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Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Titel: Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
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gewesen.“
    „Ich sehe im Augenblick keine Alternative. Allein kannst du nicht hier bleiben, außerdem bin ich ja bei dir. Vertraust du mir?“
    „Das fragt mich meine Therapeutin auch ständig.“
    „Pack ein paar Sachen zusammen und komm. Wir müssen los.“
    „Und wenn ich Panik kriege?“
    „Das wirst du nicht. Vergiss nicht. Dein großer Bruder passt auf dich auf.“
    Zögerlich ging ich ins Schlafzimmer und kramte eine Sporttasche heraus, die ich bisher nur einmal benutzt hatte. Das war solange her, dass ich nicht mehr wusste, wie lange. Mein Herz schlug jetzt schon im Dreivierteltakt, da ich wusste, dass wir in wenigen Minuten meine Straße verlassen würden und ich hatte das Gefühl, nie wieder zurückkehren zu können. Eine Angst, nahe der Panik überkam mich. Wie in Trance steckte ich irgendwelche Kleider in die Tasche und ging ins Badezimmer um meine Zahnbürste einzupacken. Als ich vor dem Spiegel stand, fiel mir die Tasche aus der Hand und ich erschrak. Mein Spiegelbild war nicht da. Ich blickte in das Gegenstück meines Badezimmers, doch ich war nicht zu sehen. Der Spiegel strahlte Eiseskälte aus und ich wankte einen Schritt zurück, als ich Wolfs Stimme hörte.
    „Komm endlich, wir müssen los. Wir besorgen dir unterwegs, was du brauchst.“
    Dieser verdammte Spiegel saugte an mir. Mit zittriger Hand griff ich nach meiner Zahnbürste, packte die Tasche und ging schnellstens raus. Wolf stand ungeduldig an der Haustür.
    „B eeil dich, wir müssen weg.“
    Ich hetzte ih m hinterher und stieg ins Auto. Ich war schon lange nicht mehr in einem Auto gesessen. Meine Hände schwitzten, meine Beine zitterten und Wolf tat, als wenn nichts wäre.
    „Glaubst du wirklich, sie werden wiederkommen?“
    „Ganz sicher. Wenn wir uns nicht beeilen, treffen wir sie vielleicht noch.“
    Ich sah ein kurzes Lächeln um Wolfs Mund aufblitzen und wusste, dass er mal wieder scherzte. Dann drückte er das Gaspedal ins Bodenblech und wir schossen davon. Ich hatte meine Sporttasche auf dem Schoß und klammerte mich verzweifelt daran, doch Wolf kannte keine Gnade. Nach hundert Metern hielt ich es nicht mehr aus und schrie so laut ich konnte:
    „Stopp! Halt an!“
    Wolf hämmerte auf die Bremse und stoppte den Wagen. Entsetzt starrte er mich an:
    „Mann, Junge, was stimmt mit dir bloß nicht ?“
    Ich zog am Türgriff, drückte die Tür auf und sprang panisch aus dem Auto. Wolf stieg aus und gesellte sich zu mir, während ich mich auf den Bürgersteig setzte.
    „Hast‘ ne Panikattacke, was?“, meinte er.
    Ich nickte, während mir der Schweiß von der Stirn tropfte.
    Wolf schüttelte den Kopf. „Junge, Junge. Was mache ich nur mit dir?“
    „Ich bleibe hier“, sagte ich überzeugt.
    Wolf blickte über die Straße. Dann nickte er und sagte: „Da habe ich eine Idee. Komm steig ein, ich weiß, wo du sicher bist.“
    Ich atmete erleichtert aus und nahm wieder auf dem Beifahre rsitz Platz. Wolf gab vorsichtig Gas und diesmal setzte sich das Fahrzeug nur langsam in Bewegung. Er drehte um und fuhr an meiner Wohnung vorbei, dann passierten wir das Drogenhaus mit der Nummer sechs und schließlich stoppte Wolf den Wagen direkt vor der Kneipe mit dem schmutzigen Barkeeper, der sich nach dem Urinieren nie die Hände wusch.
    „Hier?“, fragte ich entsetzt.
    Wolf nickte. „Ich kenne Danny schon seit Jahren. Er ist nicht nur ein Informant, er ist auch ein guter Freund. Er kann auf dich aufpassen und ich kann mich auf ihn verlassen.“
    „Schön und gut, aber dann kann ich auch gleich zuhause ble iben. Es ist nur ein paar Häuser entfernt“, erklärte ich.
    Wolf sah mich ernst an. „Kapierst du denn nicht? Sie werden schon bald bei dir Zuhause sein und sie sind gefährlich. Niemand weiß, dass du hier bist, auch wenn es nur ein paar Häuser sind. Es spielt keine Rolle. Du wirst hier bleiben oder mit aufs Revier kommen. Such es dir aus.“
    Wolf hatte einen straffen Punkt ans Ende seines Vortrages g eheftet und ich wagte nicht, zu widersprechen.
    „Schön. Ich bl eibe hier“, sagte ich resignierend und stieg vorsorglich aus dem Wagen, damit er es sich nicht noch anders überlegen konnte und das Gaspedal drückte. Ich wartete auf dem Bürgersteig, bis er vorausging und folgte ihm dann in die Spelunke. Wolf grüßte den Barmann mit einem lässigen Wink und stellte sich direkt an die Bar.
    „Hallo Danny. Das hier ist mein Bruder“, stellte er mich vor und zeigte unhöflich mit dem nackten Finger auf mich. Zum Gruß nickte

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