Im Sturm: Thriller (German Edition)
Mot-Schützendivisionen stark dezimiert worden.
Die Besatzung öffnete die Luken, um frische Luft in den stickigen Turm zu lassen. Auf dem Boden klapperten fünfzehn leere Kartuschen herum. Der Feuerleitrechner war wieder einmal ausgefallen, aber Woody hatte vier Panzer abgeschossen, zwei sogar mit sowjetischen Offizieren. Der Kompaniechef kam im Jeep angefahren.
»Drei Panzer beschädigt«, meldete Mackall. »Müssen geborgen und repariert werden.« Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. »Dieses Dorf nehmen sie uns nie ab!«
»Die Bundeswehreinheiten haben die Entscheidung gebracht.« Der Lieutenant nickte. »Okay, zurück zum Versorgungspunkt Munition.«
»Ach ja, beim letzten Mal bekamen wir fünf Schuß zuwenig.«
»Die Munitionszuweisung ist gekürzt worden, weil der Nachschub nicht so rasch wie erwartet über den Atlantik kommt.«
»Dann soll jemand diesen Ärschen von der Navy ausrichten, wir könnten die Russen zurück über die Grenze werfen, wenn die Marine nur ihren Part richtig spielen würde.«
USS Pharris
Noch nie hatte Morris auf der Reede Hampton Roads so viele Schiffe gesehen. Mindestens sechzig Frachter schwojten vor Anker, und eine verstärkte Eskorte war im Begriff, sie hinaus auf See zu geleiten. Auch die Saratoga lag hier; an Land wurde Ersatz für ihren Hauptmast gefertigt. Zahlreiche Flugzeuge kreisten, und mehrere Schiffe hatten ihr Suchradar aktiviert für den Fall, daß sich ein sowjetisches U-Boot an die Küste heranschlich und Cruise Missiles auf die dicht liegenden Schiffe abfeuerte.
Die Pharris bunkerte und nahm Treibstoff für ihren Hubschrauber an Bord. Der ASROC und die sechs Düppelraketen, die sie verschossen hatten, waren bereits ersetzt worden. Ansonsten mußte nur noch Verpflegung an Bord genommen werden. In zwölf Stunden sollten sie wieder auslaufen: ein Zwanzig-Knoten-Geleitzug, der schweres Gerät und Munition in die französischen Häfen Le Havre und Brest bringen sollte.
Morris hatte eine Lagemeldung des Nachrichtendienstes der Flotte zu sehen bekommen. Das Gesamtbild war inzwischen noch düsterer. Zwanzig U-Boote der Nato besetzten nun die Lücken zwischen Grönland, Island und Großbritannien, um den Verlust der SOSUS-Barriere einigermaßen wettzumachen. Sie hatten eine beträchtliche Anzahl sowjetischer U-Boote versenkt, meldeten aber auch, daß ihnen einige durchs Netz geschlüpft waren, und Morris wußte, daß auf jeden gemeldeten Durchbruch vier oder fünf unbekannte kamen. Der erste Geleitzug hatte die Überfahrt so gut wie unbelästigt hinter sich gebracht, denn die wenigen sowjetischen U-Boote, die sich damals im Atlantik befunden hatten, waren gezwungen gewesen, ihre Ziele mit großer Fahrt lärmend anzulaufen. Inzwischen sah das anders aus. Nun lauerten im Atlantik um die sechzig Boote, mindestens die Hälfte mit Nuklearantrieb.
Dann die Backfire. Der Geleitzug sollte eine südliche Route nehmen, die die Überfahrt um zwei volle Tage verlängerte, aber die sowjetischen Bomber zwang, an der äußersten Grenze ihrer Reichweite zu operieren. Dreißig Minuten vor jedem Satellitendurchlauf sollte der Geleitzug auf Westkurs gehen in der Hoffnung, daß die Sowjets ihre Bomber und U-Boote dann an die falsche Stelle beorderten. Zwei Trägerverbände waren auf See und sollten nach Möglichkeit Unterstützung bieten. Ihre Aufgabe war es, die Backfire in eine Falle zu locken. Zu diesem Zweck fuhren sie auf Umwegen und versuchten, sich der Erfassung durch Satelliten zu entziehen. Morris wußte, daß das möglich, nur eine komplizierte Geometrieaufgabe war, die Bewegungsfreiheit der Träger aber stark einschränkte. Zudem würden die Träger wertvolle U-Jagd-Flugzeuge vom Geleitzug abziehen. Morris, der das Rauchen schon vor Jahren aufgegeben hatte, steckte sich eine filterlose Zollfreie an und sagte sich, die zusätzliche Gefährdung seiner Gesundheit sei derzeit nur Nebensache. Inzwischen waren neun Zerstörer und Fregatten versenkt worden, zwei mit der gesamten Besatzung.
Island
Edwards hatte die rostroten Höhenlinien auf der Karte hassen gelernt. Jede bedeutete einen Höhenunterschied von zwanzig Metern. Stellenweise waren diese Linien drei Millimeter voneinander entfernt. Anderswo aber lagen sie so dicht beieinander, daß der Lieutenant halb damit rechnete, auf eine senkrechte Felswand zu stoßen. Er war einmal mit seinem Vater in Washington gewesen und erinnerte sich noch, mit welcher Verachtung sie an den Schlangen vor den Aufzügen zum
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