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Im Sturm der Sinne

Im Sturm der Sinne

Titel: Im Sturm der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Breeding
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fließenden Strom. Das Wasser schwappte über die Ränder ihrer Stiefel und umfing sofort ihre Beine mit seiner Kühle. Mit vor Kälte verzerrtem Gesicht watete sie nun durch das flache Wasser, während sie gleichzeitig versuchte, gegen den Strom das Gleichgewicht zu halten und nicht über die vielen kleinen Steine im Fluss zu stolpern. Den kleinen Beutel mit Käse und Brot, den sie bereits am Vortag gepackt hatte, hielt sie in die Höhe. Vielleicht war das ihre einzige Nahrung für die nächsten paar Tage. Ihren ursprünglichen Plan, im nächsten Dorf ein Pferd zu kaufen, machten die Hunde unmöglich. Sobald sie anhielt, würden sie sie einholen. Voller Reue wünschte sie sich, sie hätte doch ein Pferd gestohlen, aber auf keinen Fall wollte sie Mac Erca einen Grund geben, nach ihr zu suchen.
    Deidre stapfte weiter, musste das Flussbett aber wieder verlassen, als es sich zum Meer hin wand. Sie hielt sich, wo es möglich war, auf felsigem Untergrund und stieg über große Steine, anstatt um sie herumzugehen, um die Hunde zu verwirren. Zweimal stürzte sie und schlug sich das Bein an scharfen Kanten auf.
    Manchmal war das Kläffen so schwach, dass sie es kaum mehr hören konnte. Als sie aus purer Erschöpfung über eine Wurzel stolperte, hielt sie eine Minute lang an und riss sich etwas Brot und Käse ab, wagte aber nicht, sich zum Essen hinzusetzen. Immer wenn sie einen Bach fand, watete sie hindurch. Ihre Füße waren schon fast taub vom eiskalten Wasser, obwohl es noch immer Sommer war.
    Als die Abenddämmerung kam, hatte sie Blasen an beiden Füßen, aber sie hatte schon lange nichts mehr von den Hunden gehört. Entweder hatten sie ihre Spur verloren, oder die Wächter hatten sie für die Nacht nach Hause gerufen. Sie war fast schon zu müde, um sich darum zu sorgen. In der vergangenen Nacht hatte sie kaum geschlafen und war nun mindestens sieben – vielleicht auch acht – Wegstunden gelaufen. Ihre Füße fühlten sich zu schwer an, um sie noch einmal vom Boden zu heben.
    Völlig erschöpft schleppte sich Deidre um einen weiteren großen Stein, mittlerweile viel zu kraftlos, um darüberzusteigen, und war hocherfreut, dahinter eine Art kleine Höhle zu finden. Eigentlich war es nur ein Überhang, aber die Erde darunter war trocken und weich, und es bot ihr genügend Schutz gegen Wind und Regen. Sie ließ sich nieder, zog sich die nassen Stiefel von den Füßen und wünschte, sie könnte ein kleines Feuer wagen. Aber der Rauch und das Licht würden sie hundertprozentig verraten, falls ihr noch jemand auf den Fersen war, von Banditen ganz zu schweigen. Sie nahm ein paar Bissen von ihrer kleinen Essensration und rollte sich dann neben der Felswand zusammen. Noch bevor sie zu Ende gegähnt hatte, war sie eingeschlafen.
    Am nächsten Morgen erwachte sie bei strahlendem Sonnenschein und dem Geruch von gegrilltem Wild. Einen Augenblick lang wusste sie nicht, wo sie war und dachte, sie sei wieder in der Burg. Dann öffnete sie langsam die Augen und erblickte einen Mann, groß wie ein Bär, der sie beobachtete.
     
    Laut ihrer Nachricht war sie nach Süden Richtung Dun Laoghaire gegangen, aber Gilead waren schon nach ein oder zwei Wegstunden Zweifel gekommen. Im Stall seines Großvaters fehlte kein einziges Pferd, und er hatte auch bei der Schmiede im Dorf nachgefragt. Niemand hatte sie gesehen, und niemand hatte ein Pferd gekauft.
    Er zügelte sein Pferd und setzte sich gerade auf, um besser die Umgebung überblicken zu können. Die Hügel waren übersät mit großen Felsen und Felsbrocken. Hier war man zu Fuß schlecht unterwegs, außer man hielt sich an die Straße. Trotzdem hätte er sie mit dem Pferd mittlerweile einholen müssen. Gilead hatte noch nicht einmal Fußspuren in der weichen Erde entdecken können. Aus der Ferne hörte er die Hunde, aber sie kamen weder näher, noch verschwanden sie. Wenn sie eine parallele Route genommen hatte, befand sie sich irgendwo zwischen ihm und den Hunden.
    Er stieß dem Zelter seines Großvaters leicht in die Flanken, während er mit den Augen den Wald absuchte, der bis etwa der Länge eines Pfeilschusses von der Straße aus gerodet worden war. Deidre würde sich vielleicht im Schutz der Bäume halten, aber sie würde sich sicher nicht zu weit hineinwagen. Dort konnte man sich viel zu schnell verlaufen. Gilead schauderte plötzlich, als er daran dachte, wie sie vielleicht im Kreis ging und die Hunde sie langsam umzingelten. Aber das Unterholz war zu dicht, um mit dem Pferd

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