Im Sturm des Lebens
während sie ihn gestikulierend und hier und da Grüße und Befehle austeilend durch die Werbeabteilung schleifte.
Er erinnerte sich natürlich an keinen der Namen, und die Gesichter waren alle wie in einem Nebel an ihm vorbeigerauscht, während er sich bemüht hatte, mit Sophia Schritt zu halten. Die Frau bewegte sich wie ein Geschoss. Schnell und durchschlagend.
Jetzt waren noch drei weitere Leute im Zimmer, lauter Stadtkrieger mit schicken Klamotten und schicken Frisuren, kleinen drahtgefassten Brillen und elektronischen Organizern. Zwei Frauen und ein Mann, alle jung und gut aussehend. Und er hatte keinen Namen behalten, weil sie alle so androgyn klangen.
Er hielt irgendeinen Kaffee in der Hand, den er nicht gewollt hatte, und alle redeten durcheinander und kauten dabei Biscotti.
Tyler bekam gewaltige Kopfschmerzen.
»Nein, Kris, ich will etwas Subtiles, was aber gleichzeitig eine starke Aussage hat. Ein starkes Bild mit einer emotionalen Botschaft. Trace, mach mal schnell eine Skizze: ein Paar – jung, in Freizeitkleidung, Ende zwanzig. Sitzen auf einer Veranda. Erotisch, aber eher beiläufig.«
Da der Mann mit dem blonden, stumpf geschnittenen Haar den Stift und den Skizzenblock zur Hand nahm, vermutete Ty, dass dies Trace war.
»Die Sonne geht unter«, fuhr Sophia fort und erhob sich von ihrem Schreibtisch, um im Zimmer umherzuwandern. »Das Ende des Tages. Es ist ein berufstätiges Paar, keine Kinder, ziemlich mobil, aber gesetzt.«
»Schaukel auf der Veranda«, schlug die lebhafte schwarze Frau in der roten Weste vor.
»Zu gesetzt. Zu ländlich. Lieber Designerstühle«, sagte Sophia. »Kräftige Farben bei den Kissen. Kerzen auf dem Tisch. Dicke, keine dünnen.«
Sie beugte sich über Traces Schulter und gab ein summendes Geräusch von sich. »Gut, gut. Aber mach es lieber so: Sie blicken einander an, vielleicht hat sie sogar die Beine auf seinen Knien liegen. Freundliche Intimität. Er hat die Ärmel hochgekrempelt, sie trägt Jeans, nein, Khakis.«
Sophia setzte sich auf die Schreibtischkante und schürzte die Lippen, während sie nachdachte. »Sie sollen sich unterhalten. Entspannt, sie haben Zeit. Sie genießen es, nach einem anstrengenden Tag zusammen zu sein.«
»Wie findest du es, wenn einer von ihnen Wein einschenkt? Die Flasche hält?«
»Das versuchen wir. Arbeitest du das mal aus, P.J.?«
Nickend ergriff die lebhafte P.J. ihren Block. Jetzt wusste Ty auch, wie sie hieß.
»Es sollte auch Wasser dabei sein.« Die zweite Frau, eine Rothaarige, die verärgert und gelangweilt aussah, unterdrückte ein Gähnen.
»Ach, haben wir Kris bei ihrem Schläfchen gestört?«, sagte Sophia süß, und Ty bemerkte ein rasches Aufblitzen unter den gesenkten Lidern der Frau.
»Ich finde Vorortszenen langweilig. Wasser bringt zumindest noch ein weiteres Element hinein – und unterschwellige Sexualität.«
»Kris will Wasser.« Sophia nickte und begann wieder durchs Zimmer zu laufen. »Wasser ist gut.
Ein Teich. Ein See. Das macht das Licht gut. Spiegelt wider. Sieh mal, Ty. Was denkst du?«
Er tat sein Bestes, um sich zu beteiligen und intelligent auszusehen, als Trace ihm seinen Skizzenblock hinhielt. »Ich verstehe nichts von Werbung. Es ist eine hübsche Zeichnung.«
»Du schaust dir doch Werbung an«, rief Sophia ihm ins Gedächtnis. »Ständig, ob du die Botschaft nun bewusst aufnimmst oder nicht. Was sagt das Bild dir?«
»Es sagt, dass sie auf einer Veranda sitzen und Wein trinken. Warum können sie keine Kinder haben?«
»Warum sollten sie?«
»Du willst ein Paar auf einer Veranda. Veranda bedeutet für gewöhnlich Zuhause. Warum sollten sie keine Kinder haben?«
»Weil wir keine kleinen Kinder in einer Werbung für alkoholische Getränke haben wollen«, erwiderte Kris leicht gereizt. »Werbegesetz 101.«
»Dann eben ein Hinweis auf Kinder. Ein paar Spielzeuge auf der Veranda. Das besagt, dass diese Menschen eine Familie haben, bereits seit einer Weile zusammen sind und immer noch gern gemeinsam auf der Veranda sitzen und am Ende des Tages ein Glas Wein miteinander trinken. Das ist sexy.«
Kris wollte schon ihren Mund aufmachen, bemerkte aber, wie Sophias Augen zu leuchten begannen. Klugerweise machte sie ihn wieder zu.
»Das ist gut. Das ist hervorragend«, sagte Sophia. »Lass Spielzeug auf der Veranda herumliegen, Trace. Stell die Flasche Wein auf den Tisch mit den Kerzen. Hier seht ihr unser nettes, aber schickes Vorortpaar.«
»Feiere den Sonnenuntergang«, murmelte sie.
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