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Im Sturm der Sinne

Im Sturm der Sinne

Titel: Im Sturm der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Breeding
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ausgefahren, und zu ihrer Überraschung wurden etwa zwanzig lärmende Kälber aus dem Schiff getrieben, die nur von schreienden Männern mit langen Peitschen gesichert waren. Die Kälber versperrten sich gegenseitig den Weg und muhten, während sie sich den schmalen Pfad weg vom Wasser entlangkämpften.
    »Wohin werden sie gebracht?«, fragte Deidre.
    »Wahrscheinlich nach Norden«, antwortete Gilead. »Gabran hat meinem Vater gesagt, dass er es mit der Rinderzucht versuchen will, aber ich habe nicht geglaubt, dass er das wirklich tut. Schafe sind viel anspruchsloser.«
    Etwas weiter unten am Dock verluden Schauerleute Holz auf sperrige Frachter, die Richtung Süden fuhren. Dahinter lag die schnittige schmale Galeere, die sie nach Irland bringen würde. Deidre betrachtete sie voller Bewunderung, als sie darauf zugingen.
    Sie hatten den Kanal in einem kleinen Fischerboot überquert, das kaum groß genug war, um sie und ihre Eskorte zu transportieren. Zum Glück hatte nur leichter Wind geweht, und das Meer war ruhig gewesen, denn das kleine Boot war schon bei diesem schwachen Wellengang auf und ab gehüpft. Sie waren alle etwas grün um die Nase, als sie endlich wieder das Land erreichten.
    Aber das hier war eine Galeere. Sie war über dreißig Meter lang, hatte einen schmalen Rumpf, und der Bug endete in einem anmutigen mit Bronze beschlagenen Überhang. Das Holz des Freibords war geölt, so dass es in der Morgensonne schimmerte. An Bord fiel Deidre noch ein weiterer Unterschied zu den Kriegsschiffen ihres Cousins auf: Anstatt zwei oder drei Bänken für die Ruderer unter Deck gab es hier zwei Dutzend Bänke auf Deck, auf denen jeweils drei Männer sitzen konnten; ihre Ruder befanden sich über dem Dollbord, anstatt in Löchern auf unterschiedlicher Höhe.
    »Wird durch diese Einteilung das Boot leichter zu steuern?«
    Gilead nickte. »Und auch schneller. Bei gutem Wind brauchen wir weniger als einen Tag bis nach Irland.« Er reichte ihr seine Hand, um ihr die Leiter hinabzuhelfen. »Ich zeige dir das Quartier von Mutter und dir.«
    Im Heck des Schiffes befanden sich vier Kabinen, zwei backbord und zwei steuerbord. Der Kapitän und der erste Offizier belegten zwei davon, und der Bootsmann hatte eine kleine Kabine im Vorderdeck, wo auch die Nahrung gelagert wurde.
    »Wo schlafen die Bogenschützen und Soldaten?«, fragte Deidre.
    »An Deck, damit sie jederzeit bereit sind, sollte es zum Kampf kommen«, antwortete Gilead. »Und sie wechseln sich als Ruderer ab. So bleiben sie in Form, und wir haben immer noch genügend Besatzung oder Soldaten, falls es viele Verletzte gibt.«
    »Kann es sein, dass wir bei der Überfahrt Probleme bekommen?« Zum ersten Mal fiel ihr auf, dass sich fast eine halbe Zenturie von Männern an Bord befand, die alle Waffen bei sich trugen.
    »Nein. Die Piraten sind meistens im Süden beschäftigt.«
    »Und was ist mit den Sachsen?«
    Gilead zuckte die Schultern. »Sie segeln hin und wieder durch die Hebriden. Das Einzige, wofür wir Fergus dankbar sein müssen, ist, dass seine Schiffe sie meistens abfangen, bevor sie weit kommen.« Er öffnete die Tür der nächsten Kabine. »Du wirst dir dieses Gemach mit meiner Mutter teilen. Wir werden unverzüglich Segel setzen, solange wir noch Ebbe haben.«
    Nachdem er gegangen war, sah sich Deidre um. Die Kabine war rechteckig und mit Pinienholz getäfelt, das einen leichten Zederngeruch verströmte. Zwei Schlafkojen waren fest an gegenüberliegenden Wänden befestigt und mit hohen Schlingerleisten umgeben. Sie vermutete, um die dort Liegenden davor zu schützen, dass sie bei starkem Seegang herauszufallen. Zwischen den Betten war ein Tisch mit den gleichen Schlingerleisten an der Wand befestigt. Der Nachttopf hing an Kette und Haken in der Ecke, so dass er sich der Bewegung des Schiffes anpassen konnte. Wasserkrug und Schale waren aus Blech und passten genau in Löcher, die in ein Regal gebohrt worden waren. Ein kleines Bullauge über dem Tisch ließ etwas Licht ein. Alles in allem eine sehr praktische Angelegenheit.
    Elens und Deidres Schrankkoffer wurden heruntergebracht, aber Deidre machte sich nicht die Mühe, die Trews auszuziehen, in denen sie gereist war. Ein Kleid war bei Wind und Wellen denkbar unpraktisch, und sie fragte sich, warum Elen darauf bestand, auch an Deck eines zu tragen.
    Deidre gesellte sich ein paar Minuten später zu ihr, als sie Seile auf Deck aufschlagen hörte. Richtung Heck und etwas neben der riesigen Pinne, die ein

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