Im Sturm des Lebens
jetzt fertig. Sollen wir nicht zur Villa gehen? Du kannst sicher sein, dass ich nicht noch einmal einen Anfall bekomme.«
»Das glaube ich. Soll ich deinen Mantel holen?«
»Nein, es geht schon.« Lächelnd zog sie sein Jackett enger um sich. »Ich habe ja deine Jacke.«
Der Garten der Villa erstrahlte in tausend Feenlichtern. Auf der beheizten Terrasse standen Blumen und Buchsbäume. Tische luden die Gäste ein, sich unter den Sternenhimmel zu setzen, und die Nacht und die Musik, die durch die Fenster drang, zu genießen.
Pilar gönnte sich noch einen Moment an der frischen Luft, bevor sie sich den Gästen widmete und ihre Pflicht tat. Sie überlegte, ob sie heimlich eine Notfall-Zigarette rauchen sollte.
»Versteckst du dich?«
Pilar zuckte zusammen, entspannte sich aber rasch wieder, als sie sah, dass es nur ihr Stiefvater war. »Erwischt.«
»Ich habe mich auch hinausgeschlichen.« Er blickte
sich übertrieben wachsam um und flüsterte: »Hast du welche dabei?«
Sie lachte. »Nur eine«, flüsterte sie zurück. »Wir können sie uns teilen.«
»Zünd sie an, Partner. Deine Mutter ist beschäftigt. Wir haben genügend Zeit.«
Sie zündete die Zigarette an, und kurz darauf standen sie in einer dunklen Ecke und ließen sie verschwörerisch hin und her gehen.
Entspannt lehnte sich Pilar gegen die Hauswand. In den Weinfeldern glitzerten Lichter, die auf den nackten Zweigen der Weinstöcke steckten. Hinter ihnen erklang Musik.
»Es ist eine schöne Party.«
»Wie immer.« Bedauernd drückte Eli die Zigarette aus. »Du, deine Mutter und Sophia habt euch dieses Jahr ziemlich verausgabt. Ich hoffe, Teresa hat dir gesagt, wie dankbar wir dir für die Arbeit sind, die du in dieses Fest gesteckt hast.«
»Ja. Auf ihre Art.«
»Dann danke ich dir jetzt auf meine.« Eli legte die Arme um sie und begann mit ihr zu tanzen. »Eine hübsche Frau sollte niemals ohne Tanzpartner sein.«
»O Eli.« Sie lehnte den Kopf an seine Schulter. »Was würde ich nur ohne dich tun? Ich bin eine solche Katastrophe.«
»Du doch nicht! Pilar, du warst eine erwachsene Frau mit einem Kind, als ich deine Mutter heiratete. Ich habe versucht, mich nicht in dein Leben einzumischen.«
»Ich weiß.«
»Das macht Teresa schon für uns beide«, fuhr er fort und brachte sie damit zum Kichern. »Trotzdem«,
sagte er, »möchte ich dir meine ehrliche Meinung sagen. Er war nie gut genug für dich.«
»Eli ...«
»Er wäre nie gut genug für dich gewesen. Du hast viele Jahre an Tony Avano vergeudet, aber es ist dir zumindest gelungen, aus deiner Tochter einen wunderbaren Menschen zu machen. Hüte das und verschwende nicht den Rest deines Lebens damit, dir zu überlegen, warum deine Ehe nicht funktioniert hat.«
»Er hat René geheiratet. Einfach so.«
»Umso besser.« Eli nickte, als Pilar ihn fassungslos anblickte. »Für dich, für Sophia, für alle Beteiligten. Sie passen hervorragend zusammen. Und seine neue Ehe entfernt ihn noch ein Stück mehr aus deinem Leben. Wenn es nach mir ginge, würde er auch aus dem Unternehmen verschwinden müssen. Und das wird vermutlich im Laufe des nächsten Jahres auch passieren.«
»Er ist gut in seinem Job.«
»Andere sind genauso gut und verursachen mir keine Magengeschwüre. Deine Mutter hatte Gründe, ihn zu behalten, aber diese Gründe sind nicht mehr so wichtig wie zuvor. Lass ihn gehen«, sagte Eli und küsste Pilar auf die Stirn. »Entweder geht er unter, oder er schwimmt. Ganz gleich was, es ist nicht mehr dein Problem.«
Auf der darunter liegenden Terrasse lauschte Tony diesem Gespräch, und sein Mund wurde hart. Er ärgerte sich immer noch über die, wie er fand, unnötige und unpassende Attacke seiner Tochter, die zudem in der Öffentlichkeit stattgefunden hatte.
Er glaubte nicht wirklich, dass die Giambellis ihn hinauswerfen würden. Aber sie würden ihm das Leben schwer machen. Sie hielten ihn für dumm und
gedankenlos. Aber da irrten sie sich. Er hatte schon einen Plan, wie er seine finanzielle Situation sichern konnte. Und er brauchte weiß Gott Geld, und zwar viel. René hatte seine Ressourcen bereits zusammenschmelzen lassen.
Natürlich war es unklug gewesen, sich mit Kris einzulassen, und er tat auch schon sein Bestes, um die Sache so vorsichtig wie möglich zu beenden. Bis jetzt hatte sich dies allerdings als problematischer erwiesen, als er es sich vorgestellt hatte. Es schmeichelte ihm natürlich, dass eine so junge Frau wie Kris ihn derart anhimmelte. Und dass sie so
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