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Im Sturm des Lebens

Im Sturm des Lebens

Titel: Im Sturm des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Aufmerksamkeit auf die Musik, die in brutaler Lautstärke aus dem neuen Zimmer seines Sohnes drang. Zum Glück lag es am anderen Ende des Flurs.
    Es hatte den erwarteten Streit um die Zimmer gegeben, aber er war noch einigermaßen zivil abgelaufen. David hatte das auf die Anwesenheit Pilars zurückgeführt. Jedenfalls hatten die Kinder mehr aus Gewohnheit und ohne echtes Engagement miteinander gestritten, da jedes Zimmer im Haus schön war.
    Fast sogar vollkommen, dachte David, mit dem glänzenden Holz und den Fliesen, den seidigen Wänden und der üppigen Ausstattung.
    Die Perfektion, der elegante Stil, die absolute Ordnung verunsicherten ihn. Aber die Kinder würden das wahrscheinlich schon bald ändern. Ordentlich waren sie nicht. Also, wie gepflegt die Schachtel auch immer sein mochte, ihr Inhalt würde bald durcheinander geraten, und dann würden sie sich alle wohler fühlen.
    Weil David keine Lust zum Auspacken hatte, trat er an eines der Fenster und blickte über die Weinberge. Pilar hatte Recht. Die Aussicht war großartig. Das war jetzt ein Teil seiner Spielwiese. Und er hatte vor, seine Zeichen zu setzen.
    Am anderen Ende des Flurs trat Maddy aus ihrem Zimmer. Sie versuchte, möglichst gleichgültig zu wirken, aber in Wahrheit war sie tief beeindruckt. Zum ersten Mal in ihrem Leben musste sie sich das Badezimmer nicht mehr mit ihrem Bruder teilen. Und ihr Bad war in Dunkelblau und Tiefrot gefliest. Fliesen mit großen Blumen, und wenn sie in der Wanne lag, würde sie sich sicher vorkommen wie in einem seltsamen Garten.
    Außerdem hatte sie ein großes Bett mit vier Pfosten. Sie hatte die Tür verschlossen, damit sie sich ganz allein darauf wälzen konnte.
    Doch dann fiel ihr ein, dass sie nicht New York sehen würde, wenn sie aus dem Fenster blickte, und dass sie nicht eine ihrer Freundinnen anrufen und mit ihr losziehen konnte. Sie würde nie mehr ins Kino gehen können, wenn ihr danach zumute war. Sie würde nichts mehr tun können, das sie gewohnt war.
    In Maddy stieg ein heißes, schmerzendes Heimweh auf. Die einzige Person, mit der sie reden konnte, war Theo – ihrer Meinung nach zwar ein armseliger Ersatz, aber er war der Einzige, der ihr geblieben war.
    Als sie seine Tür aufstieß, drang ihr der Lärm der Chemical Brothers entgegen. Er lag auf dem Bett, die Gitarre quer über der Brust und versuchte, mitzuspielen. Das Zimmer war schon jetzt ein einziges Chaos, und wahrscheinlich würde es auch so bleiben, bis er auszog, um aufs College zu gehen.
    »Du sollst doch auspacken.«
    »Und du sollst dich um deine eigenen Angelegenheiten kümmern.«
    Maddy warf sich bäuchlings aufs Fußende seines Bettes. »Hier gibt es ja nichts zu tun.«
    »Hast du das jetzt erst gemerkt?«
    »Vielleicht findet Dad es ja ganz furchtbar, und wir fahren wieder nach Hause.«
    »Keine Chance. Hast du gesehen, wie er sich an die alte Dame rangeschleimt hat?« Da Theo auch Heimweh hatte, legte er seine Gitarre beiseite und beschloss, mit seinem Sargnagel von Schwester zu reden. »Was sollte das?«
    »Er klang wie jemand aus einem Film. Weißt du, er klang genauso, wie er immer aussieht, wenn er sich für eine Sitzung einen Anzug anzieht.« Maddy verdrehte die Augen. »Nichts wird mehr so sein wie früher. Er hat diese Frau so seltsam angesehen.«
    »Hä?«
    »Diese Pilar. Was ist das eigentlich für ein Name?«
    »Wahrscheinlich italienisch oder so. Was meinst du damit, er hat sie so seltsam angesehen?«
    »Du weißt schon. So prüfend.«
    »Ach was.«
    »Mann, Jungs kriegen gar nichts mit.« Im Bewusstsein ihrer Überlegenheit setzte sich Maddy auf und warf ihre Haare zurück. »Er hat sie prüfend gemustert.«
    »Ja und?« Theo zuckte mit den Schultern. »Er hat früher auch schon Frauen prüfend gemustert. Hey, wahrscheinlich hat er sogar mit ein paar von ihnen geschlafen.«
    »Iihh, glaubst du wirklich?« Maddy rollte vom Bett und trat ans Fenster. Regen und Weinstöcke, Weinstöcke und Regen. »Vielleicht schläft er ja mit der Tochter seiner Chefin, man erwischt ihn dabei, er wird gefeuert und wir fahren nach Hause zurück.«
    »Wohin nach Hause? Wenn er seinen Job verliert, können wir nirgendwo mehr hingehen. Werd endlich erwachsen, Maddy.«
    Sie ließ die Schultern sinken. »Es tut so weh.«
    »Ach, was du nicht sagst.«
     
    Ty dachte dasselbe über das Leben im Allgemeinen, während Sophia ihn durch die Meetings peitschte –
eine Brainstorming-Session nannte sie es. Sie hatte ihm endlos Namen heruntergerasselt,

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