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Im Sturm der Sinne

Im Sturm der Sinne

Titel: Im Sturm der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Breeding
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hindurchzureiten. Hier zumindest. Er würde es weiter südlich versuchen müssen, wo sich die Bäume lichteten.
    Beim nächsten Dorf machte er halt, um Erkundungen einzuholen. »Hat hier jemand ein Pferd, das er verkaufen könnte?«, fragte er bei der Schmiede.
    »Ja. Ich habe eine schöne Mähre.« Der Mann sah sich den Rotbraunen mit einem anerkennenden Blick an. »Wollt Ihr einen Tausch machen?«
    Gilead streichelte den Hals des Wallachs. »Nein, ich habe mich nur gefragt, ob heute schon jemand ein Tier gekauft hat.«
    Der Schmied schüttelte den Kopf. »Eine Bande Zigeuner ist heute Morgen hier durchgezogen, aber sie hielten nur an, weil eines ihrer Pferde ein Hufeisen verloren hatte. Schienen es eilig zu haben, nach Loaghaire zu kommen.«
    In Gilead glühte wieder etwas Hoffnung auf. War es möglich, dass Deidre sie getroffen und ihnen Münzen geboten hatte, wenn sie sie mit in den Süden nahmen? »Ist Euch aufgefallen, ob sie eine Frau dabeihatten?«
    Der Schmied grinste. »Die haben immer Frauen dabei. Hübsche sogar, mit ihren dunklen Augen und dunklen Haaren …«
    »Und eine Frau mit hellem Haar?«
    Der Schmied zuckte die Schultern. »Das kann ich nicht sagen. Ein Wagen hatte seine Vorhänge geschlossen, aber ich konnte darin Frauenstimmen hören. Eine klang wütend.«
    In Gilead blitzte die Angst auf. Die meisten Zigeunerbanden, die in Irland durch die Lande zogen, waren sehr friedlich, aber andererseits gab es hier auch nicht sehr viele blonde Frauen, die wie Sachsen aussahen. Wenn sie dachten, Deidre würde einen guten Preis bringen …
    »Danke«, sagte er, machte mit seinem Pferd kehrt und sprengte in einem Galopp davon, der zwei Männer, die aus einer Schenke traten, unversehens in Staub hüllte. Er bemerkte es kaum. Wenn es die Zigeuner eilig hatten, musste er den Hafen von Dun Laoghaire erreichen, bevor sie Deidre auf ein Schiff verfrachten konnten, das Kurs auf ein sarazenisches Land nahm, wo im Sklavenhandel junge Frauen verkauft wurden.
     
    Deidre starrte den riesigen Mann an, der vor ihr hockte und ruhig am Spieß drehte. Seine enormen Hände glichen Bärentatzen, und das wilde, zerzauste, schwarze Haar und der buschige Bart verstärkten diesen Eindruck nur.
    Wie war er hierhergekommen? Offenbar war er schon lange genug hier, um ein kleines Feuer zu entfachen und den Hasen zu braten, den er gefangen haben musste. Wie lange betrachtete er sie schon? Die ganze Nacht? Bei dem Gedanken erschauderte sie. Wie konnte sie nur so tief geschlafen haben?
    Wollte er sie vergewaltigen? Irgendwie glaubte sie das nicht. Dazu hätte er schon Gelegenheit gehabt, wenn er darauf aus gewesen wäre. Sie stemmte sich langsam hoch und setzte sich auf.
    »Bist du hungrig?«, fragte der Mann. Seine Stimme war im Gegensatz zu seiner wilden Erscheinung angenehm tief und beruhigend. Fast schon hypnotisierend.
    »Wer … wer seid Ihr?«, stammelte Deidre. Seine mitternachtsfarbenen Augen schienen zu glühen, als er sie betrachtete. Einen Augenblick lang erfasste sie Panik. War sie letzte Nacht in ihrer Erschöpfung auf einen Feenhügel geraten? Wenn man den Legenden glauben durfte, erschienen die Tuatha dé Danaan hin und wieder den Lebenden. Nur dass man diese Menschen danach nicht wiedersah.
    »Mein Name ist Duncan«, sagte der Mann, riss ein Stück Fleisch ab und reichte es ihr. »Du isst besser etwas, Mädchen.«
    Deidre nahm es zögernd an und machte einen kleinen Biss. Der Hase war saftig und zart. Erst jetzt merkte sie, wie ausgehungert sie war. Sie schluckte das Fleisch beinah ohne zu kauen, und der Mann lachte – was sehr menschlich klang – und gab ihr noch mehr.
    »Was tut Ihr hier?«, fragte sie.
    Er hob eine seiner breiten Augenbrauen. »Im Moment? Auf dich aufpassen. Es ist nicht klug, ohne ein Feuer zu schlafen, das einen vor wilden Tieren schützt.«
    Sie betrachtete ihn. Vielleicht wohnte er hier in der Nähe und würde ihr helfen. »Ich bin auf dem Weg nach Tara«, sagte sie. »Ich wurde von meiner Eskorte getrennt …« Sie zögerte, als ihr einfiel, wie wahr das gewesen war, als Gilead sie gefunden hatte; also war das hier nur eine kleine Lüge. Es wäre ihr eine große Hilfe, wenn sie ein Pferd kaufen könnte. Aber konnte sie diesem Mann anvertrauen, dass sie Münzen besaß?
    »Warum willst du nach Tara?«
    »Ich …« Wie viel sollte sie ihm erzählen? »Ich … will eine Wallfahrt machen. Um mir den Schrein von Lia Fáil anzusehen.«
    »Er ist verschwunden, das weißt du, oder? Manche

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