Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
er ihr gegenüber, die Augen von den nächtlichen Ausschweifungen noch gerötet, und verschlang die mit Schinken gebratenen Eier mit dem Appetit eines Mannes, der sich sein Essen redlich verdient hatte.
»Hast du gut geschlafen?«, fragte er leutselig und sah Charlotta kauend an. Seine Lippen glänzten vor Fett, an seinem Kinn klebte ein Stückchen Ei, sein Wams war bereits mit Flecken übersät.
»Danke«, erwiderte Charlotta mit gezwungener Freundlichkeit. »Ich hoffe, auch Ihr habt gut geruht.«
Dom Pedro grinste, wischte sich mit der Hand über das Kinn und leckte sich die triefenden Lippen ab. »Immer ganz vornehm, wie? Niemals die Etikette missachten, was?«
Er griff nach einem gebratenem Hühnerbein und schlug seine Zähne laut schmatzend hinein. Mit vollem Mund sprach er weiter: »Du wirst dich bald umgewöhnen müssen, mein Täubchen. Nicht mehr lange, und es wird sehr rau zugehen.«
»Ich verstehe nicht, was Ihr meint«, erwiderte Charlotta ruhig, doch ihr Herz hatte heftig zu schlagen begonnen. Was hatte er vor? Wohin wollte er sie bringen?
»Wir gehen auf große Fahrt, meine Liebe. Dom Pedro de Corvilhas wird die Weltmeere erkunden, neue Inseln und Ländereien entdecken, Gewürze, Edelsteine und Gold finden. Was Vasco da Gama kann, das kann ein Graf de Corvilhas schon lange.«
»Ihr wollt eine Entdeckungsreise unternehmen?«, fragte Charlotta verblüfft.
»Warum nicht, mein Täubchen? Die Ehe ist längst nicht so unterhaltsam, wie ich sie mir vorgestellt habe. Du bist an Unterhaltung und Zerstreuung gewöhnt. Nun, die werde ich dir verschaffen. Du wirst bald auf einem Schiff leben und dein weiches Bett gegen eine harte Koje umtauschen.«
Dom Pedro grinste und goss sich einen Becher Wein in den Schlund. Vorsichtig äugte er zu seiner Gemahlin. Es würde ihm Genugtuung verschaffen, ihr Gesicht erbleichen zu sehen. Doch Charlotta wurde ganz und gar nicht blass.
»Eine gute Idee«, erklärte sie. »Auch ich habe bereits begonnen, mich hier zu langweilen. Eine Entdeckungsreise wird uns die richtige Abwechslung verschaffen.«
»Hoho«, lachte Dom Pedro. »Ich wusste nicht, wie mutig du bist. Hast du keine Angst vor Seeungeheuern, vor heftigen Stürmen und den wilden, barbarischen Menschen auf den fernen Inseln? Man erzählt sich, sie nehmen Fremde gefangen, kochen sie in einem Kessel mit siedendem Wasser über dem offenen Feuer und verspeisen sie dann. Na, schreckt dich das nicht ein wenig?«
»Im Gegenteil«, antwortete Charlotta gelassen. »Ich freue mich auf Abenteuer. Wann soll es losgehen?«
Dom Pedro kniff die Augen zusammen und schielte seine Frau von der Seite an. Etwas Lauerndes, Heimtückisches war in seinem Blick. Doch Charlotta war die Ruhe selbst. Sie schaute ganz freundlich und harmlos drein.
»Ich brauche Reisekleidung«, teilte sie Dom Pedro mit, als sei dies das Einzige, was sie beschäftigte. »Bequeme Kleider, feste Hauben, ein Paar lederne Stiefel vielleicht.« Und natürlich ein paar Beinkleider wie Männer sie tragen, dachte sie bei sich, doch sie hütete sich, dies laut auszusprechen.
»Ich werde dir einen Schneider schicken«, kündigte Dom Pedro an. »Doch es wird nicht der Hofschneider sein. Für unsere Reisezwecke reicht einfache Kleidung ohne Putz und Zierrat.«
»Da sind wir einer Meinung«, bestätigte Charlotta. »Festen Stoff, der etwas aushält, wünsche ich mir. Kleidung von einfacher Machart, in der man sich gut bewegen kann. Am besten, ich werde gleich mit Juana auf den Markt gehen, um mir ein paar einfache Holzkämme und schlichte Hauben für die Reise zu kaufen. Ihr gestattet, Dom Pedro?«
»Hhmmm«, brummte dieser unwillig. Es war ihm ganz und gar nicht Recht, Charlotta in die Stadt zu schicken, doch ihm fiel nicht ein, mit welcher Begründung er sie ans Haus fesseln konnte. Aber irgendetwas stimmte da nicht. Er kannte Charlotta gut genug, um zu wissen, dass sie zwar eine Frau von beachtlichem Temperament und Mut war, doch hinter ihrer Begeisterung für die Schiffsreise musste etwas anderes stecken ...
Kapitel 11
A lles musste schnell gehen. Noch bevor die Winterstürme einsetzten, wollte Dom Pedro in See stechen und Kurs auf Indien nehmen. Zimmerleute und Schiffsbauern arbeiteten Tag und Nacht, um die Sao Manuel, einen großen Dreimaster, den man einem reichen spanischen Kaufmann abgekauft hatte, rechtzeitig für die Entdeckungsfahrt umzubauen und den Bedürfnissen einer so langen und gefährlichen Reise anzupassen.
Die Sao Manuel sollte einen
Weitere Kostenlose Bücher