Im Sommer der Sturme
Ahnung, Paulie, aber vielleicht könntest du als Meister des Anstands mich aufklären? Warum fängst du nicht mit den Geldbeträgen an, die du auf Espoir investiert hast, und erklärst mir, weshalb du die Entwicklung der Insel vor mir geheim gehalten hast? Oder könntest du mir vielleicht verraten, welcher Anteil meines Gewinns auf Charmantes dort verwendet wird?«
»Endlich kommt der wahre Grund für dein Benehmen zum Vorschein! Warum besprichst du das nicht mit Vater?«
»Ich kenne die Zahlen seit langem.« John lächelte sein schiefes Lächeln. Als Paul George ansah, fügte er hinzu: »Von George habe ich es nicht erfahren.«
»Von wem dann?«
»Von deinem und meinem Rechtsanwalt, dem ehrenwerten Edward Richecourt.«
»Zum Teufel – du lügst«, brüllte Paul. »Er hat den ausdrücklichen Befehl erhalten …« Als ob man ihn erwischt hätte, erstarb seine Stimme mitten im Satz.
Doch John interessierte sich nicht für das, was er bereits wusste. »Vor die Wahl gestellt, hat Mr. Richecourt klugerweise den Mund aufgemacht. Mag sein, dass er mich verachtet, aber er weiß auch, wer ihn eines Tages füttern wird.«
»Na wunderbar!« Paul applaudierte. »Und was willst du damit anfangen? Willst du Vater etwa vorschreiben, wie er sein Vermögen ausgibt? Noch ist es nicht dein Geld.«
»Es könnte mir nicht gleichgültiger sein, wie Papa sein Vermögen verwaltet, und die Größe seines Besitzes schert mich ebenfalls nicht. Ich habe persönlich nicht schlecht gewirtschaftet, und im Gegensatz zu dir werde ich das auch weiterhin tun, und zwar ohne einen Penny aus Papas Tasche anzunehmen.«
»Wie kannst du mir unterstellen, dass ich Geld aus Vaters Vermögen annehme?«
»Das habe ich nicht unterstellt, Paul. Ich zähle nur die Tatsachen auf.«
»Nun gut, dann erlaube, dass ich ebenfalls ein paar Tatsachen aufzähle, lieber Bruder«, donnerte Paul los. »Im Gegensatz zu dir verlange ich nicht Monat für Monat ein stattliches Gehalt, was dir diese privaten Investitionen erst ermöglicht hat. Ganz zu schweigen vom Kauf der zusätzlichen Plantagen in Virginia. Ja, John, ich weiß ebenso wie du, was vor sich geht! Sagen wir es vielleicht so: Ich habe den Lohn für zehn Jahre, den ich niemals beansprucht habe, auf einmal erhalten.«
»Jede Entlohnung, die ich beanspruche, wird von meinem zukünftigen Erbe abgezogen«, entgegnete John. »Ich gehe jedenfalls davon aus, dass ich in Vaters Testament noch immer an erster Stelle stehe, oder nicht? Es ist doch verblüffend, dass du in diesem Dokument nicht einmal genannt wirst, obwohl du ihm so treu ergeben bist.« John schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge. »So gesehen, kostet mich die Entwicklung deiner Insel eine ganze Menge.«
Paul ging auf ihn los, bis sein gerötetes Gesicht nur Inches von dem seines Bruders entfernt war. Seine geballten Fäuste waren schneeweiß. »Diesmal bist du zu weit gegangen!«
Bevor John zuschlagen konnte, fiel ihm George in den Arm. »Du hast entschieden zu viel getrunken«, schimpfte er. Dann machte er Paul Vorwürfe. »Und du hast den Köder auch noch bereitwillig geschluckt! John und ich verabschieden uns hiermit.« Er nickte in die Runde und zog John zur Tür.
Nachdem die beiden gegangen waren, ließ sich Paul auf einen Sessel plumpsen, und Charmaine stieß einen tiefen Seufzer aus.
»Hast du denn völlig den Verstand verloren?«, fragte George empört, als sie Johns Zimmer erreichten. »Warum, zum Teufel, hast du das gesagt? Warum musst du diese Rivalität immer weiter schüren? Es ist doch nicht Pauls Schuld, dass euer Vater ihn vorzieht, oder?«
»Ich kann einfach nicht ertragen, wie er das ausnützt – er ist wahrhaft Daddys Liebling.«
»Mag sein, John, dass er das ist, aber er ist auch derjenige, der in den letzten vier Jahren die Familie zusammengehalten hat. An seiner Schulter konnten sich alle ausweinen, und er hat dafür gesorgt, dass sich die Familie beruhigt und das Leben weitergeht.«
John brummte nur verächtlich, aber George ließ sich nicht beeindrucken. »Es war ein riesiger Fehler, Paul zu unterstellen, dass er Geld unterschlagen hat!«
»Geh mir aus dem Weg, George«, brummte John und schob George zur Seite.
»Ich lasse mich nicht wegschieben«, stellte George fest und trat noch einen Schritt näher. »Du hast den ganzen Abend lang deinen Zorn abreagiert. Und nicht nur an Paul. Warum, um alles in der Welt, hast du ständig auf Charmaine Ryan herumgehackt?«
»Sie ist doch nur eine geschickte
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