Im Sturm der Gefuehle
Ziel interessiert, wird sich Roxbury unbemerkt davonstehlen. Wir haben alles geplant.«
Forrests Stadthaus an der Bruton Street lag nur ein paar Türen vom Domizil des Außenministers George Canning entfernt, einer der Gründe, weshalb sie befanden, dass Forrests Haus als Treffpunkt mit Roxbury der sicherste Ort sei. Wurde Roxbury in der Nähe gesehen, würde man annehmen, dass er Mr. Canning besucht hatte, da sie befreundet waren.
Nachdem Roxbury Sophys Schilderung ihrer Begegnung mit Grimshaw gehört hatte, war er weder erfreut noch enttäuscht. In einem schwarzen Ledersessel in der Bibliothek von Forrests Haus sitzend, betrachtete er Sophy sekundenlang intensiv, nachdem sie geendet hatte.
»Sie glauben, er hätte die Nadel erkannt?«, fragte er schließlich.
Sophy nickte. »Zunächst schien er sehr daran interessiert, dann aber zuckte er mit den Achseln und tat so, als sei sie für ihn ohne Bedeutung.« Sie rümpfte ihr gerades Näschen. »Ich wusste, dass er viel zu klug ist, um sich zu verraten, hatte aber gehofft, dass er ein wenig mehr enthüllen würde.«
»Lassen Sie sich nur nicht entmutigen, meine Liebe«, sagte Roxbury »Diese Dinge benötigen Zeit, und das Wichtigste ist, dass wir ihm den Köder vor die Nase gehängt haben. Jetzt heißt es abwarten, ob er versucht, ihn zu schnappen.«
Ein Schauer lief Sophys Rücken hinunter. »Ich weiß«, sagte sie hohl. »Ich muss nur warten, ob er versucht, mich zu ermorden wie meinen Onkel.«
Ives' Hand, die Besitz ergreifend auf ihrer Schulter gelegen hatte, festigte ihren Griff. »Er wird niemals so nahe an dich herankommen, dass er es auch nur versuchen kann«, sagte er mit ruhiger Gewissheit. »Und ich vermute, dass er es sich zweimal überlegen wird, ehe er gegen dich etwas unternimmt. Du musst bedenken, dass er nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf die Nadel lenken will, vor allem aber muss er vermeiden, dass man sie mit den anderen Morden in Zusammenhang bringt. Da er nicht dumm ist, muss ihm klar sein, dass er mit jedem Mord, den er begeht, riskiert, den Verdacht direkt auf sich zu lenken.«
Das war ein schwacher Trost, doch Sophy gab sich damit zufrieden. Gewiss, Ives hatte Recht. Edwards Mörder musste seine Methoden, mit denen er gegen jene vorging, die von der Nadel wussten, überdenken. Schließlich kann er nicht einfach weiterhin Menschen umbringen, sagte sie sich unbehaglich.
Wenig später zu Hause angekommen und in Ives' leidenschaftlichem Liebesspiel verloren, konnte Sophy eine Zeit lang ihre Sorgen aus dem Bewusstsein verbannen. Ives' fast verzweifeltes Verlangen nach ihr schien um nichts nachgelassen zu haben, und sie ergab sich beglückt seinen entschieden angenehmen Angriffen.
Von den Gipfeln geteilter Glut wieder in reale Gefilde hinabgeglitten, lag sie befriedigt und matt in Ives' Armen, drehte den Kopf auf seiner Schulter und blickte ihn an. »Falls Grimshaw der Besitzer der Nadel ist, was wird er deiner Meinung nach nun tun?«, fragte sie unvermittelt.
Ives schnitt ein Gesicht. »Wenn ich das wüsste, Liebste, wäre mir viel wohler zumute. Leider können wir nur warten und sehen, was er macht. Ich muss sagen, dass ich mich für einen geduldigen Menschen halte, doch wenn man meine Frau als Köder für einen gefährlichen Hai, einen besonders bösartigen Hai, benutzt, ist es um meine Geduld geschehen.«
Er drückte sie fester an sich. »Bis dahin, während unser Hai noch überlegt, ob er zuschnappen soll oder nicht, musst du besonders vorsichtig sein, wohin du auch gehst, zumal abends. Wenn wir ihn aus der Deckung locken wollen, darf man mich nicht zu viel in deiner Nähe sehen, deshalb müssen wir fortfahren, getrennt auszugehen. Wenn ich nicht gemeinsam mit dir in der Öffentlichkeit erscheine, werden entweder Forrest oder einer meiner Leute in deiner Nähe sein. Die Nächte sind am gefährlichsten, doch auch wenn du tagsüber ausgehst, musst du sehr vorsichtig sein. Achte darauf, dass dich immer eine Vertrauensperson begleitet.«
»Ich werde schon keine Dummheiten machen«, sagte sie spitz. »Glaube mir, ich möchte nicht dasselbe Schicksal erleiden wie Edward und Miss Weatherby«
»Ich wünschte nur, du hättest mit der ganzen verdammten Sache nichs zu tun und alles wäre schon erledigt und vorbei -wie es sein sollte!«
Er stieß die Worte mit solcher Heftigkeit hervor, dass Sophy ihn erstaunt anstarrte. Eine kleine Furche verunzierte ihre Stirn. Wie es sein sollte? Was meint er denn damit?, fragte sie sich. Hätte
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