Im Sturm der Gefuehle
zusammenlebt, hat sie eigentlich keine Unkosten, doch sind die Treuhänder sehr penibel. Immerzu klagt sie, dass sie die Abrechnungen streng prüfen und alle Ausgaben in Frage stellen. Dabei sind sie nicht knickerig. Sie wollen nur sicher sein, dass das Geld für mich und mein Wohlergehen verwendet wird.«
Eine Falte grub sich in Sophys Stirn. »Ist sie dein gesetzlicher Vormund? Oder sind es die Treuhänder?«
»Sie ist es. Die Treuhänder wachen über mein Vermögen, Tante Agnes aber soll über mich wachen. Mein Vater benannte sie als Vormund, nachdem mein Großvater starb. Sie war meine einzige lebende Angehörige, und er glaubte, ich wäre bei einer Verwandten besser aufgehoben als bei völlig Fremden, falls ihm etwas zustieße. Er wusste von den Vorsichtsmaßnahmen, die mein Großvater ergriffen hatte, um sein Vermögen vor ihrem Zugriff zu schützen, und unternahm ähnliche Schritte.«
»Und im Falle deiner Heirat?«
»Wenn ich heirate, wird mein Vermögen wohl an meinen Mann übergehen. Damit würde die Treuhänderschaft enden.« Anne wirkte sehr erwachsen, als sie nachdenklich sagte: »Ich glaube, Tante Agnes und Ihr Onkel planen, dass er ihr nach der Heirat mit mir einen großen Teil meines Geldes übereignet, da sie ihm half, mich zu bekommen.«
»Aber das ist ja barbarisch!«, rief Phoebe aus, die aufmerksam gelauscht hatte. »Wie gut, dass Sophy im richtigen Moment einschreiten konnte! Mein Onkel muss verrückt sein!«
»Phoebe!«, schalt Sophy sie und verschluckte ein Lachen. »So darfst du nicht reden. Es gehört sich nicht.«
»Marcus sagt es ständig«, konterte Phoebe eigensinnig. »Und du auch. Warum darf ich nicht?«
»Weil du zu einer Dame erzogen werden sollst. Ich bin jenseits von Gut und Böse, und dein Bruder ist ein Gentleman und tut als solcher, was ihm beliebt.«
»Aber Sie sind eine Dame«, wandte Anne ein, »und doch sagen Sie, was Sie wollen.«
»Du vergisst«, sagte Sophy mit angedeutetem Lächeln, »dass ich zwar eine Dame bin, daneben aber auch Witwe, und Witwen haben viel mehr Freiheit als Damen!«
»Ich wünschte, ich wäre Witwe«, seufzte Anne, und Phoebe und Sophy brachen in Gelächter aus.
»Schäm dich«, sagte Sophy neckend. »Du bist noch nicht einmal Braut und wünschst deinen armen Mann schon ins Grab.«
Da Anne Sophys Geschichte von Phoebe kannte, warf sie ihr einen Blick durch gesenkte Wimpern zu. »Haben Sie sich nie Ihren Mann tot gewünscht?«
Sophy wurde sofort ernst und gestand hart und leise: »Ich betete fast jeden Moment meiner Ehe um den Tod meines Mannes. Und als er den Tod fand, spürte ich, dass meine Gebete erhört worden waren.«
Ives, der im Begriff stand, das Gewächshaus zu betreten, in das Emerson ihn geschickt hatte, hielt im Eingang inne. Für jemanden, der eine engere, vertrautere Beziehung mit der Dame ins Augen fasste, waren ihre Worte nicht sehr ermutigend.
Eine kleine Falte zeigte sich zwischen seinen Augen. Er wusste alles über den Tod von Lady Marlowes Gatten und über die Spekulationen, sie hätte dabei ihre Hand im Spiel gehabt, doch hatte er dies alles als Gerücht abgetan. Sophys Worte aber gaben ihm zu denken. Diesen Ton kannte er an ihr nicht, und zum ersten Mal fragte er sich, wie ihr Mann wirklich zu Tod gekommen war.
Nun erst bemerkte Sophy ihn und rief aus: »Lord Harrington! Was denkt Emerson sich denn ... Sie einfach unbegleitet durchs Haus zu schicken!«
Ives lächelte ihr zu und trat ein, nicht ohne sich zu verbeugen. Als er Sophy anblickte, murmelte er: »Ihrem Butler dürfen Sie nicht die Schuld geben. Er wollte seiner Pflicht nachkommen und mich begleiten, ich aber überzeugte ihn, dass Sie es ihm nicht verübeln würden, wenn ich allein käme.«
In Sophys Augen blitzte es ob dieses weiteren Beispiels für seine Eigenmächtigkeit auf. »Aber wenn ich es verüble?«
»Ach, Liebste, Sie würden den Mann doch nicht für etwas büßen lassen, das nicht seine Schuld ist?«
Da sie in letzter Zeit etliche Wortgefechte verloren hatte, sobald Lord Harrington sich auf einen Kurs festlegte, galt Sophys ganzes Mitgefühl nun Emerson.
Sie sah Ihren Gast aufmerksam an und sagte verhalten: »Sie sind nicht nur ungezogen und überheblich, ich sehe auch, dass sich zu ihren zahlreichen Vergehen Einschüchterung hinzugesellt.«
Ives sah beleidigt drein. »Nein, nein, Liebste, Sie irren sich. Ich schüchterte Emerson nicht ein. Ich überzeugte ihn nur, dass es das Klügste sei, mir meinen Willen zu lassen.«
An Lord
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