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Im Sturm der Sinne

Im Sturm der Sinne

Titel: Im Sturm der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Breeding
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hielt er das für Gerüchte; seine Großmutter hatte etwas an sich, wie von einer anderen Welt.
    Er könnte eine Überfahrt veranlassen, sobald sie in Dumbarton gelandet waren; dort gab es immer Handelsschiffe mit Wolle für Kernow im Austausch gegen Zinn und von dort aus nach Armorica. Angus würde toben, und er würde dafür wahrscheinlich ausgepeitscht werden, aber Deidre wäre in Sicherheit.
    Jetzt, da er sich etwas besser fühlte, schickte er sich an, sich das Silber anzusehen, das Mac Erca heute Morgen auf sein Zimmer hatte schicken lassen.
    Drei große Truhen erwarteten ihn. Er öffnete sie und förderte etliche Servierteller und Weinkelche zutage, die Dallis wahrscheinlich gefallen würden. Ihn selbst kümmerte es wenig, ob er aus hölzernen Krügen trank oder nicht, aber seine Mutter hatte darauf bestanden, dass er sich das hier ansehen sollte.
    Gilead zog einige kleinere Teller und Schüsseln hervor und legte sie beiseite. Deidre könnte sie mitnehmen und verkaufen, wenn es nötig würde. Er wollte gerade schon die dritte Truhe schließen, als ihm etwas auf ihrem Boden ins Auge stach. Er griff hinein, und seine Hand umfasste etwas Hartes und Glattes.
    Ein marmorner Altarkelch. Grüne Streifen zogen sich über den grauweißen Stein. Eingeätzte Runen überzogen den Bronzerand und die Seitengriffe. Er drehte ihn um, aber er war an der Unterseite nicht signiert. Ein wunderschönes Stück. Gilead fragte sich, woher es wohl stammte. Er besah sich noch einige der anderen Silberstücke, aber die Truhe enthielt sonst nichts mehr aus Marmor.
    Er würde ihn Deidre als Abschiedsgeschenk geben, ein Andenken, das sie an ihn erinnerte. Sollte er sie jemals wiedersehen, dürfte er noch immer nicht ihre warmen Lippen küssen und ihre weiche Brust berühren, denn dann wäre er mit einer anderen verheiratet und durch die Ehre daran gebunden, diesen Schwur zu halten.
    Ja, der Kelch wäre genau das Richtige für Deidre. Vielleicht könnten sie zusammen anstoßen, bevor sie nach Armorica segelte.
     
    Deidre war an diesem Tag beim Abendessen aufgefallen, dass Gilead sie heimlich beobachtete. Er wirkte nervös. Elen hatte ihre Frage einige Male wiederholen müssen, bevor er reagierte. Sie würden am Morgen des nächsten Tages mit Gezeitenwechsel abfahren, und Deidre fragte sich, ob er sich wirklich so darauf freute, nach Hause zu kommen. Dort würde ihn Dallis erwarten.
    Deidre versuchte auch, ihre eigene Nervosität zu verbergen. Da Gilead nicht zu ihr gekommen war, konnte sie nur annehmen, dass Mac Erca seine Bitte, sie unter seinem Schutz in Irland aufzunehmen, abgelehnt hatte. Nun, Irland war groß. Gileads Großmutter hatte sie und Elen heute Morgen mit auf eine Ausfahrt genommen, und Deidre hatte die beiden über Dörfer, Straßen und das Land im Allgemeinen ausgefragt. Sie fühlte sich ein wenig schuldig, als sie daran dachte, wie freudig Elen ihre Fragen zu den Orten ihrer Kindheit beantwortet hatte. Aber jetzt hatte Deidre immerhin einen Plan.
    Sie würde sich noch heute Nacht zu Fuß davonschleichen. Mac Erca hielt nicht wie Angus seine Tore verriegelt, denn Irland befand sich im Frieden. Ein Mann stand Wache, aber wenn Deidre im Schatten blieb, würde sie an ihm vorbei nach draußen gelangen. Bis zum Morgengrauen konnte sie es bis in das größere Dorf schaffen, von dem Elen ihr erzählt hatte, dass es dort jeden Tag einen Markt gäbe. Dort würde sie sich mit ihren Münzen ein Pferd kaufen und sich nach Süden und ins Landesinnere nach Tara durchschlagen.
    Elen hatte ihr von einem Ausflug erzählt, den sie einmal gemacht hatte, um sich den sagenumwobenen Lia Fáil anzusehen – der Stein des Schicksals und das Kissen Jakobs, als er von der Himmelsleiter träumte, die das Symbol der Erschaffung der heiligen Blutlinie war. Leider war auch dieser Stein gestohlen worden, aber vielleicht erwartete sie dort ein anderer Stein. Heute Nachmittag hatte sie diese Benommenheit wieder sehr stark verspürt. Deidre musste es einfach versuchen.
    Aber heute Nacht … heute würde sie Gilead zum letzten Mal sehen. Sie versuchte, nicht daran zu denken, nicht einmal, als die Diener das Geschirr abräumten.
    Elen hatte sich mit ihrer Mutter zurückgezogen, und Deidre schickte sich gerade an, sich auf ihre Kammer zurückzuziehen, als Gilead auf sie zutrat.
    »Würdest du noch einen kleinen Spaziergang mit mir machen?«, fragte er.
    Deidre hätte beim Aufstehen beinahe ihren Stuhl umgeworfen. Seine Mundwinkel zuckten, und er bot ihr

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