Im Sturm: Thriller (German Edition)
Seltsam fand der Sergeant, daß er mit fünf Schuß weniger als gewöhnlich zurück an die Front mußte.
»Sie sind verletzt, Pascha.« Der jüngere Mann schüttelte den Kopf.
»Ach was, ich habe mir nur beim Aussteigen aus dem Hubschrauber den Handrücken aufgekratzt.« Alexejew saß dem Kommandeur gegenüber und leerte eine Feldflasche Wasser.
»Wie ging der Angriff?«
»Der Widerstand war erbittert. Man sagte uns, wir hätten mit zwei Bataillonen Infanterie und Panzern zu rechnen, ich aber glaube, daß wir es eher mit dem dezimierten Reg0iment zu tun hatten, das aus gut vorbereiteten Positionen heraus verteidigte. Dennoch gelang uns der Durchbruch fast. Der kommandierende Oberst hatte einen guten Plan, und seine Männer schlugen sich tapfer. Wir warfen den Feind bis in Sichtweite des Angriffsziels zurück. Für die nächste Attacke möchte ich ein Regiment von der OMG abziehen.«
»Das ist uns nicht gestattet.«
»Wie bitte?« fragte Alexejew verdutzt.
»Die Operativen Mobilen Gruppen müssen intakt bleiben, bis der Durchbruch erzielt ist. Befehl aus Moskau.«
»Nur ein Regiment mehr wird die Entscheidung bringen. Das Ziel ist in Sicht! Wir haben eine Mot-Schützendivision aufreiben lassen, um so weit zu kommen, und die Hälfte einer weiteren verloren. Diese Schlacht kann gewonnen, die Front der Nato entscheidend durchbrochen werden, wenn wir handeln, und zwar jetzt!«
»Sind Sie sicher?«
»Ja, aber wir müssen sofort zuschlagen. Das führende Regiment der 30. Garde-Panzerdivision ist nur eine Stunde von der Front entfernt. Wenn wir es binnen einer halben Stunde in Marsch setzen, kann es am nächsten Angriff teilnehmen. Im Grunde sollten wir die ganze Division heranführen.«
»Gut, ich will STAWKA um Erlaubnis bitten.«
Alexejew lehnte sich zurück und schloß die Augen. Typisch für die sowjetische Befehlsstruktur: Selbst der Befehlshaber eines Operationsgebietes mußte um Erlaubnis fragen, wenn er vom Plan abweichen wollte. Die Genies vom Generalstab in Moskau brüteten eine Stunde lang über ihren Karten; dann wurde das erste Regiment der 30.Garde-Panzerdivision freigestellt und erhielt den Befehl, zusammen mit der Mot-Schützendivision am nächsten Angriff teilzunehmen. Es traf jedoch mit Verspätung ein, und die Attacke mußte um neunzig Minuten verschoben werden.
Second Lieutenant Terry Mackall – er war viel zu müde, sich wegen der Beförderung Gedanken zu machen – fragte sich, wie ernst man diese kleine Panzerschlacht an der Spitze nahm. Zwei Bataillone der Bundeswehr trafen mit Kettenfahrzeugen ein und lösten die erschöpfte deutsche Infanterie ab, um in dem Dorf und seiner Umgebung Verteidungsstellungen vorzubereiten. Eine Kompanie mit Leopard-Panzern und zwei Züge mit Abrams M-1 verstärkten die Position. Den Oberbefehl hatte ein deutscher Oberst, der mit dem Hubschrauber eintraf und alle Verteidigungsstellungen inspizierte. Zäher kleiner Kerl, dachte Mackall, Heftpflaster im Gesicht, schmaler, verkniffener Mund. Wenn der Russe hier durchbrach, konnte er in der Lage sein, jene deutschen und britischen Verbände, die den tiefsten russischen Vorstoß in den Vororten von Hannover gestoppt hatten, in der Flanke anzugreifen. Aus diesem Grund war der Kampf um Bieben für die Deutschen so wichtig.
Die deutschen Leoparden lösten die Amerikaner an der Front ab, und die Kompanie hatte nun wieder ihre volle Stärke von vierzehn Fahrzeugen erreicht. Mackall befehligte die südliche Gruppe, fand die letzte Linie vorbereiteter Stellungen südöstlich des Dorfes, schritt seinen Abschnitt ab und besprach sich mit jedem Panzerkommandanten. Die Deutschen hatten gründliche Arbeit geleistet. Stellungen, vor denen nichts wuchs, waren mit verpflanztem Buschwerk getarnt. Fast alle Dorfbewohner hatte man evakuiert, doch eine Handvoll Menschen war nicht bereit, ihre Häuser im Stich zu lassen. Einer von diesen brachten den Panzerbesatzungen eine warme Mahlzeit, doch Mackalls Leute hatten keine Gelegenheit, sie zu essen. Der Richtschütze reparierte zwei lose Klemmen und stellte den widerspenstigen Feuerleitrechner neu ein. Ladeschütze und Fahrer arbeiteten an einer losen Kette. Noch ehe sie fertig waren, begannen um sie herum Artilleriegranaten einzuschlagen.
Alexejew wollte dabeisein. Er hatte eine Telefonverbindung zur Division und hörte den Führungskreis der Division ab. Der Oberst – Alexejew beabsichtigte, ihm zum General zu machen, wenn der Angriff Erfolg hatte — beschwerte
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