Im Sturm des Lebens
nicht, was du damit erreichen willst, Don. Ich habe gehört, du hättest einen bezahlten Mörder engagiert.«
»Jemanden engagiert ... Was soll das denn? Sie behaupten, ich hätte jemanden engagiert, der auf ihn schießt? Aus welchem Grund denn? Der Schaden war doch schon passiert. Das hast du selbst gesagt.«
»Ich sehe das so ...« Oh, es wird immer besser, dachte Jerry. Besser, als er es sich jemals vorgestellt hatte. »Du hast zwei Menschen umgebracht, wahrscheinlich sogar drei, mit Avano. Und dann David Cutter«, fuhr er fort, amüsiert über Donatos panisches Gestotter. »Was bedeutet schon einer mehr? Du bist hinüber, Kumpel.«
»Ich brauche Hilfe! Ich muss das Land verlassen. Ich habe Geld, aber nicht genug. Ich brauche einen ... einen ... einen Pass. Einen neuen Namen, ein anderes Gesicht.«
»Das hört sich alles sehr vernünftig an, Don. Aber warum erzählst du es mir?«
»Du kannst diese Dinge beschaffen.«
»Du überschätzt meinen Einfluss und mein Interesse an dir. Wir wollen dieses Gespräch als Verschlechterung unserer Geschäftsverbindung betrachten.«
»Das kannst du nicht tun! Wenn sie mich kriegen, bist du auch dran!«
»Oh, das glaube ich nicht. Es gibt keine Verbindung zwischen uns. Dafür habe ich gesorgt. Sobald ich den Hörer aufgelegt habe, werde ich die Polizei anrufen und sagen, du hättest Kontakt zu mir aufgenommen, und ich hätte versucht, dich davon zu überzeugen, dass du dich selbst stellen musst. Es dauert wahrscheinlich nicht allzu lange, bis sie diesen Anruf zu dir zurückverfolgt haben. Das ist unter den gegebenen Umständen eine faire Warnung. Wenn ich du wäre, würde ich so schnell wie möglich verschwinden.«
»Nichts von all dem hätte passieren müssen – es war alles deine Idee!«
»Ich stecke eben voller Ideen.« Gelassen betrachtete Jerry seine Fingernägel. »Aber du wirst zugeben müssen, dass ich nie jemanden umgebracht habe. Sei schlau, Don, wenn das möglich ist. Hau ab.«
Er legte auf, schenkte sich ein Glas Wein ein und zündete sich eine Zigarre an. Dann griff er wieder zum Hörer und rief die Polizei an.
24
M it einer Mischung aus Bedauern und Erleichterung sah David Venedig verschwinden.
»Es gibt überhaupt keinen Grund dafür, dass Sie sich so früh aus dem Bett quälen und mich zum Flughafen begleiten«, sagte er zu Tyler, während sich das Wassertaxi einen Weg durch den frühmorgendlichen Verkehr bahnte. »Ich brauche keinen Babysitter.«
»Diesen Satz höre ich in der letzten Zeit häufiger.« Tyler trank einen Schluck Kaffee und zog fröstelnd die Schultern zusammen. »Er geht mir langsam auf die Nerven.«
»Ich weiß auch allein, wie man ein Flugzeug besteigt.«
»Aber die Abmachung lautet: Ich setze Sie hier in den Flieger, und in Amerika werden Sie abgeholt. Damit müssen Sie sich abfinden.«
David blickte ihn forschend an. Tyler war unrasiert und sah missmutig aus. Irgendwie hellte es Davids Laune auf. »Schlecht geschlafen?«
»Ich habe schon besser geschlafen.«
»Sie finden doch allein wieder zurück? Ihr Italienisch ist ziemlich begrenzt, oder?«
»Idiot.«
David lachte und bewegte vorsichtig seine Schulter. »Jetzt geht es mir wieder besser. Macht Sophia Ihnen das Leben schwer?«
»Sie macht mir seit zwanzig Jahren das Leben schwer. Ich habe schon lange aufgehört, mir davon einen einzelnen Tag verderben zu lassen.«
»Wenn ich Ihnen einen Rat gebe, werfen Sie mich dann über Bord? Denken Sie daran, ich bin verletzt.«
»Ich brauche keine Ratschläge, wenn es um Sophia geht.« Dennoch blickte Tyler David fragend an. »Was für einen Rat denn?«
»Bleiben Sie dran. Ich glaube, es hat sie noch nie jemand bedrängt. Jedenfalls kein Mann. Wenn sie Sie deswegen nicht umbringt, gehört sie Ihnen.«
»Danke, aber vielleicht will ich sie ja gar nicht.«
David lehnte sich zurück und genoss die Fahrt. »O doch.« Er schmunzelte. »Sie wollen sie.«
Ja, gab Tyler zu. Er wollte sie. Deshalb riskierte er es auch, dass sie wütend wurde. Sie mochte nicht, wenn jemand ihre Sachen anfasste. Sie konnte es nicht leiden, wenn man ihr sagte, was sie tun sollte, selbst wenn – nein, korrigierte er sich, während er ihr kleines, mobiles Büro zusammenpackte –, vor allem, wenn es zu ihrem Besten war.
»Was, zum Teufel, tust du da?«
Er blickte auf. Sophia war in der Tür erschienen, noch feucht vom Duschen und blitzend vor Zorn. »Ich packe deine Satteltaschen, Partner. Wir reiten aus.«
»Lass deine Finger von meinen
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