Im Sturm des Lebens
nicht das sagen, was Sie hören möchten. Ich weiß die Antwort einfach nicht. Sie kennen Ihren Cousin besser als ich. Erzählen Sie mir von ihm.«
»Ich habe die ganzen letzten Tage über ihn nachgedacht«, begann Pilar. »Ich wünschte, ich könnte sagen, wir wären uns sehr nahe und ich verstünde ihn aus ganzem Herzen. Aber das ist nicht der Fall. Vor einer Woche hätte ich noch gesagt, dass Donato zu solchen Taten nicht fähig ist. Er ist ein bisschen dumm, aber er hat einen guten Charakter. Jetzt gibt es jedoch keinen Zweifel mehr, dass er ein Dieb ist,
dass er und der Mann, mit dem ich verheiratet war, gemeinsam die Frau bestohlen haben, die ihren Lebensunterhalt sicherte.«
Pilar ergriff ihre Kaffeetasse, nur um etwas in der Hand zu halten. »Und er hat auch mich bestohlen. Und meine Tochter. Aber selbst unter dieser Voraussetzung kann ich mir nicht vorstellen, dass Donato im Wohnzimmer meiner Tochter einem Mann gegenübergesessen hat, den er seit Jahren kannte, und ihn umgebracht hat. Ich sehe keine Pistole in Dons Händen. Ich weiß nicht, ob das daran liegt, dass sie nicht dorthin gehört, oder weil ich einfach nur den Gedanken nicht ertragen kann.«
»Sie haben Angst, dass er sich an Ihre Tochter heranmacht. Aber er hat keinen Grund dazu.«
»Wenn er all diese Dinge getan hat, ist dann nicht die Tatsache, dass sie auf der Welt ist, Grund genug?«
In ihrem Büro, hinter geschlossener Tür, wütete Kris Drake vor sich hin. Die Giambellis, angeführt von dieser kleinen Schlampe Sophia, versuchten immer noch, sie zu ruinieren, jagten ihr die Polizei auf den Hals. Sie schlug sich wütend mit der Faust in die Handfläche. Das würden sie büßen. Sie dachten wohl, sie könnten ihr den Mord an Tony anhängen oder sie mit dem vergifteten Wein in Verbindung bringen und dem kleinen Unfall des großartigen Mr. Cutter in Venedig!
Zitternd vor Wut öffnete Kris eine Pillenflasche und schluckte einen Tranquilizer.
Sie konnten ihr nicht nachweisen, dass sie Sophia auf die Terrasse gestoßen hatte. Sie konnten ihr überhaupt nichts nachweisen. Was war schon dabei,
dass sie mit Tony geschlafen hatte? Das war kein Verbrechen. Er war gut zu ihr gewesen, hatte sie geschätzt, hatte verstanden, wer sie war und was sie wollte.
Er hatte ihr Versprechungen gemacht. Versprechungen, die er wegen der Giambelli-Schlampen nicht hatte einhalten können. Dieser lausige Betrüger, dachte sie voller Zuneigung. Sie wären ein gutes Team gewesen, wenn er auf sie gehört hätte. Wenn er sich von dieser Nutte nicht zur Heirat hätte überreden lassen.
Aber nur die Giambellis waren an allem schuld, rief sich Kris ins Gedächtnis. Sie hatten dafür gesorgt, dass auch diese Schlampe René Foxx von ihr erfuhr. Und jetzt stand ihr Name überall in der Zeitung, und sie erntete höhnische Blicke von ihren Kollegen.
Genauso, wie es bei Giambelli gewesen war.
Sie war in ihrem Job zu weit gekommen und hatte zu hart gearbeitet, um jetzt zuzulassen, dass diese italienischen Grazien ihre Karriere ruinierten. Ohne Jerrys Hilfe wäre sie bestimmt schon gescheitert. Aber Gott sei Dank stand er hinter ihr. Er verstand, dass sie ein Opfer, eine Zielscheibe war.
Sie war ihm die internen Informationen, die sie weitergab, schuldig . Sollten die Giambellis sie doch vor Gericht zerren! Le Coeur würde schon für sie kämpfen. Das hatte Jerry von Anfang an ganz deutlich gemacht. Sie wurde hier geschätzt.
Le Coeur würde ihr alles geben, was sie jemals gewollt hatte: Ansehen, Macht, Status, Geld. Wenn sie vierzig war, würde sie zu den hundert Top-Frauen im Business gehören. Sie würde Managerin des Jahres sein.
Und nicht, weil ihr das jemand in die Wiege gelegt hatte, sondern weil sie es sich verdient hatte.
Aber das war nicht genug. Nicht genug Entschädigung für das Polizeiverhör, für das Geschmiere der Presse, für die Seitenhiebe, die sie bei Giambelli hatte einstecken müssen.
Giambelli wird untergehen, dachte sie. Und sie verfügte über Mittel, um die Familie während ihres Sturzes zum Zittern zu bringen.
Es war ein langer Flug über den Ozean und den Kontinent. David schlief die meiste Zeit, und als er seine Lebensgeister mit einem Kaffee wieder erweckt hatte, rief er zu Hause an. Er erreichte zwar Eli und ließ sich von ihm berichten, was in Italien seit seiner Abreise passiert war, aber es enttäuschte ihn, dass er weder Pilar noch seine Kinder ans Telefon bekommen konnte.
Er wollte dringend nach Hause, und nachdem er auf
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