Im Sturm des Lebens
äh ... David ...« Hilflos wies Pilar in die Richtung des Gästehauses. »Er brauchte Hilfe beim Übersetzen.«
»Ich verstehe.« Ein wildes Kichern stieg in Sophia auf. »Nennt deine Generation das so?« Sie drängte das Kichern zurück, und nur ein erstickter Laut entfuhr ihr. »Wir sollten uns jetzt besser ins Haus schleichen, sonst erfrieren wir hier draußen noch.«
»Ich habe wirklich übersetzt.« Pilar eilte zur Tür und versuchte, sie zu öffnen. »Es war viel ...«
»O Mama.« Sophia konnte sich nicht mehr beherrschen. Sie hielt sich den Bauch vor Lachen. »Hör auf, dich zu rechtfertigen.«
»Ich habe nur ...« Verlegen zupfte Pilar an ihren Haaren. Sie ahnte, wie sie aussah – erhitzt und zerknittert. Wie eine Frau, die gerade aus dem Bett kam. Oder, wie in ihrem Fall, vom Wohnzimmersofa. Angriff schien ihr die beste Verteidigung zu sein. »Du warst lange aus.«
»Ja. Ich habe auch übersetzt. Mit Ty.«
»Mit ... Oh. Oh.«
»Ich glaube, ich verhungere. Und du?« Sophia ging in die Küche. »Ich habe nichts zu Abend gegessen.« Beiläufig sagte sie, während sie in den Kühlschrank blickte: »Hast du ein Problem mit mir und Ty?«
»Nein ... ja. Nein«, stotterte Pilar. »Ich weiß nicht. Ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll.«
»Lass uns Kuchen essen.«
»Kuchen?«
Sophia zog die Überreste eines Apfelkuchens heraus. »Du siehst wundervoll aus, Mama.«
Pilar fuhr sich durch die Haare. »Das glaube ich nicht.«
»Wirklich wundervoll.« Sophia stellte die Platte mit dem Kuchen auf die Küchentheke und holte Teller aus dem Schrank. »Ich habe mich etwas schwer getan mit David und dir. Ich bin einfach nicht daran gewöhnt, dich als ... dich so zu sehen. Aber jetzt, wo wir uns mitten in der Nacht beide ins Haus schleichen, gefällt es mir.«
»Ich muss mich nicht in mein eigenes Haus schleichen.«
»Oh.« Sophia hielt die Tortenschaufel hoch und fragte: »Warum tust du es dann?«
»Einfach nur ... Lass uns Kuchen essen.«
»Gute Idee.« Sophia schnitt zwei große Stücke ab und lächelte, als Pilar sich schon wieder durch die Haare fuhr. »Es war ein langer, anstrengender Tag. Es ist so schön, ihn angenehm zu beenden.«
»Stimmt. Obwohl du mir da draußen einen ziemlichen Schock versetzt hast.«
»Ich? Stell dir mal meine Überraschung vor!«
Sophia stellte die Teller auf den Küchentisch, während Pilar die Gabeln holte. Verschmitzt lächelnd leckte Sophia sich Kuchen vom Finger. »David ist ziemlich scharf auf dich.«
»Sophie!«
»Wirklich! Er hat tolle Schultern, ein nettes, jungenhaftes Gesicht, und er ist klug. Da hast du dir wirklich einen tollen Kerl angelacht, Mama.«
»Er ist keine Trophäe. Und ich hoffe doch, dass du Ty auch nicht als Trophäe ansiehst.«
»Er hat einen fantastischen Hintern.«
»Ich weiß.«
»Ich habe Ty gemeint.«
»Ich weiß«, wiederholte Pilar. »Bin ich etwa blind?« Undamenhaft schnaubend ließ sie sich auf einen Stuhl fallen. »Das Ganze ist lächerlich, peinlich und ...«
»Es macht Spaß«, beendete Sophia den Satz. Sie setzte sich ebenfalls. »Wir interessieren uns beide für Mode und in der letzten Zeit auch beide fürs Geschäft. Warum sollten wir uns nicht auch beide ... Nonna !«
»Ja, natürlich interessieren wir uns beide für ...« Pilar ließ ihre Gabel fallen. »Mama? Warum bist du wach?«
»Glaubt ihr, ich merke nicht, wenn Leute in meinem Haus ein- und ausgehen?« In einen dicken Chenille-Morgenmantel und Pantoffeln gehüllt betrat Teresa die Küche. »Was, keinen Wein?«
»Wir waren einfach nur ... hungrig«, brachte Sophia heraus.
»Ha, kein Wunder. Sex ist ein anstrengendes Geschäft, wenn man ihn richtig betreibt. Ich habe auch Hunger.«
Sophia schlug sich die Hand vor den Mund, aber es war bereits zu spät. Sie platzte vor Lachen. »Danke, Eli!«
Teresa nahm sich das letzte Stück Apfelkuchen von der Platte. Ihre Tochter starrte mit zuckenden Schultern auf ihren Teller. »Lasst uns jetzt Wein trinken. Ich glaube, die Gelegenheit schreit geradezu danach. Das ist bestimmt das erste Mal, dass alle drei Frauen der Giambellis in der Küche sitzen, nachdem sie Liebe gemacht haben. Du brauchst nicht so erstaunt dreinzuschauen, Pilar. Schließlich ist Sex etwas ganz Natürliches. Und da ihr euch dieses Mal würdige Partner ausgesucht habt, trinken wir darauf.«
Sie wählte eine Flasche Sauvignon blanc vom Küchengestell aus und entkorkte sie. »Wir machen gerade anstrengende Zeiten durch. Doch es
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