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Im Sturm der Sinne

Im Sturm der Sinne

Titel: Im Sturm der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Breeding
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    Deidre huschte die Leiter hinab, gerade, als der Himmel seine Schleusen öffnete. Sie schüttelte ihr feuchtes Haar aus und zitterte, als der Sturm mit voller Kraft tobte und das Schiff seine Nase in einem tiefen Wellental vergrub. Grünes Wasser überspülte das Deck. Dieser Sturm würde ihnen einige Mühen bescheren. Hoffentlich war das kein Omen dessen, was sie auf der anderen Seite erwartete.
     
    Der Sturm zog weiter und als sie am nächsten Morgen anlegten, war der Himmel klar und das Wasser ruhig. Doch der Regen hatte die smaragdgrünen Hügel Irlands noch grüner gemacht, und im Gras glitzerten noch die letzten Tropfen.
    Elen war zwar noch sehr bleich, ging aber ohne Hilfe von Bord. Mac Erca selbst erwartete sie. Der Mann musste die siebzig überschritten haben, aber er war breit gebaut und nahm sie völlig aufrecht stehend in Empfang. Seine stahlgrauen Augen hatten die Farbe seines vollen Haars. Deidre fürchtete, dass er Elens Rippen brechen würde, als sie sah, wie fest er sie in die Arme schloss.
    »Du bist viel zu mager, mein Kind«, mahnte er. »Wenn dich Angus nicht gut behandelt, bekommt er es mit mir zu tun.«
    Deidre warf Gilead einen Blick zu. Angus sorgte sich ständig wegen irgendwelchen Kriegsparteien, doch mit den beiden mächtigsten Königen, die seit dem Abzug der Römer an der Macht waren, ging er das größte Risiko ein. Alles nur wegen Formorian.
    Aber Elen wehrte bereits ab. »Nein, Vater. Er behandelt mich gut und mit allem Respekt. Ich kann mich nicht beklagen.«
    Gilead runzelte die Stirn, und Deidre versuchte, sie nicht anzustarren. Sie wusste, dass sich Elen wegen ihres eigenen Betrugs mit ihrem Schicksal abgefunden hatte, aber sie versuchte trotzdem Angus zu schützen. Das Vermeiden des Krieges mit allen Mitteln, schien tief im schottischen Blut verwurzelt zu sein. Deidre musste an all die Scharmützel denken, zu denen es nach Clovis’ Tod gekommen war, und wie seine vier Söhne versucht hatten, Gaul aufzuteilen. Glücklicherweise hat Childebert, der Vernünftigste der vier, Paris für sich beansprucht – die stärkste der Festungen. Lothar herrschte mit todbringender Hand über Soissons, und Chlodomir genoss in Orléans zu viel starken Wein und junge Frauen, um ein guter Anführer zu sein. Theuderic blieb in Metz im Allgemeinen ohne Einfluss. Trotzdem war viel Blut unnötig vergossen worden, bevor die vier einem wackligen Waffenstillstand zustimmten.
    »Nun, wir müssen nicht hier draußen herumstehen«, unterbrach Mac Erca ihre Gedanken. »Auch deine Mutter wird sich freuen, dich und Gilead zu begrüßen.« Er versetzte Gilead einen Schlag auf den Rücken, der jeden anderen Mann der Länge nach hingestreckt hätte.
    Deidre schenkte der irische König keine Beachtung, als sie den Hügel zur Festung hinaufstiegen. Sie musste ein hysterisches Lachen unterdrücken. In Gaul wäre sie diejenige gewesen, die geleitet worden wäre. Aber die Zofen der Lady waren unsichtbar, und so, wie ihre Suche nach dem Stein bisher verlaufen war, war das auch gut so.
    Selbst jetzt, da sie nicht wusste, wo sie noch suchen sollte, wollte sie ihre Identität nicht preisgeben. Höchstwahrscheinlich würde man sie in das nächste Schiff nach Hause verfrachten. Das würde zwar ihr Problem mit Niall lösen, aber Childebert war ein unversöhnlicher Mann, trotz seines Bekenntnisses zum christlichen Glauben. Sie würde entweder in einem Kloster eingesperrt werden oder im Verlies der Burg landen. Was wäre wohl schlimmer?
    Elen ruhte sich den größten Teil des Tages über aus, und als der Burgvogt abends zum Mahl rief, war wieder etwas Farbe in ihre Wangen zurückgekehrt und ihr Schritt fester geworden. Die irische Luft tat ihr gut, dachte Deidre bei sich, oder vielleicht war sie auch nur erleichtert, nicht mehr bei Angus und Formorian zu sein. Gott allein wusste, was die beiden, zu zweit zurückgelassen, miteinander anstellten.
    Als sie am Saal vorübergingen, konnte Deidre hören, wie mit Bechern angestoßen wurde und die Soldaten laut miteinander sprachen; sie aber gingen in ein privates Esszimmer. Beim Eintreten hielt sie erstaunt die Luft an.
    Reichverzierte Teppiche schmückten die Wände, Gold- und Silberfäden warfen das Licht von Dutzenden duftenden Bienenwachskerzen zurück, die in Nischen zwischen den Gehängen aufgestellt waren. Der Tisch war aus Eschenholz, und das leichte Holz war poliert, so dass auf seiner Oberfläche das Kerzenlicht zu glühen schien. Zwölf hohe Stühle mit

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