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Im Strudel der Gefuehle

Titel: Im Strudel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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die Nase voll.«
    Jessica wollte den Mund aufmachen, um ihm zu widersprechen, aber ein Blick in seine eisigen, indigofarbenen Augen genügte, um die Worte in ihrer Kehle steckenbleiben zu lassen. Wolfe war mit seiner Geduld am Ende. Nicht das geringste Anzeichen der Leidenschaft, die gestern abend noch so heiß in ihm geglüht hatte, war jetzt in seinem Verhalten zu erkennen. Er sah sie an wie eine Fremde, die gerade erst sein Haus betreten hatte - eine Fremde, die hier nicht gerade willkommen war.
    Sie senkte den Blick und hoffte, daß er den Ausdruck von Elend und Angst in ihren Augen nicht gesehen hatte. Es würde viel Zeit und Geduld nötig sein, um ihn zurückzugewinnen. Sie hätte sich sogar mit der alten Freundschaft zufriedengegeben, die sie auf der Reise hierher noch miteinander verbunden hatte. Ein Wunder hätte geschehen müssen, um diese Freundschaft wiederzubeleben, die ihre Hochzeit endgültig zerstört zu haben schien.
    »Wenn du mit dem Abwasch fertig bist«, sagte Wolfe mürrisch, »kannst du das Feuer ausgehen lassen. Wir reisen ab.«
    »Gehen wir zurück nach England?« fragte Jessica.
    »Nein, Mylady. Ich könnte glücklich sterben, wenn ich England mein Leben lang nicht mehr zu sehen bräuchte.«
    »Ich wußte gar nicht, wie sehr du es haßt.«
    »Es gibt vieles, was du von mir nicht weißt.«
    «Ich werde es im Laufe der Zeit schon herausfinden.«
    »Eine Frau kann einen Mann nie richtig begreifen, solange sie nicht seine Geliebte gewesen ist.«
    »Dann muß ich mich wohl mit meinen Fragen an deine Herzogin wenden«, erwiderte Jessica, bevor sie noch lange überlegen konnte, was sie sagte. »Die Dame muß ja eine Quelle der Weisheit sein, was dich betrifft.«
    Wolfes Lächeln ließ sein Gesicht unnachgiebiger denn je erscheinen. »Du hast nicht begriffen, was ich damit sagen wollte.«
    »Was denn?«
    »Auch wenn der körperliche Akt im Prinzip immer der gleiche ist, gibt es doch feine Unterschiede. Es hängt alles davon ab, mit wem man ins Bett geht. Kein Mann benimmt sich immer gleich. Keine Frau reagiert immer gleich auf denselben Mann. Aus diesen Unterschieden besteht zum größten Teil das menschliche Verhalten - und die wahre
    Liebe.«
    »Du stellst ziemlich hohe Ansprüche an diesen schmutzigen kleinen Trick.«
    »Du sprichst wie eine echte Nonne, Schwester Jessica.«
    »Ich bin keine Nonne.«
    »Du bist eine Nonne und nicht meine Frau.«
    »Es gibt noch andere Dinge in einer Ehe als das Bett«, sagte Jessica mit mühsam unterdrückter Verzweiflung.
    »Nicht für einen Mann.«
    Ohne einen weiteren Bissen zu essen, erhob sich Jessica vom Tisch. »Es tut mir leid, daß unsere Ehe so eine Enttäuschung für dich ist.«
    »Nicht so leid wie mir. Aber ich werde dich schon noch soweit bekommen, daß es dir auch leid tun wird.« Wolfe warf seine Serviette auf den Tisch. »Unter meinem Bett findest du zwei Reisekoffer. Die kannst du für deine Kleider nehmen. In zwei Stunden reisen wir ab.«
    »Es würde mir beim Packen helfen, wenn ich wüßte, wohin wir fahren und wie lange wir bleiben.«
    »Wir werden die Berge überqueren.«
    Überraschung und Erleichterung spiegelten sich in Jessicas Augen wider. »Wirklich? Gehen wir etwa auf die Jagd?«
    »Nein«, sagte Wolfe ungeduldig.
    »Weshalb dann?«
    »Um nach den Pferden zu sehen, die ich bei Caleb und Willow untergebracht habe, und ganz besonders nach der grauen Stute. Und um endlich einmal wieder etwas Vernünftiges zu essen zu bekommen. Willow bäckt weit und breit die besten Brötchen.«
    Jessica versuchte ihre Bestürzung darüber zu verbergen, daß sie nun die Frau kennenIernen sollte, in die Wolfe verliebt war; die Traumfrau, die angeblich nur gute Eigenschaften besaß.
    Jessica dagegen bestand natürlich nur aus schlechten Eigenschaften.
    »Für wie lange?« fragte sie mit böser Vorahnung.
    »So lange, bis du gelernt hast, wie man genießbare Brötchen bäckt, oder bis du der Annullierung unserer Ehe zustimmst. Alles in allem würde ich eher darauf tippen, daß das Problem mit der Ehe sich schneller bewältigen läßt als das mit deinen Kochkünsten.«
    Die Hintertür schlug zu, als Wolfe zu den Ställen hinausging. Jessica wartete, bis er verschwunden war, bevor sie sich widerwillig um den Abwasch kümmerte.
    Eine halbe Stunde später goß sie das schmutzige Spülwasser auf der Hintertreppe aus. Plötzlich hörte sie, wie etwas metallisch auf den Steinen klimperte, und sah, daß vor ihr ein Löffel auf der Erde lag. Seufzend ging sie die

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