Im Sturm des Lebens
zum Teufel ist der Geschäftsführer?«, fragte Tyler.
»Sein Name ist David Cutter. Er war früher bei Le Coeur und sitzt in New York. Er wird morgen hier sein.« Teresa stand auf. »Wir verlassen euch jetzt, damit ihr eure Verträge lesen und darüber reden könnt.« Sie lächelte warm. »Helen, möchtest du Kaffee?«
René weigerte sich aufzugeben. Eins hatte sie in ihrer Karriere als Model, während ihrer kurzen Erfahrung als Schauspielerin und bei ihrem lebenslangen gesellschaftlichen Aufstieg gelernt: Man musste immer nach oben streben.
Sie würde die Beleidigungen der alten Frau hinnehmen, den Kummer der verlassenen Ehefrau und die tödlichen Blicke der Tochter ertragen, wenn sie nur so siegen konnte.
Sie konnte sie verachten und trotzdem dulden, solange es nötig war. Sie trug den Diamantring an ihrem Finger, einen, den sie selbst ausgesucht hatte, und sie hatte vor, den Ehering bald folgen zu lassen. Tony war ihr Entrée in die Welt der wirklich Reichen, und
sie hatte ihn aufrichtig gern. Beinahe so gern wie den Gedanken an das Vermögen der Giambellis.
Sie würde alles tun, um seine Position bei Giambelli im kommenden Jahr zu festigen, und sie hatte vor, das als seine Frau zu tun.
»Sag es ihr endlich«, befahl sie und ergriff ihre Kaffeetasse.
»René, Liebling ...« Tony rutschte unruhig hin und her. Er spürte schon jetzt das Gewicht der Handschellen. »Das ist ein schlechter Zeitpunkt.«
»Du hattest sieben Jahre Zeit, um es zu erledigen, Tony. Bring es endlich hinter dich.« Sie warf Pilar einen vielsagenden Blick zu. »Oder ich tue es für dich.«
»Schon gut, schon gut.« Er tätschelte ihre Hand. Dann schon lieber zum schlechten Zeitpunkt. Freundlich lächelnd stand er auf und trat zu Pilar, die gerade versuchte, die bekümmerte und leicht verwirrte Francesca zu trösten.
»Pilar, kann ich dich einmal sprechen? Unter vier Augen?«
Ein Dutzend Entschuldigungen gingen ihr durch den Kopf. Sie war während der Abwesenheit ihrer Mutter die Gastgeberin. Das Zimmer war voller Gäste. Ihre Tante brauchte ihre Aufmerksamkeit. Sie musste Kaffee bestellen.
Aber das waren nur Ausreden, und sie zögerten lediglich die Tatsache hinaus, dass sie sich ihm letztendlich doch stellen musste.
»Natürlich.« Sie murmelte ihrer Tante noch ein paar beruhigende Worte auf Italienisch zu, und drehte sich dann zu Tony um.
»Sollen wir in die Bibliothek gehen?« Zumindest nimmt er René nicht mit, dachte Pilar. Als sie an ihr
vorbeigingen, warf René ihr einen Blick zu, der so hart und hell war wie der Stein an ihrem Finger.
Der Blick einer Siegerin, durchfuhr es Pilar. Wie lächerlich! Es war doch kein Wettbewerb, in dem man gewinnen oder verlieren konnte.
»Es tut mir Leid, dass Mama das Ganze heute vor so vielen Leuten verkündet hat«, begann Pilar. »Wenn sie es mir vorher gesagt hätte, hätte ich sie gebeten, mit dir unter vier Augen zu sprechen.«
»Das ist egal. Ihre persönliche Einstellung ist mir völlig klar.« Solche Dingen prallten seit Jahren an ihm ab, und er ließ sich nur selten davon beeindrucken. »In beruflicher Hinsicht habe ich sicher mehr erwartet, aber das kriegen wir schon wieder hin.«
Er trat in die Bibliothek und setzte sich in einen der tiefen Ledersessel. Früher einmal hatte er geglaubt, er würde in diesem Haus wohnen oder zumindest seinen Hauptwohnsitz hier behalten. Zum Glück zog er jedoch das Leben in der Stadt vor. In Napa konnte man nicht viel mehr machen, als den Weinstöcken beim Wachsen zusehen.
»Nun, Pilar ...« Sein Lächeln war charmant wie eh und je. »Wie geht es dir?«
»Wie es mir geht, Tony?« Am liebsten wäre sie in hysterisches Lachen ausgebrochen. Aber sie unterdrückte es. Das war eine ihrer Stärken. »Ganz gut. Und dir?«
»Mir geht’s auch gut. Natürlich habe ich viel zu tun. Sag mir, wie wirst du auf La Signoras Vorschlag reagieren, aktiver im Unternehmen mitzuarbeiten?«
»Das war kein Vorschlag, und ich weiß noch nicht, wie ich darauf reagieren werde.« Der Gedanke summte immer noch wie ein Hornissenschwarm in
ihrem Kopf. »Ich hatte noch keine Zeit, darüber nachzudenken.«
»Du wirst es schon richtig machen.« Mit ernsthaftem Gesichtsausdruck beugte er sich vor.
Das, dachte sie mit einem seltenen Anflug von Verbitterung, kann er gut. So tun, als ob er sich darüber Gedanken macht. Sich den Anschein geben, Interesse zu haben.
»Du bist eine hübsche Frau, und sicher in jeder Hinsicht ein Gewinn für das Unternehmen. Es wird dir
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