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Im Sturm der Gefuehle

Titel: Im Sturm der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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Verlust ihn immer verfolgen würde. Und was Harrington betraf, würde er ihn einfach aus dem Weg räumen, falls der Viscount ihm lästig wurde.
     
    Harrington suchte auch in dieser Nacht Sophys Gedanken heim, doch konnte sie ihn betreffend zu keinem festen Schluss gelangen. Sie war auf der Hut vor ihm, konnte aber nicht bestreiten, dass er ihr sehr geholfen hatte. Sie war ihm dankbar, war aber auch argwöhnisch und traute ihm ganz und gar nicht. Sie schnitt eine Grimasse. Die Ehe mit einem Ungeheuer wie Simon konnte einen nur misstrauisch werden lassen.
    Sie war nicht nur auf der Hut vor Harringtons Motiven. Die Tatsache, dass sie seit Simons Tod ihre eigenen und die Angelegenheiten ihrer Geschwister selbst und ohne Hilfe wahrgenommen hatte, hatte sie misstrauisch gegen jedwede Einmischung gemacht. Warum hatte Harrington eingegriffen? Wehmütig gestand sie ein, dass sich in ihre Dankbarkeit auch eine Spur Bedauern darüber mischte, dass er sie kühl den Dark Walk entlangbugsiert und sich dann über ihre Reaktion belustigt gezeigt hatte.
    Sie musste gähnen und kuschelte sich tiefer ins Bett, eigentlich recht zufrieden, wie sich die Dinge heute Abend entwickelt hatten. Anne war vor Edwards Zugriff in Sicherheit und schlief ungestört zwei Türen weiter. Phoebe und Marcus, die mit Verblüffung reagiert hatten, als Sophy ihnen eine völlig Fremde präsentierte und ihnen freundlich eröffnete, dass Anne auf unbestimmte Zeit bei ihnen leben würde, hatten sich rasch beruhigt, nachdem der erste Schreck verflogen war. Phoebe war wie immer sehr lieb und hatte das Mädchen scheu willkommen geheißen, sodass Anne sich sofort wie zu Hause fühlte. Marcus Reaktion war lauer ausgefallen, obwohl er sich höflich verbeugt und gemurmelt hatte, er hoffe, sie würde ihren Aufenthalt bei ihnen genießen.
    Erst am nächsten Morgen war ihr aufgegangen, welche Folgen ihr Vorgehen eventuell nach sich ziehen konnte. Nach den Aufregungen der vorangegangenen Nacht hatte sie verschlafen und eben ihren Morgentee in aller Ruhe genossen, während Phoebe und Anne höchst ungehörig auf ihrem Bett lagerten, als ihr die unangenehme Nachricht überbracht wurde, dass ihr Onkel und eine unbekannte Dame sie im blauen Salon erwarteten.
    Anne schnappte nach Luft und fuhr auf. »Meine Tante! Ich weiß es. Sie will mich zurück an den Russell Square holen.« Sie sah Sophy mit flehenden braunen Augen an. »Ach, bitte! Ich flehe Sie an, lassen Sie nicht zu, dass sie mich mitnimmt!«
    »Unsinn«, sagte Phoebe entschlossen, trotz des Anflugs von Unbehagen in ihrem Blick. »Sophy wird nicht zulassen, dass dich jemand mitnimmt. Du bist in Sicherheit. Sophy wird dich beschützen.«
    »Du kennst meine Tante nicht«, erwiderte Anne Mitleid erregend. »Sie ist zu allem entschlossen, und sie hat ihn mitgebracht.« Sie schluchzte auf. »Wenn ich zu ihr zurückkehren muss, bin ich verloren! Niemand wird mich vor dem schrecklichen Schicksal bewahren, dem ich gestern fast zum Opfer fiel. Ich bin dem Untergang geweiht.«
    Das war keine übertrieben dramatische Deutung der Situation, wie Sophy gut wusste. Nun erst wurde ihr unangenehm bewusst, dass sie vielleicht übereilt gehandelt hatte. Sie hatte Anne mit sich nach Hause genommen, ohne gesetzliche Handhabe, sie bei sich zu behalten. Forderte ihre Tante Annes Rückkehr, was sehr wahrscheinlich war, musste Sophy nachgeben, wenn sie nicht gegen das Gesetz verstoßen wollte.
    Völlig durcheinander und von bösen Vorahnungen erfüllt, beruhigte Sophy Anne, so gut es ging, und zog sich hastig an, nachdem sie beide Mädchen hinausgescheucht hatte. Über ihr weiteres Vorgehen in Sorge, schritt sie eine halbe Stunde später die Treppe hinunter. Eines stand jedenfalls fest: Sie würde Anne nicht im Stich lassen.
    Die Erinnerung an ihre eigene verzweifelt unglückliche Ehe überkam sie. Gesetz hin oder her, sie konnte nicht hilflos dastehen und zulassen, dass Annes Tante das Mädchen einem Schurken wie Edward in die Arme trieb. Ein kampflustiger Schimmer zeigte sich in ihren goldenen Augen. Sie selbst hatte kein Mensch vor Simon bewahrt, doch Anne war nicht ohne Beschützer. Sie würde dafür sorgen, dass niemand das Mädchen zwang, dasselbe schwere Los zu ertragen, das sie von Simons Händen erduldet hatte.
    Mit geröteten Wangen und in kerzengerader Haltung ging sie zum blauen Salon und betrat ihn beherzt und entschlossen, um sich kopfüber ins Gefecht zu stürzen, als sie Edward elegant wie immer in einem pflaumenblauen

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