Im Sturm des Lebens
und außer Atem kam er oben an und lehnte sich keuchend an die Wand neben der Wohnungstür.
Wie sollte er jemals zurück in die Giambelli-Wohnung kommen, seine Sachen packen und einen Flug buchen, wenn er kaum diese Treppe hinaufkam? Die Tatsache, dass ihn der Arzt genau davor gewarnt hatte, bevor David auf eigene Verantwortung das Krankenhaus verließ, ärgerte ihn noch zusätzlich.
Ächzend richtete er sich auf und klopfte an die Tür.
Er erwartete nicht, dass sie zu Hause war, und hatte eigentlich vorgehabt, die Blumen vor die Tür zu legen oder einen hilfsbereiten Nachbarn zu bitten, sie ihr zu geben. Aber die Tür ging auf, und da stand sie.
»Signorina .«
»Sì .« Sie blickte ihn verständnislos an, doch dann hellte sich ihr hübsches Gesicht auf. »Signore! Come sta? Oh, oh, che bellezza! « Sie nahm die Blumen entgegen und bat ihn herein. »Ich habe heute Morgen im Krankenhaus angerufen«, fuhr sie in schnellem Italienisch fort. »Sie haben gesagt, Sie schliefen. Ich war so außer mir! Ich konnte es gar nicht glauben, dass so etwas direkt unter meinem Fenster passiert ... Oh.« Sie schlug sich mit der Hand vor den Kopf. »Sie sind ja Amerikaner«, sagte sie. »Scusami . Es tut mir Leid, aber mein Englisch ist nicht besonders gut.«
»Ich spreche Italienisch. Ich wollte Ihnen danken.«
»Mir? Ich habe doch gar nichts getan. Bitte, kommen Sie herein und setzen Sie sich. Sie sehen so blass aus.«
Er blickte sich in ihrer Wohnung um. Klein und einfach, aber hübsch. »Wenn Sie nicht am Fenster erschienen wären und ich nicht hinaufgeblickt hätte, weil Sie so spät noch Ihre Wäsche abhängten und so ein hübsches Bild abgaben, würde ich jetzt vielleicht nicht hier stehen. Signorina .« Er ergriff ihre Hand und zog sie an seine Lippen. »Mille grazie .«
»Prego .« Sie neigte den Kopf. »Eine romantische Geschichte. Kommen Sie, ich mache Ihnen einen Kaffee.«
»Sie brauchen sich nicht zu bemühen.«
»Bitte, wenn ich Ihr Leben schon gerettet habe, dann muss ich es auch pflegen.« Sie trug die Blumen in die Küche.
»Wissen Sie ... einer der Gründe, warum ich noch so spät spazieren ging, war, dass ich vor dem Abendessen etwas gekauft habe. Ich hatte einen Ring gekauft, einen Verlobungsring für die Frau, die ich liebe.«
»Oh.« Seufzend legte sie die Blumen auf die Anrichte und warf ihm einen Blick zu. »Mein Pech, Ihr Glück. Aber ich mache Ihnen trotzdem einen Kaffee.«
»Ich könnte einen gebrauchen. Signorina , ich weiß nicht einmal Ihren Namen.«
»Elana.«
»Elana, ich hoffe, Sie nehmen es so, wie es gemeint ist. Ich halte Sie für die zweitschönste Frau auf der ganzen Welt.«
Lachend begann sie, die Blumen in einer Vase zu arrangieren. »Wirklich, sie hat sehr viel Glück.«
Als David endlich bei seiner Wohnung ankam, war er Schmerzen, Erschöpfung, Ärzte und Fußgängerströme in Venedig leid. Er war bereits zu dem Schluss gekommen, dass er an diesem Abend nicht mehr zurückfliegen würde. Er hatte Glück, wenn es ihm noch gelang, sich auszuziehen und ins Bett zu legen, aber auf keinen Fall würde er sich noch lange genug auf den Beinen halten können, um zu packen.
Seine Schulter pochte, seine Beine gaben nach und fluchend versuchte er, den Schlüssel mit der linken Hand ins Schloss zu bekommen. Es war ihm noch nicht gelungen, als die Tür aufgerissen wurde.
»Da sind Sie ja endlich!« Sophia stemmte die Hände in die Hüften. »Haben Sie den Verstand verloren? Sie entlassen sich selbst aus dem Krankenhaus und wandern durch Venedig! Sie sind leichenblass. Männer sind solche Idioten!«
»Danke, vielen Dank. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich hereinkomme? Ich glaube, das ist immer noch meine Wohnung.«
»Ty ist unterwegs, um Sie zu suchen.« Sie ergriff seinen gesunden Arm und zog ihn hinein. »Wir haben uns zu Tode geängstigt, als wir feststellten, dass Sie gegen den Rat der Ärzte auf eigene Verantwortung das Krankenhaus verlassen haben.«
»Selbst in Italien ist das Essen im Krankenhaus nicht genießbar.« David sank auf einen Stuhl. »Ein Mann kann dort verhungern. Außerdem habe ich nicht damit gerechnet, dass so schnell jemand hier ist. Was haben Sie gemacht, haben Sie sich hierher gebeamt?«
»Wir sind gestern Abend geflogen. Es war ein langer Flug, ich habe sehr wenig geschlafen und bin jetzt schon sehr lange in dieser Wohnung aus Sorge um Sie herumgelaufen. Also versuchen Sie nicht auch noch, mit mir zu streiten.« Sie drehte den Deckel von einem Fläschchen
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