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Im Strudel der Gefuehle

Titel: Im Strudel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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fließt in den Fluß, so daß bestimmte Stellen viel früher wieder zum Leben erwachen als alles um sie herum.«
    »Wirklich?« fragte Jessica.
    Caleb lächelte. »Wirklich.«
    »Wunderbar!«
    Jessica legte das Flickzeug beiseite und lief ins Schlafzimmer. Als sie zurückkam, hatte sie die Hände voll mit kleinen Schachteln.
    »Was gibt es hier für Insekten?« fragte sie neugierig, während sie die Schachteln aufmachte und sie vor den Männern auf den Tisch stellte. In den Schachteln befanden sich winzige, sorgfältig aneinandergeknotete Fliegen. »Sind sie hell oder dunkel, groß oder klein, bunt oder einfarbig?«
    »Ja.«
    Sie sah Caleb schräg von der Seite an. »Ja?«
    Er nickte ernsthaft. »Sie sind hell und dunkel, groß und klein, bunt und einfarbig.«
    »Caleb, hör endlich auf, dich über Jessica lustig zu machen«, rief Willow aus dem Hinterzimmer.
    »Ausgerechnet jetzt, wo ich es gerade so gut kann.«
    Jessica versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken, aber umsonst. Tatsächlich hatte Caleb genau herausgefunden, wie er Jessica am besten ärgern konnte.
    Sie hörten, wie der Wind die Haustür zuschlug. Dann folgten Willows Schritte, als sie durch die Küche ins Wohnzimmer kam. Schneeflocken schimmerten auf ihrem Wollschal, den sie sich auf dem Weg zum Toilettenhäuschen draußen umgewickelt hatte.
    Sie schüttelte den Schal aus und hängte ihn an einen Haken neben der Tür. Sie wußte genau, daß es nicht lange dauern würde, bis sie wieder der Drang packte und sie sich erneut in den kalten, beißenden Frühlingswind hinauswagen mußte. Je länger ihre Schwangerschaft dauerte, desto öfter sah sie sich gezwungen, den bescheidenen Luxus des zugigen Toilettenhäuschens in Anspruch zu nehmen.
    »Jessi muß sich schon dauernd gegen meine Brüder durchsetzen«, fuhr Willow gähnend fort. »Warum versuchst du zur Abwechslung nicht mal, sie in Schutz zu nehmen?«
    »Dafür ist Wolfe zuständig«, sagte Caleb und warf Wolfe einen belustigten Blick zu, »und Gott steh demjenigen bei, der sich Wolfe in den Wege stellt.«
    Wolfe erwiderte seinen Blick, als wüßte er nicht, wovon er sprach.
    Caleb grinste wie eine Raubkatze. Sosehr Wolfe sich auch bemühte, die Zuneigungsbekundungen der gutaussehenden Morans Jessica gegenüber zu übersehen, so spürte Caleb doch ganz deutlich, daß unter Wolfes unbewegtem Äußeren die Eifersucht kochte. Caleb hätte mehr Mitgefühl mit seinem Freund gehabt, aber er konnte einfach nicht verstehen, warum Wolfe seine junge Frau so schlecht behandelte.
    »Es macht mir gar nichts aus, wenn Rafe und Reno mich ärgern«,
    sagte Jessi, als Willow aus der Küche zurückkam und hinter vorgehaltener Hand gähnte. »Ich hatte nie Geschwister. Ich wußte gar nicht, wieviel Spaß man haben kann, wenn man nicht allein ist.«
    »Keine Geschwister?« fragte Willow überrascht. »Du Ärmste. Wie einsam du gewesen sein mußt.«
    Jessica zögerte und zuckte dann die Achseln. »Ich kannte das nicht anders. Außerdem hatte ich ja Wald und Wiesen zum Spielen.«
    »Ich kann mir gar nicht vorstellen, nur ein einziges Kind zu haben«, sagte Willow kopfschüttelnd. »Ich hätte am liebsten ein ganzes Haus voller Kinder.«
    »Ich glaube, daß eine Menge Frauen so denken, bevor sie das erste Mal ein Kind zur Welt bringen.«
    Der Ausdruck des Grauens in Jessicas Stimme schuf einen Moment der Stille, die so lange andauerte, bis sie endlich merkte, daß sie einen Fehler begangen hatte. Mit einem Lächeln versuchte sie, das Thema zu wechseln.
    »Und wie steht es mit dir, Willow? Hast du etwas fürs Angeln übrig?«
    »Caleb ist der Angler in unserer Familie. Er ist sogar ziemlich gut.«
    Caleb warf Willow einen Blick von der Seite zu und schenkte ihr ein schiefes Lächeln. Obwohl kein Wort gewechselt wurde, nahmen ihre Wangen einen verräterischen rosigen Farbton an.
    »Ich bin ein ganz guter Angler«, gab er zu. »Nur für Angelruten und Köder habe ich nicht besonders viel übrig.«
    »Nein?« fragte Jessica. »Womit angelst du dann? Mit Netzen oder Reusen? Oder gehst du etwa wie ein Eskimo mit einer Harpune auf die Jagd?«
    Caleb schüttelte den Kopf. »Viel zu kompliziert.«
    »Wie kann man denn sonst Fische fangen?«
    »Geduld, Geschick und flinke Hände.«
    Sein Lächeln verflog, als er sah, wie Willows Wangen einen tieferen Farbton annahmen. In seinen goldenen Augen leuchtete eine unver-
    hohlene Sinnlichkeit, die Jessica nie zu sehen erwartet hätte. Bis zu diesem Augenblick hatte sie Caleb nicht für einen

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