Im Sturm der Gefuehle
für ihr Treffen wählte. Es war zu spät, um noch irgendeinen anonymen Straßenjungen als Boten zu finden, der die Nachricht heute zustellte, dafür würde er gleich am Morgen sorgen.
Zufrieden mit den Ereignissen, lehnte er sich zurück und nahm noch einen Schluck Cognac. Morgen Abend wollte er sich mit Meade treffen, und wenn alles gut ging, würde er Montag Abend das Dokument und die Kopie haben.
Nur ein kleiner dunkler Fleck zeigte sich an seinem rosigen Horizont ... diese verdammte Rubinnadel! Er runzelte die Stirn. Der Einbruch ins Haus der Graysons war ein großer Fehler gewesen.
Edward hatte ja nicht ausdrücklich gesagt, dass Sophy die Nadel gefunden hatte, doch war anzunehmen, dass es sich so verhielt. Wer sonst konnte es denn gewesen sein ? Edward bestimmt nicht. Hätte Edward sie gefunden, er hätte schon vor Jahren versucht, ihn zu erpressen. Nein, es musste Sophy sein, die die Nadel Edward gezeigt hatte.
Da er wusste, dass Harrington und Sophy nicht zu Hause waren, war ihm die Zeit für eine Durchsuchung sehr geeignet erschienen. Er hatte die Schlüssel zum Wintergarten an sich genommen, als er früher am Tag mit seinen Freunden zu Besuch gekommen war, sodass er ohne weiteres ins Haus hatte gelangen können. Nichts einfacher, als ein paar Sachen mitzunehmen, während er die Treppe hinaufging, zudem hatte er vorgehabt, im übrigen Haus auf dem Weg hinaus noch mehr Chaos anzurichten.
Grimmig wurde ihm klar, dass er ein großes Risiko umsonst eingegangen war. Trotz der Verwüstung in Sophys Zimmer hatte er die Krawattennadel nicht gefunden. Wenn er nur ein wenig mehr Zeit gehabt hätte.
Ein Schauer des Entsetzens überlief ihn bei dem Gedanken an den schrecklichen Moment, als Marcus Grayson die Tür öffnete und ihn fassungslos und mit großen Augen anstarrte. Hätte er nur einen Augenblick gezögert, der Junge hätte das ganze Haus geweckt. Bei Gott, das war knapp gewesen!
Diese verdammte Nadel. Sie verfolgte ihn geradezu. Im Moment musste er hoffen, dass sie niemand mit ihm in Verbindung bringen würde, da Edward nun tot war. Aber wo ist die verdammte Nadel?, fragte er sich besorgt. Wer hatte sie jetzt in Besitz? Sein Mund wurde schmal. Nur weil er sie in Sophys Räumen nicht gefunden hatte, bedeutete das noch lange nicht, dass sie sie nicht besaß, doch die Vorstellung, dass jemand anders, jemand der ihm völlig unbekannt war, sie haben könnte, jagte ihm Schauer über den Rücken.
Wieder nahm er einen Schluck Cognac. Nur Edward hatte ihn mit der Nadel in Verbindung gebracht und einen Zusammenhang mit dem Fuchs vermutet, beruhigte er sich. Der Fuchs war es, der für ihn eine Gefahr darstellte, und nicht die Nadel. Er war ein Narr gewesen, den Kopf zu verlieren und den Versuch zu unternehmen, sie zu finden. Er wollte die Nadel vergessen, und wenn sie auftauchte, so erstaunt wie alle anderen tun, dass sie nach so langer Zeit auftauchte. Er war all die Jahre klug und wachsam gewesen und würde sich nicht von etwas so Kleinem und Unbedeutendem wie einer Krawattennadel ins Unglück stürzen lassen!
Die Saison näherte sich ihrem Ende. In einem knappen Monat würde man in London kein Mitglied der feinen Gesellschaft mehr antreffen. Die nicht enden wollende Runde von Bällen, Soireen und anderen Lustbarkeiten hatte in den letzten Tagen eine dramatische Steigerung erfahren, und die Nachricht von Sophys überraschender Heirat mit einem so begehrten Junggesellen wie Viscount Harrington erhöhte nur die hektischen Aktivitäten.
Nachdem Roxbury auf Ives' Ersuchen am vergangenen Dienstag in der Times eine Anzeige hatte erscheinen lassen, waren alle entschlossen, unter den Ersten zu sein, die das junge Paar begrüßten. Als bekannt wurde, dass die Jungvermählten in London eingetroffen waren, wurde Sophy an jenem Samstagmorgen mit Karten und Einladungen überschüttet und von Besuchern förmlich belagert. Nachdem sie der letzten Dame der Gesellschaft zum Abschied zugewinkt hatte, wies Sophy Emerson an, allen zu sagen, sie sei nicht zu Hause. Ives, dieser Schuft, der wohl geahnt hatte, was ihnen blühte, war mit Marcus schon früh am Tag auf und davon, um sich ein neues Pferd anzusehen, das ihr Bruder bei Tattersall kaufen wollte.
Sophy ließ sich aufs Sofa sinken und sah Lady Beckworth an. »Nie hätte ich gedacht, dass meine Heirat mit deinem Neffen so viel Interesse wecken würde. Ich muss gestehen, dass es mir ungewohnt ist, so ... so beliebt in der Gesellschaft zu sein. Umso dankbarer bin ich,
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