Im Sturm des Lebens
achtundvierzig, David, und du bist ... nun, du nicht.«
Über diesen Einwand musste er lachen. »Du wirst doch ein paar Jahre nicht als Vorwand nehmen ...«
»Es ist kein Vorwand. Es ist eine Tatsache. Eine weitere Tatsache ist, dass wir uns erst seit kurzem kennen.«
»Acht Wochen und zwei Tage. Und so lange stelle ich mir schon vor, wie es ist, dich zu berühren.« Er streichelte ihr über die Haare. »Ich hatte nicht vor, in dein Gewächshaus zu stürmen und dir die Kleider vom Leib zu reißen. Aber dann ergab es sich so. Du hättest es gern ein bisschen konventioneller? Ich hole dich um sieben zum Abendessen ab.«
»David! Mein Mann ist erst seit ein paar Wochen tot.«
»Dein Ex-Mann«, erwiderte er kühl. »Stell ihn nicht zwischen uns, Pilar. Das dulde ich nicht.«
»Dreißig Jahre kann man nicht einfach so über Nacht ablegen, ganz gleich, wie die Umstände waren.«
David packte sie bei den Schultern und zog sie auf die Zehenspitzen. Erst da merkte sie, wie zornig er war. »Tony Avano ist nicht mehr deine Sicherheitszone, Pilar! Gewöhn dich daran. Und gewöhn dich an mich.«
Er küsste sie noch einmal, ein langer, harter Kuss, dann ließ er sie los. »Sieben Uhr«, sagte er und marschierte in den Regen hinaus.
Dieser wertlose Hurensohn sollte sein Leben oder das von Pilar nicht noch aus dem Grab heraus kompliziert machen, beschloss David. Mit langen Schritten eilte er über den Weg. Er kochte vor Wut. Das würde er nicht zulassen. Er würde mit ihr ganz aufrichtig sprechen, und alle Geheimnisse und Schatten ans Licht zerren. Bald schon.
Weil er finster zu Boden schaute und auch Sophia nach unten blickte, während sie durch den Regen rannte, stießen sie auf dem Weg zusammen.
»Upps«, machte sie und hielt mit einer Hand den Hut fest, den sie wegen des Regens aufgesetzt hatte. »Ich dachte, Sie wären nach Hause gegangen.«
»Ich musste erst noch was erledigen. Ich habe gerade versucht, Ihre Mutter zu verführen. Haben Sie damit ein Problem?«
»Äh ...«
»Kein Kinnhaken? Keine bissige Bemerkung?«
Obwohl seine überraschende Erklärung Sophia etwas benommen machte, erkannte sie doch, dass sie einen wütenden, frustrierten Mann vor sich hatte. »Nein. Tut mir Leid. Ich arbeite noch daran.«
»Nun, wenn Sie damit fertig sind, schicken Sie mir einen Bericht.«
Als er weiterstürmte, konnte Sophia den Dampf, den er abließ, beinahe sehen. Sie hielt erneut ihren Hut fest und rannte zum Gewächshaus.
Pilar stand da und betrachtete ihren Arbeitstisch. Töpfe waren umgefallen und zerbrochen, und einige Schösslinge waren bis zur Unkenntlichkeit zerdrückt.
Sophia konnte sich lebhaft vorstellen, was passiert war. »Mama?«
Pilar zuckte zusammen und griff rasch nach ihren Gartenhandschuhen. »Ja?«
Langsam trat Sophia auf sie zu. Die Wangen ihrer Mutter waren gerötet, und ihre Haare waren zerzaust.
»Ich habe gerade David getroffen.«
Pilar ließ die Handschuhe fallen und bückte sich rasch, um sie wieder aufzuheben. »Oh?«
»Er sagte, er habe versucht, dich zu verführen.«
»Was?« Entsetzen schnürte Pilar die Kehle zu.
»Und so, wie du aussiehst, stimmt das auch.«
»Es war nur eine ...« Nervös ergriff Pilar ihre Schürze, konnte sich aber plötzlich nicht mehr erinnern, wie sie sie anziehen musste. »Wir hatten eine Auseinandersetzung, und er war ärgerlich. Es ist wirklich nicht der Rede wert.«
»Mama!« Sanft nahm Sophia ihr die Handschuhe und die Schürze ab und legte sie weg. »Empfindest du etwas für David?«
»Wirklich, Sophia, was für eine Frage ...«
Auf die du nicht antwortest, dachte Sophia. »Versuchen wir es einmal andersherum. Fühlst du dich von ihm angezogen?«
»Er ist ein attraktiver Mann.«
»Da stimme ich dir zu.«
»Wir sind nicht ... das heißt, ich bin nicht ...« Pilar stützte sich auf dem Arbeitstisch ab. »Ich bin zu alt dafür.«
»Sei nicht albern. Du bist eine schöne Frau in der Blüte deiner Jahre. Warum solltest du keine Romanze haben?«
»Ich suche keine Romanze.«
»Dann vielleicht Sex.«
»Sophie!«
»Mama!«, sagte Sophia im gleichen entsetzten Tonfall. Dann schlang sie die Arme um ihre Mutter. »Ich bin hierher gekommen, weil ich Angst hatte, ich hätte deine Gefühle verletzt, und du wärst böse auf mich. Stattdessen finde ich dich hier erhitzt und zerzaust nach einem kleinen Gerangel mit unserem neuen und äußerst attraktiven Geschäftsführer. Es ist wundervoll!«
»Es ist nicht wundervoll, und es wird nicht wieder
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