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Im Strudel der Gefuehle

Titel: Im Strudel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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ziemlich belesen zu sein.«
    »In diesem Fall handelt es sich um den Mann meiner Traumfrau. Wenn du Cal kennenlernst, wirst du das besser verstehen. Er ist selbst so eine Art dunkler Racheengel. Seine Vorliebe für Donne und Milton paßt ganz gut zu ihm.«
    »Dann trifft es sich ja vorzüglich, daß Caleb diese Traumfrau gleich geheiratet hat«, bemerkte Jessica, ohne eine Miene zu verziehen. »Was ist mit dem Rest?«
    »Die Bände mit Lyrik?«
    »Ja.«
    Wolfe zuckte die Achseln. »Nimm sie ruhig mit, wenn es unbedingt sein muß.«
    »Ich dachte, du magst Lyrik.«
    »Stimmt. Aber ich habe auch ein ziemlich gutes Gedächtnis.« Wolfe berührte die Bände vorsichtig mit den Fingerspitzen. »Ich kann jederzeit mit Coleridges Helden zusammen dem unterirdischen Fluß Styx einen Besuch abstatten, wenn mir gerade danach ist. Und ich kann nach Belieben Blakes Tiger durch den Dschungel der Nacht schleichen sehen, wenn ich Lust dazu habe. Und alles, ohne daß meinen Packpferden das Kreuz durchhängt.«
    Jessica lächelte Wolfe beinahe ein bißchen schüchtern an. »Wenn du meine Lieblingsgedichte für mich am Lagerfeuer aufsagst, lasse ich die Bücher hier.«
    Als er ihr versteckt einen finsteren Blick zuwarf, sah er plötzlich, daß in ihren aquamarinblauen Augen die Erinnerung an vergangene Zeiten leuchtete. Sie mußte an die glücklichen Abende am Lagerfeuer denken, als sie noch unbeschwert lachen konnten und sich abwechselnd Gedichte vorgelesen hatten. Die indianischen Fährtensucher und Jäger hatten sich um sie versammelt und fasziniert den Worten und Visionen von Männern gelauscht, die schon lange, lange tot waren.
    »Wenn du ein Bedürfnis nach Lyrik hast, nimmst du besser die Bücher mit«, sagte Wolfe und drehte sich um. »Die Tage, an denen ich Gedichte aufgesagt habe, sind vorbei.«
    Jessicas Lächeln erstarb. Sie machte sich wieder ans Packen. Als sie sich nicht zwischen zwei Reitgarnituren entscheiden konnte, nahm ihr Wolfe die Wintergarnitur aus der Hand und legte sie in den Koffer.
    »Du wirst deine wärmste Unterwäsche brauchen«, sagte er. »Oben in den Höhenlagen wird es kalt.«
    »Ich habe nach den Sachen gesucht, die ich vor Jahren hiergelassen habe, aber ich kann sie nirgendwo finden.«
    »Die habe ich letzten Sommer Willow geschenkt.«
    Jessicas Miene erstarrte. »Wie großzügig von dir.«
    »Ich habe ihr auch den Kindersattel geschenkt, den du sonst immer benutzt hast. Eine Ranchersfrau oder eine kleine, eigensinnige schottische Göre reitet vielleicht breitbeinig und in Reithosen, aber das kommt ja jetzt für dich nicht mehr in Frage. Du bist jetzt Lady Jessica Charteris, die Tochter eines Grafen. Du wirst den Damensattel benutzen, wie es sich für deine gesellschaftliche Stellung gehört.«
    »Ich bin Jessica Lonetree.«
    »Dann wirst du gefälligst den Sattel nehmen, den dein Mann für dich ausgesucht hat.«
    »Einen Damensattel? In diesen hohen Bergen? Willst du mich wirklich so da rausschicken?« fragte sie und deutete mit ausgestrecktem Arm nach Westen, wo sich die Rockies steil in den Himmel erhoben.
    »Genau.«
    »Das ist unvernünftig.«
    »Genau wie unsere Ehe.«
    »Wolfe«, sagte sie leise.
    »Ein Wort genügt, Lady Jessica. Es hat nur vier Silben. Nur ein Wort.«
    Er wartete darauf, daß sie Annullierung sagte.
    Lange Zeit verging, bevor sie laut und deutlich sagte: »Damensattel.«
    »Was?«
    »Damensattel. Vier Silben, nicht wahr?«
    Wolfe drehte sich schnell um, damit Jessica nicht den Ausdruck der Belustigung in seinen Augen sehen konnte. Rücksichtslos wühlte er in ihrer Unterwäsche und versuchte dabei, nicht auf die hauchdünnen Höschen und Unterröcke zu achten. Auch bemühte er sich, möglichst nicht daran zu denken, wie Jessica in dem zerfetzten Morgenmantel ausgesehen hatte, der ihre Brüste und die Spuren der Gewalt entblößte, die ein anderer Mann auf ihrer makellosen Haut hinterlassen hatte.
    Wie seltsam, daß ich Jessica damals gar nicht kreischen gehört habe ,
    dachte Wolfe finster. Aber natürlich waren das die Zähne eines verdammten Lords und nicht etwa die Hände eines unehelichen Halbbluts. Ein himmelweiter Unterschied.
    Mit einem lästerlichen Fluch schleuderte Wolfe die Unterwäsche in den Koffer. Es folgte eine Reitgarnitur. Jessica legte ein Paar Wollsocken dazu. Dann war der Koffer voll.
    »Du läßt am besten etwas von dem ganzen Zeug hier«, sagte Wolfe, während er die Gurte festzurrte. »Du hast nur zwei Garnituren zum Wechseln.«
    »Ausgezeichnet. Dann

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