Im Sturm des Lebens
wissen, ob der Wein seinen Tod verursacht hat?« Pilar trat zu dem Schreibtisch, an dem Sophia saß, und legte ihrer Tochter die Hand auf die Schulter.
»In ein paar Tagen.«
»Wir tun, was wir können, um die Spur zurückzuverfolgen«, sagte David. »In der Zwischenzeit gehen wir weiter so vor wie geplant. Ich werde La Signora und Eli vorschlagen, einen Privatdetektiv anzuheuern.«
»Ich arbeite an einer Erklärung. Es ist das Beste, wenn wir die neuen Erkenntnisse verkünden und klar machen, welchen großen Anteil Giambelli am Rückruf und der Überprüfung hat. Ich möchte nicht, dass uns die Presse wieder zuvorkommt.«
»Lass es mich wissen, wenn ich dir helfen kann«, sagte Pilar.
»Stell die Gästeliste zusammen.«
»Liebes, du kannst jetzt unmöglich ein Fest feiern wollen!«
»Im Gegenteil.« Entschlossen schob Sophia die Trauer darüber, dass ein alter Mann gestorben war, an den sie sich mit großer Zuneigung erinnerte, beiseite. »Wir ändern nur das Motto. Wir veranstalten eine Wohltätigkeitsgala. Das haben wir früher auch schon gemacht. Ich möchte, dass die Leute sich lange daran erinnern. Tausend Dollar pro Gedeck. Essen, Wein und Unterhaltung gestiftet von Giambelli-MacMillan, und der Erlös geht an die Obdachlosen.«
Während sie sprach, machte sie sich Notizen und entwarf im Geiste bereits die Einladungen und Pressemitteilungen. »Unsere Familie möchte anderen dabei helfen, ein sicheres Leben zu führen. Es gibt viele Leute, die La Signora mehr als einen Tausender für ein elegantes Dinner schulden, und wenn sie daran erinnert werden müssen, werde ich das gern übernehmen.«
Sophia legte den Kopf schräg und wartete auf Davids Reaktion.
»Du bist die Expertin«, sagte er zögernd. »Wir bewegen uns auf einem schwankenden Seil, aber meiner
Meinung nach bist du in der Lage, die Balance zu halten.«
»Danke. In der Zwischenzeit müssen wir kühles Desinteresse an den Reaktionen heucheln, die René erzeugt. Sie werden sich gegen uns persönlich richten. Und damit richten sie sich natürlich auch gegen das Unternehmen.«
Pilar setzte sich an einen ruhigen Tisch in der Bar im Four Seasons. Wenn sie irgendjemanden über ihre Absichten unterrichtet hätte, hätte ihr derjenige bestimmt gesagt, dass sie einen Fehler beging.
Vielleicht machte sie ja auch wirklich einen Fehler.
Aber sie hatte keine andere Wahl. Pilar bestellte sich ein Mineralwasser und richtete sich auf eine Wartezeit ein. Sie zweifelte nicht daran, dass René zu spät kommen würde. Genauso wenig, wie sie daran zweifelte, dass sie überhaupt kommen würde. Sie konnte der Konfrontation mit einem Feind, den sie für schwächer hielt, nicht widerstehen.
Geduldig nippte Pilar an ihrem Wasser. Sie hatte viel Erfahrung im Warten.
René enttäuschte sie nicht. Strahlend rauschte sie schließlich herein. Sie war eine Frau, die es liebte, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – Pelze zu tragen, wenn es eigentlich zu warm dafür war.
Sie sah gut aus – fit und ausgeruht. Zu oft in der Vergangenheit, gestand Pilar sich ein, hatte sie diese Aufsehen erregende und vor allem jüngere Frau gemustert und sich im Vergleich dazu unzulänglich gefühlt.
Es lag auf der Hand, warum Tony sich zu ihr hingezogen gefühlt hatte. Noch leichter war zu verstehen, warum sie ihn hatte einfangen können. René
war keine hohlköpfige Barbiepuppe, sondern eine Frau mit scharfem Verstand, die genau wusste, wie sie das bekam, was sie wollte – und die es auch behielt.
»Hallo, Pilar.«
»René, danke, dass du dich mit mir triffst.«
»Oh, wie hätte ich nein sagen können?« René schlüpfte aus ihrem Pelz und setzte sich. »Du siehst ein wenig angespannt aus. Champagnercocktail«, bestellte sie bei der Kellnerin, ohne aufzublicken.
Pilars Magen zog sich nicht mehr so zusammen wie früher. »Du nicht. Du warst Anfang des Jahres ein paar Wochen in Europa? Die Reise muss dir gut bekommen sein.«
»Tony und ich hatten einen ausgedehnten Urlaub geplant. Er hätte nicht gewollt, dass ich zu Hause sitze und grübele.« René schlug ihre langen Beine übereinander, die in glänzenden Seidenstrümpfen steckten. »Das war eher immer dein Job.«
»René, wir waren nie Konkurrentinnen. Ich war schon lange aus dem Rennen, als Tony und du euch kennen gelernt habt.«
»Du warst nie wirklich aus dem Rennen. Du und deine Familie, ihr habt doch die ganze Zeit über dafür gesorgt, dass er von Giambelli nicht das bekam, was er verdiente! Jetzt ist er tot,
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