Im Sturm des Lebens
nicht leicht gemacht. Wir haben lange Zeit darüber geredet.«
»Ich muss eure Entscheidungsfindung nicht nachvollziehen können«, begann Ty.
»Nein«, unterbrach Eli ihn, bevor das Feuer, das er in den Augen seines Enkels aufblitzen sah, ausbrechen konnte. »Das ist klar. Wir haben mit Helen ausgearbeitet, wie die rechtlichen Grundlagen und Formalitäten aussehen müssen. Wir haben Strategien entwickelt, wie wir diese Fusion zum Nutzen
aller Beteiligten durchführen können – nicht nur für diese Saison, sondern für die nächsten hundert Jahre.«
Er beugte sich vor. »Glaubst du, ich will für MacMillan weniger erreichen als du?«
»Ich weiß nicht mehr, was du willst. Ich dachte, ich wüsste es.«
»Dann werde ich es dir hier und jetzt klar machen. Indem wir fusionieren, werden wir nicht nur zum größten, sondern auch zum besten Weinhersteller in der Welt. Du wirst weiterhin MacMillan leiten.«
»Leiten?«
»Mit Paulie als Vorarbeiter und mit einigen Zusatzaufgaben.«
»Du kennst die Weinberge, Ty«, sagte Teresa. Sie verstand seine ablehnende Haltung, und sie gefiel ihr. Diese heiße Wut bedeutete, dass es ihm etwas ausmachte. Und das musste auch so sein. »Du verstehst etwas von Weinstöcken und Fässern. Aber was du tust und weißt, hört bei der Flasche auf. Du musst weiterkommen. Beim Thema Wein gibt es noch mehr als die Traube. Eli und ich möchten, dass unsere Enkel zusammenarbeiten.«
»Enkel?«, unterbrach Sophia sie.
»Wann hast du das letzte Mal in den Weinbergen gearbeitet?«, fragte Teresa ihre Enkelin. »Wann hast du das letzte Mal Wein probiert, der nicht aus einer hübschen Flasche gekommen ist? Du hast dich von den Wurzeln entfernt, Sophia.«
»Ich habe mich gar nicht entfernt«, gab Sophia zurück. »Ich bin keine Winzerin, ich mache Öffentlichkeitsarbeit.«
»Du wirst aber eine Winzerin werden. Und du«, sagte Teresa und wies auf Ty, »du wirst lernen, was
Marketing heißt. Ihr werdet es euch gegenseitig beibringen.«
»Oh, wirklich, Nonna ...«
»Still. Du hast ein Jahr Zeit. Pilar, Sophia wird sich nicht mehr im bisherigen Maß um ihre üblichen Verpflichtungen kümmern können. Du wirst diese Lücke füllen.«
»Mama!« Pilar musste lachen. »Ich verstehe überhaupt nichts von Marketing oder Werbung.«
»Du besitzt Verstand. Es ist an der Zeit, dass du ihn wieder einsetzt. Um Erfolg zu haben, brauchen wir die ganze Familie.« Teresa blickte zu Tony. »Und andere noch dazu. Du bleibst im Verkauf und behältst vorläufig deinen Titel und deine Privilegien. Aber du wirst wie Donato und die anderen Abteilungsleiter an die Geschäftsführung berichten. Von jetzt an haben wir im Übrigen nur noch eine geschäftliche Beziehung. Komm nie wieder uneingeladen in mein Haus oder an meinen Tisch.«
Es ging steil nach unten . Sein Titel war eine Sache. Sein Gehalt und die Prämie auf lange Sicht eine andere. Teresa hatte die Macht, ihn völlig zu entblößen, deshalb benutzte er die einzige Waffe, die ihm zur Verfügung stand. »Ich bin Sophias Vater.«
»Ich weiß, wer du bist.«
»Verzeihung, Signora «, sagte René mit vollendeter Höflichkeit, »darf ich etwas sagen?«
»Sie sind, eingeladen oder nicht, ein Gast meines Hauses. Was möchten Sie sagen?«
»Ich merke, dass meine Anwesenheit hier nicht besonders erwünscht ist.« Renés Tonfall war gleichmütig, und sie blickte Teresa unverwandt an. »Und dass meine Beziehung zu Tony nicht Ihre Zustimmung findet. Aber er ist seit langem ein Gewinn für
Ihr Unternehmen. Da ich beabsichtige, für ihn ein Gewinn zu sein, kann Ihnen das nur nützen.«
»Das bleibt abzuwarten. Sie entschuldigen uns.« Teresa blickte über den Tisch. »Helen, Eli und ich müssen mit Sophia und Tyler sprechen. Der Kaffee wird im Salon serviert.«
»Du sagst irgendetwas«, begann Sophia zitternd vor Wut, als die anderen das Zimmer verlassen hatten, »und dann ist es auch so. Hast du dich so daran gewöhnt, Nonna , dass du glaubst, das gesamte Leben eines anderen Menschen einfach mit ein paar Worten verändern zu können?«
»Jeder hat die Wahl.«
»Was ist das denn für eine Wahl?« Sophia konnte nicht mehr sitzen bleiben und sprang auf. »Nimm Donato. Er hat nie außerhalb des Unternehmens gearbeitet. Sein ganzes Leben ist davon bestimmt. Und Tyler? Schon als Junge hat er seine ganze Zeit und Energie in MacMillan gesteckt.«
»Ich kann für mich selbst reden.«
»Ach, hör doch auf.« Sie drehte sich zu ihm um. »Deine Zunge verknotet sich doch,
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