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Im Sturm der Sinne

Im Sturm der Sinne

Titel: Im Sturm der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Breeding
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sie zu stören. Alles was wir hören konnten, wenn wir es wagten, uns der verschlossenen Tür zu nähern, war das Gemurmel von Stimmen, als würde sie ihm Geschichten erzählen. Und ab und an ein Fluch von ihm. Die Soldaten schlossen Wetten darauf ab, dass ihm dieses Werk mit seinen vernarbten und schwieligen Händen nicht gelingen würde, aber er beharrte.« Er hielt inne. »Ich fürchtete, dass sich die Männer über ihn lustig machen würden, aber er sagte mir in seiner milden Stimme, dass die Männer wohl nicht mehr wüssten, die Schönheit zu schauen, wenn sie nicht gerade neben ihnen im Bett lag.«
    Elen und ihre Mutter schraken bei seiner Unverblümtheit hoch, und sogar Gilead sah bestürzt auf.
    »Es klingt, als sei Euer Großvater ein sehr starker Mann gewesen, der mit seinem Geist umzugehen wusste«, sagte Deidre schnell zu Elen. »Wie habt Ihr es ertragen, den Läufer hier zurückzulassen, als ihr geheiratet habt?«
    Schmerz durchzuckte Elens Gesicht. »Ich hatte gehofft, ihn eines Tages zu mir zu holen und dann … schien es mir klüger, ihn hierzulassen, wo er einen schönen Raum schmückt.«
    Und plötzlich verstand Deidre. Elen wollte ein Geschenk, das mit so viel Liebe gemacht worden war, nicht beschmutzen, indem sie es mit in eine Ehe nahm, die eine Farce war. Sie hatte gehofft, dass sie Angus dazu bringen könnte, sie zu lieben; täte er das, wäre diese Spitze sicherlich längst bei ihr in Culross.
    Aber die Geschichte in diesem Muster … Hatte Elens Großmutter ihrem Großvater die Legende ihrer Blutlinie weitergegeben? War es möglich, dass der Stein selbst sich hier befand? In Irland? Plötzlich überfiel sie ein seltsamer Schwindel. Stand das »E« für Elen, dann war sie das Ende der langen Linie der Macht der Göttin. Da sie keine Tochter hatte, musste Gilead für etwas Großes bestimmt sein. Aber was?
     
    »Wirst du ihr also helfen?«, fragte Gilead seinen Großvater am nächsten Morgen, als sie zusammen in einer Ecke der Great Hall saßen und ihr Frühstück zu sich nahmen.
    Mac Erca strich etwas frische Butter auf einen noch warmen Fladen, bevor er antwortete. »Niall ist so ein Hitzkopf wie sein Vater. Er wird kommen und sie sich holen.«
    »Aber du bist hier der Hochkönig. Sie würde unter deinem Schutz stehen.«
    »Sie ist mir nichts wert. Warum sollte ich einen Aufstand riskieren?«
    »Niall ist ein grausamer Mann. Frauen behandelt er schlecht und missbraucht sie. Ist Deidre erst mit ihm verheiratet, können wir sie nicht mehr schützen.«
    Mac Erca warf ihm einen warnenden Blick zu. »Wir?«
    »Vater und ich«, antwortete Gilead. »Als Vater diese Verlobung arrangiert hat, hieß es, dass Niall sie nicht ins Bett führen dürfe, bis zur Hochzeitsnacht.«
    Mac Erca schnaubte. »Dass das von Angus kommt, wundert mich. Ich wusste nicht, dass er so etwas wie Mitgefühl besitzt.«
    Gilead rutschte unruhig auf seinem Stuhl umher. Sein Großvater hatte überall Spione. Wie viel wusste er von den Vorgängen zu Hause? »Deidre würde sich ihren Unterhalt verdienen, und hier wäre sie sicher.«
    Sein Großvater winkte ab. »Wenn du so besorgt um sie bist, warum schickst du sie dann nicht nach Hause? Armorica hast du gesagt, oder?«
    Gilead nickte. Er wollte seinen Großvater nicht hintergehen, aber er hatte Deidre versprochen, sich an ihre Geschichte zu halten. »Ihre Eltern sind tot. Sie kann nirgendwohin.«
    »Sie behauptet, mit uns verwandt zu sein?«
    »Ja, entfernt. Über Caw.«
    »Dünnes Blut, würde ich sagen, aber offenbar dick genug für Angus, um sie an Niall zu binden. Du weißt, dass Blutbande nicht gebrochen werden können.«
    Gilead fühlte sich, als hätte ihn gerade einer der wertvollen Hengste seines Großvaters mit beiden Hinterbeinen in den Magen getreten. Mac Erca lehnte seinen Wunsch ab.
    »Es tut mir leid«, sagte der alte Mann, als er aufstand. »Ich werde keinen Krieg riskieren.«
    Gilead sah ihm hinterher. Es musste etwas geben, das er tun konnte. Vielleicht war die Idee, sie nach Hause zu schicken – nein, natürlich nicht zu Childebert –, gar nicht so schlecht. Zu seiner Großmutter nach Brocéliande. Warum hatte er nicht schon früher daran gedacht? Der See war abgelegen, tief im Wald verborgen; Childebert würde es sich zweimal überlegen, bevor er dort nach Deidre suchen ließ. Um sicherzugehen, dass sie dort in Ruhe gelassen wurde, hatte seine Großmutter Gerüchte gestreut von Geistern, die den Wald heimsuchten, und Feen voller böser Taten. Zumindest

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