Im Sturm der Gefuehle
er aussprach, was alle dachten.
»Ich bin sicher«, antwortete sie kühl, »dass Sie seine Gesellschaft vermissen werden. Tatsächlich bin ich überzeugt, dass ihn sehr viele vermissen werden.«
»Und ich verwette meinen Grauen«, sagte Grimshaw, der Sir Arthur gefolgt war, um Sophy zu begrüßen, »dass Sie an diesen Worten fast erstickt wären.«
Sophy sah in seine Richtung. »Leider würden Sie verlieren«, gab sie gelassen zurück. »Ich stelle nicht in Abrede, dass mein Onkel sehr charmant sein konnte und ihn viele Menschen mochten, nur gehöre ich nicht zu ihnen.«
Der Blick seiner grauen Augen ruhte begehrlich auf ihrer eleganten Erscheinung, als er murmelte: »Ich fand es immer jammerschade, dass sie Ihrem Onkel nicht ähnlicher waren. Welchen Spaß hätten wir zusammen haben können!«
Sir Arthur wieherte und wandte sich ab, um eine Frage Dewhursts zu beantworten, sodass Grimshaw und Sophy sich ziemlich isoliert an einem Ende des kleinen Pavillons befanden. Grimshaws hohe Statur nahm ihr die Sicht auf alle anderen.
Normalerweise empfand Sophy nur Widerwillen vor Grimshaw, heute aber überlief sie ein Schauer des Abscheus, obwohl sie Ives in der Nähe wusste. Sophy rief sich plötzlich ins Gedächtnis, dass dieser Mann vielleicht zwei Menschen auf dem Gewissen hatte und dass sie im Begriff stand, sich zwischen ihn und etwas zu stellen, das ihn schon zum Töten verleitet hatte. Die Panik unterdrückend, die in ihr wuchs, umklammerte sie ihr Ridikül und die Krawattennadel mit dem Rubin.
Grimshaws Blick fiel auf ihren Busen, und Sophys Magen revoltierte, als er ihre vom tiefen Dekollete freigelassenen Rundungen lasziv beäugte.
»Wenn Sie Edward ähnlicher wären«, schnurrte er, »wären wir sicher gute Freunde geworden.« Er sah sie an. »Mein Interesse an Ihrer Freundschaft ist unverändert, meine Liebe.«
Sie vergaß ihre Angst und unterdrückte die Empörung, die bei seinen Worten in ihr aufflammte. Wie konnte er es wagen! Das Verlangen, in seine verlebten Züge zu schlagen, war stark, doch ihre Finger berührten wieder die Krawattennadel, die sie an ihre Rolle erinnerte.
Als sie diese Situation planten, hatte keiner genau gewusst, wann oder wo es passieren würde. Aber alle waren sich einig, dass Grimshaw sehr wahrscheinlich versuchen würde, Sophy von den anderen abzusondern, um sich ihr nähern zu können. Ihr Mann brauchte nur dafür zu sorgen, dass sich diese Gelegenheit ergab.
Ives, der mit Argusaugen beobachtete, wie Grimshaw Sophy am anderen Ende des Pavillons festhielt, ging nun mit Forrests diskretem Beistand daran, die anderen Gentlemen unauffällig hinauszulotsen. Als Vorwand diente der Vorschlag, sich unter dem Publikum, das die Anlagen bevölkerte, nach attraktiver Weiblichkeit umzusehen. Da er sich nach besten Kräften bemüht hatte, alle zu überzeugen, dass er ein ebenso abgebrühter Lebemann war wie alle anderen, war niemand sonderlich erstaunt, dass er in Gegenwart seiner Frau ein so verwerfliches Benehmen an den Tag legte.
Es widerstrebte ihm so sehr, Sophy mit Grimshaw allein zu lassen, dass er nicht die geringste Genugtuung darüber empfand, wie einfach alles gegangen war, als er mit den anderen ein Stück vom Pavillon entfernt stehen blieb. Seine Frau war allein mit einem berüchtigten Verführer, einem Mann, den sie fürchtete und verabscheute, einem Mann, der sehr wahrscheinlich ein skrupelloser Mörder war. Alles läuft einfach prima, redete Ives sich beharrlich ein.
Als sie die anderen vor dem Pavillon stehen sah, wusste Sophy, dass der Augenblick gekommen war. Die Erstaunte spielend, die nun erst bemerkte, dass sie allein mit ihm war, murmelte sie: »Ach, mir fiel gar nicht auf, dass die anderen schon gingen. Vielleicht sollten wir zu ihnen.«
»Aber warum denn?«, wandte Grimshaw ein. »Es ist so selten, dass ich mit Ihnen allein bin. Sicher finden wir eine Möglichkeit, uns zu amüsieren.« Kühn streckte er eine Hand aus und strich mit einem Finger liebkosend über ihre Brustrundung.
Sophy brauchte die Wut nicht zu heucheln, die in ihren Augen aufblitzte. Sie fasste sich nur so weit, dass sie aufsprang, um das Ridikül von ihrem Schoß gleiten zu lassen, damit sein Inhalt auf dem Boden landete. Sich weiter zu zügeln, war sie freilich nicht imstande. »Hände weg!«, rief sie aus und schlug seine Hand fort.
Grimshaw lächelte nur, ein unerträglich arrogantes Lächeln, das Sophy fast körperlich schmerzte. Sie riss ihre Gedanken von der verlockenden
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