Im Sturm des Lebens
unnötig hinauszögern und es schwerer für Sophie machen. Helen, was zum Teufel soll ich bloß mit dem neuen Leben anfangen, das mir in den Schoß gefallen ist?«
»Na, denk dir was aus.«
Sophia hatte auch über einiges nachzudenken. Sie bekam schon Kopfschmerzen, wenn sie den Vertrag nur las. Das Wesentliche begriff sie, auch wenn es in juristischen Fachausdrücken verschlüsselt war. Und das Wesentliche war, dass La Signora die Kontrolle behielt. Im kommenden Jahr würde Sophia sich beweisen müssen, obwohl sie glaubte, sie habe es schon getan. Wenn das zur Zufriedenheit ihrer Großmutter geschah, würde ein Teil der lange ersehnten Kontrolle in ihre Hände gelegt werden.
Nun, sie wollte es. Ihr gefiel nicht, wie sie es erreichen musste, aber sie verstand, was dahinter steckte.
Das war immer das Schwierigste, die Beweggründe ihrer Großmutter nachzuvollziehen. Vielleicht lag es ja daran, dass sie im Grunde ähnlich dachten.
Sie war nicht wirklich an der Weinherstellung interessiert. Die Weinberge zu lieben und Grundkenntnisse zu besitzen, war nicht das Gleiche, wie Zeit, Gefühle und Mühen in sie zu investieren. Doch wenn sie eines Tages den Platz ihrer Großmutter einnehmen wollte, dann musste sie das tun.
Möglicherweise zog sie ja Konferenzräume Fermentiertanks vor, aber ...
Sie blickte zu Tyler hinüber, der ebenfalls über seinem Vertrag brütete. Er zog die Tanks den Konferenzräumen vor. Vermutlich passten sie deshalb in beruflicher Hinsicht gut zusammen. Und vor ihm lag eine genauso schwierige Aufgabe wie vor ihr.
Ja, La Signora war wieder einmal so brillant wie unbarmherzig gewesen. Jetzt, da sich Sophias Wut gelegt hatte und kühlem, gesundem Menschenverstand gewichen war, sah sie ein, dass es so nicht nur funktionieren konnte, sondern sogar funktionieren würde .
Es sei denn, Ty würde alles verpfuschen.
»Es gefällt dir nicht«, mutmaßte sie.
»Was zum Teufel soll mir daran gefallen? Das war ein verdammter Hinterhalt!«
»Stimmt. Das ist Nonnas Stil. Die Truppen fallen rascher und organisierter ein, wenn du sie vor der Schlacht richtig aufstellst. Wenn du ihnen zu viel Zeit zum Nachdenken gibst, könnten sie desertieren. Willst du desertieren, Ty?«
Er blickte sie an, und sie sah den Stahl in seinen Augen. Hart und kalt. »Ich leite MacMillan seit acht Jahren. Ich gehe da nicht weg.«
Nein, er würde es nicht verpfuschen. »Okay. Dann lass uns anfangen. Du willst, was du willst, und ich will, was ich will. Wie bekommen wir es?« Sophia sprang auf und lief auf und ab. »Für dich ist es leichter.«
»Warum?«
»Ich gebe schließlich meine Wohnung auf und ziehe nach Hause zurück. Du kannst einfach bleiben, wo du bist. Ich muss einen Schnellkurs im Weinmachen absolvieren, und du brauchst dich nur ein bisschen unter die Leute zu mischen und ab und zu auf ein paar Meetings zu gehen.«
»Glaubst du, das ist einfacher? Ich mag keine Menschenansammlungen. Und wenn ich zu Meetings gehe, die mich nicht die Bohne interessieren, guckt mir dabei auch noch irgendein Kerl, den ich noch nicht einmal kenne, über die Schulter.«
»Über meine schließlich auch«, giftete sie. »Wer zum Teufel ist dieser David Cutter?«
»Ein Anzug«, erwiderte Ty voller Abscheu.
»Mehr als das«, murmelte Sophia. Wenn das stimmte, brauchte sie sich allerdings keine Sorgen zu machen. Sie wusste, wie man mit Anzügen umging.
»Wir müssen einfach mehr über ihn herausfinden.« Sie war in der Lage, das innerhalb kürzester Zeit äußerst gründlich zu tun. »Und wir müssen einen Weg finden, um mit ihm und miteinander arbeiten zu können. Letzteres dürfte nicht so schwer sein. Schließlich kennen wir uns seit Jahren.«
Am liebsten wäre er genauso wie sie hin und her gelaufen. Aber er wollte verdammt sein, wenn er es ihr einfach nachmachte. »Nein, das stimmt nicht. Ich kenne dich nicht, und ich weiß auch nicht, was du machst oder warum du es machst.«
Sie stützte sich mit den Händen auf der Tischplatte ab und brachte ihr schönes Gesicht nah an seins. »Sophia Teresa Maria Giambelli. Ich mache das Marketing für Wein. Und ich tue das, weil ich es gut kann. Und in einem Jahr werde ich zwanzig Prozent von einem der größten, erfolgreichsten und bedeutendsten Weinunternehmen auf der Welt besitzen.«
Ty stand langsam auf und nahm die gleiche Pose ein. »Du wirst gut sein müssen, und noch viel mehr. Du wirst dir die Hände schmutzig machen müssen, deine Designerstiefel werden schlammig werden und du
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