln würde ihn seine Reise zunächst nach New York, dann weiter nach England und vermutlich nach vier Monaten wieder zurück nach Virginia führen. Obgleich ihm die Planken nicht gehörten, auf denen er das Kommando führte, hatte ihm Frederic Duvoisin von Beginn an das Gefühl gegeben, dass er allein Herr auf der Raven war. Schon aus diesem Grund würde er für keinen anderen Mann arbeiten.
    Als Charmaine das Deck betrat, sah Wilkinson gerade mit prüfendem Blick auf die Seekarte hinunter. Obgleich ihm dieser Teil des Atlantiks vertraut war, war es ihm hin und wieder ein Bedürfnis, sich in gebieterischer Pose über die Karten zu beugen und seine Aufzeichnungen zu studieren. Das Rascheln ihres Kleids ließ ihn aufblicken, und er drehte sich zu seiner Besucherin um. Im Durcheinander der Abreise war er der jungen Frau zwar vorgestellt worden, aber bis zu diesem Augenblick hatte er nicht mehr an sie gedacht.
    Die junge Frau war keine hinreißende Schönheit, wie er sie bei seinen Reisen hin und wieder kennenlernte. Doch ihr Gesicht hatte etwas Fesselndes, wenn man nur genau hinsah. Sanft geschwungene Brauen wölbten sich über gleichmäßigen Zügen, und die dunkelbraunen Augen wurden von rauchschwarzen Wimpern eingerahmt. Ihre Nase war lang und schmal und wies an der Spitze ein klein wenig nach oben. Die Lippen waren weder dick noch dünn und bewegten sich lebhaft bei jedem Wort. Als Jonah sie ansah, schoss ihm plötzlich der Gedanke durch den Kopf, dass ihre Schönheit gar nicht richtig zur Geltung kam, solange sie die dunklen Locken in diesem strengen Knoten fesselte. Andererseits war das gut so, genau wie das einfache Gewand, das von ihrer hübschen Gestalt ablenkte, denn jede Zurschaustellung weiblicher Reize hätte nur seine ungehobelten Matrosen aufmerksam werden lassen.
    »Guten Tag, Kapitän.« Charmaine lächelte zu ihm empor, woraufhin seine mittelgroße Gestalt sofort ein ganzes Stück zu wachsen schien. »Ich wollte Sie nicht stören, aber Mr. Harrington hat mich ermutigt, ein wenig an Deck zu gehen, während er sich um seine Frau kümmert.«
    »Wie geht es denn seiner lieben Frau?« Er erinnerte sich, gehört zu haben, dass einem seiner Gäste sogar dieser ruhige Seegang nicht bekam.
    »O danke, sie fühlt sich schon sehr viel besser. Der erste Tag war am schlimmsten. Wenn sie sich ablenkt, geht es ihr gleich besser.«
    »So ergeht es vielen, bis ihnen die Seemannsbeine wachsen. Und wie steht es mit Ihnen, Miss …?«
    »Ryan«, ergänzte Charmaine.
    »Miss Ryan.« Wilkinson lächelte. »Ihnen scheint die Jungfernfahrt nichts anzuhaben. Es stimmt doch, dass dies Ihre erste Seereise ist, nicht wahr?«
    »So ist es, aber ich bin viel zu aufgeregt, um mich zu fürchten.« Ein mitreißendes

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