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Im Sturm der Sinne

Im Sturm der Sinne

Titel: Im Sturm der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Breeding
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die Nacht nicht wie geplant im Gästezimmer verbringen würde. Zumindest musste sie dann nicht fürchten, dass er ihr in den Gängen auflauerte.
    Angus sah ihn aus schmalen Augenschlitzen scharf an. »Wirst du morgen mit uns ziehen?«
    Niall zögerte, als wäre er unentschlossen. Schließlich nickte er. »Ja. Morgen geht es mir sicher besser.«
    Deidre fing Gileads Blick auf. Er sah besorgt aus, und dann wurde ihr auch klar, warum. Wenn Turius, Angus und Gilead nicht hier waren, wer würde sie dann beschützen, sollte Niall als Einziger zurückbleiben?
     
    Gilead wurde es leichter ums Herz, als Niall am nächsten Tag tatsächlich erschien. Mit dem Essen war alles in Ordnung gewesen, auch war sonst niemand krank geworden, noch nicht einmal seine Mutter. Er hatte sich schon darauf eingestellt, auf stur zu schalten und nicht mitzureiten, falls Niall zurückbleiben sollte, aber jetzt war ein Streit mit seinem Vater nicht mehr nötig.
    Der Ritt nach Norden durch die Ochil Hills verlief reibungslos, die sanften Hügel leuchteten in sommerlichem Grün. Schimmernde Wellen purpurroten Heidekrauts schwankten in der munteren Brise, die über das Moor strich, und als sie sich der alten römischen Stadt Bertha näherten, erfüllte der Geruch von Salz, der vom Firth of Tay hereinwehte, die Luft mit seinem Duft.
    Gunpar erwartete sie einige Meilen den Fluss hinab, dort, wo er mit dem Almond zusammenfloss. Ungesattelt saßen er und seine Krieger auf zotteligen Bergponys, blau bemalt mit Färberweide, und boten, halb nackt, wie sie waren, einen großartigen Anblick. Von den seltsamen Speeren, die sie trugen, ganz zu schweigen.
    Der Pikte knurrte nur, als Angus Niall vorstellte, und bedeutete ihnen, ihm zu folgen. Als sie zu seinem Lagerplatz vordrangen, war Gilead erstaunt darüber, wie sich sein Heer vergrößerte und nach und nach immer mehr der kleinen dunklen Pikten zu ihnen stießen. Sie schienen leise aus dem Nichts aufzutauchen, eine der Fähigkeiten, die sie so gefährlich machten. Von Natur aus Nomaden, folgten sie ihren Schafherden von den hohen Weiden zu den tiefer gelegenen, und hatten dabei die Fähigkeit entwickelt, sich an alles anzupassen, was die Natur ihnen bot. Plötzlich fand sich der unwissende Reisende seines Transportmittels, seiner Güter und seiner Kleider beraubt, wenn er das Glück hatte, am Leben zu bleiben. Meistens hatte er es nicht.
    Gunpars Frau, ein anmutiges Weib mit auffällig weißen Zähnen in ihrem dunklen Gesicht, brachte ihnen einen starken Trank, der nach Honig schmeckte, als sie sich im größten Zelt niedergelassen hatten.
    »Met?«, fragte Angus überrascht. »Wie kommt Ihr an ein Getränk der Sachsen?«
    Die Mundwinkel seines Gastgebers zuckten, es war beinahe ein Grinsen. »Die Hellhaarigen sind ein eitles Volk. Sie schickten nur ein Langboot, um die Bucht zu erkunden.« Er zuckte die Schultern. »Beinahe wäre es ihnen gelungen.«
    Turius beugte sich zu ihm. »Wie lange ist das her?«
    Gunpars Stirn legte sich in Denkerfalten. »Weniger als zwei Wochen.«
    »Dann sind sie also nah«, sagte Turius sanft. »Habt Ihr seitdem noch mehr von ihnen gesehen?«
    »Der Horizont ist leer«, antwortete Gunpar, »aber der Kapitän des Gefährts war so freundlich, mir die Informationen zu geben, die ich wollte.«
    Der makabre Zug um seinen Mund und der kalte Blick in seinen Augen straften den Ton seiner Stimme Lügen. Gilead versuchte, nicht daran zu denken, warum er so »freundlich« gewesen war, ihm die Information zukommen zu lassen. Die Normannen waren furchterregende Krieger; er hatte noch nie gehört, dass sich einer ergeben hätte; ganz sicher würde keiner von ihnen freiwillig etwas verraten. Aber es hatte wohl einigen Einfluss auf die Zunge eines Mannes, wenn er langsam bei lebendigen Leib geschlachtet wurde. Zumindest solange er sie noch hatte.
    »Was habt Ihr herausgefunden?«, fragte Turius.
    »Hungersnöte haben ihre Länder in den letzten beiden Jahren heimgesucht. Sie wollen sich entlang der Küste niederlassen.« Gunpar gestattete sich ein angedeutetes Lächeln. »Der einzige Überlebende hat ihnen folgende Nachricht überbracht: ›Nicht an meiner Küste.‹ Dann bleibt nur noch Eure, Angus. Ihr tut klug daran, Euch zu wappnen.«
    »Das haben wir vor«, antwortete Angus. »Wenn wir uns auf Euch verlassen können, Fergus’ Vorstöße abzuwehren.«
    Gunpar machte ein kehliges Geräusch. »Ich gewähre ihm kein einziges Stück Land. Und dir auch nicht«, sagte er dann mit drohendem

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