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Im Sturm des Lebens

Im Sturm des Lebens

Titel: Im Sturm des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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schnell, aber ich musste es sagen. Ich wollte es sagen.«
    »Du sollst es nur noch einmal wiederholen.« Er zog sie in die Arme und wirbelte sie herum. »Ich habe falsch gerechnet. Nach meinen Berechnungen hätte es mindestens noch zwei Monate gedauert, bis du dich in mich verliebst.«
    Er bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. »Und das ist mir schwer gefallen«, fuhr er fort. »Weil ich dich
nämlich schon lange liebe. Ich hätte eigentlich wissen müssen, dass du mich nicht so lange leiden lassen würdest.«
    Sie drückte ihre Wange an seine. Sie konnte wieder lieben. Das Herz tat ihr weh vor Freude. Und geliebt werden. »Was hast du gesagt?«
    »Lass es mich zusammenfassen.« David stellte sie wieder auf die Füße. »Ich liebe dich, Pilar. Seit dem ersten Blick. Ein Blick, und ich habe daran geglaubt, dass man im Leben eine zweite Chance bekommt.« Er zog sie wieder an sich und küsste sie zärtlich. »Du bist mein.«

22
    V enedig war eine Frau, la bella donna , elegant trotz ihres Alters, sinnlich und geheimnisvoll. Es traf einen mitten ins Herz, wenn man sie zum ersten Mal sah, in ihrer verblichenen Pracht und den müden Farben, wie ein altes Ballkleid.
    Venedig war keine Stadt, in der man seine Zeit mit Anwälten und Buchhaltern verschwendete, keine Stadt, in der ein Mann sich damit begnügen konnte, Stunde um Stunde in einem Büro eingeschlossen zu sein, während vor den Fenstern dieses Gefängnisses die süße Verführerin Frühling ihr Lied sang.
    Sich ins Gedächtnis zu rufen, dass Venedig auch eine alte Handelsstadt war, besserte Davids Laune nicht. Und auch das Wissen, dass die gewundenen Sträßchen und Brücken voller Touristen waren, die in den zahllosen Souvenirläden ihr Geld ausgaben, hielt ihn nicht davon ab, draußen sein zu wollen.
    Er wollte auch mit Pilar durch diese alten Straßen schlendern und ihr irgendein Souvenir kaufen, über das sie noch Jahre später lachen konnten. Das hätte ihm Freude gemacht. Es hätte ihm auch Freude gemacht, zuzusehen, wie Theo sich in Windeseile ein Gelato einverleibte, oder zuzuhören, wie Maddy einen armen Gondoliere über Geschichte und Architektur der Kanäle ausfragte.
    Er vermisste seine Familie. Er vermisste seine Geliebte. Und dabei war er noch nicht einmal achtundsechzig Stunden von zu Hause weg.
    Der Buchhalter redete unablässig auf Italienisch auf ihn ein, mit einer flüsternden Stimme, die allein schon schwierig genug zu verstehen war. David rief sich in Erinnerung, dass er nicht nach Venedig geschickt worden war, um hier in den Tag zu träumen, sondern dass er seine Arbeit tun musste.
    »Scusi .« Er hob die Hand und blickte auf eine Seite des dicken Berichts. »Ich glaube, diesen Bereich sollten wir uns noch einmal anschauen.« Er sprach langsam und absichtlich ein bisschen schlechter italienisch. »Ich möchte sichergehen, dass ich alles verstehe.«
    Der Buchhalter reagierte so, wie er gehofft hatte, und erklärte ihm geduldig noch einmal den neuen Abschnitt.
    »Die Zahlen«, sagte er, »passen nicht zusammen.«
    »Ja. Ich verstehe. Sie passen nicht in die Ausgaben der Abteilungen. Das verblüfft mich, Signore , was mich aber noch mehr verblüfft, sind die Aktivitäten, die für das Cardianili-Konto aufgeführt sind: Aufträge, Lieferungen, Bruchschäden, Löhne, Ausgaben. Alles sauber aufgeführt.«
    »Sì . In diesem Bereich gibt es keine ... wie sagt man? Diskrepanzen. Die Zahlen sind korrekt.«
    »Das sind sie offenbar. Es gibt jedoch kein Cardianili-Konto. Giambelli hat keinen Kunden mit diesem Namen. Und unter der angegebenen Adresse gibt es in Rom auch keinen Großmarkt dieses Namens. Wenn es also keinen Kunden und keinen Großmarkt gibt, wohin sind dann in den letzten drei Jahren die Lieferungen geschickt worden?«
    Der Buchhalter zwinkerte hinter seinen drahtgefassten Brillengläsern. »Das kann ich nicht sagen. Das muss natürlich ein Fehler sein.«
    »Natürlich. Das ist ein Fehler.« Und David glaubte auch zu wissen, wer ihn begangen hatte.
    Er drehte sich mit seinem Schreibtischstuhl um und wandte sich an den Anwalt. »Signore , hatten Sie schon Gelegenheit, die Dokumente zu studieren, die ich Ihnen gestern gegeben habe?«
    »Ja.«
    »Und welcher Verkaufsleiter war für diesen Kunden zuständig?«
    »Anthony Avano.«
    »Und die Rechnungen, die Ausgabenbelege und die Korrespondenz mit diesem Kunden waren von Anthony Avano unterschrieben?«
    »Ja. Bis Dezember letzten Jahres hat er die meisten Unterlagen unterschrieben. Danach hat

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